Friedensgebet fand erstmals im Garten der Religionen auf dem Friedhof statt Bei der Premiere waren Schirme und Regenjacken gefragt

Bei der zehnten Ausgabe des Dietzenbacher Friedensgebets, das erstmals im Garten der Religionen trotzten die Teilnehmer auf dem Friedhof mit Schirmen und Regenjagen ausgestattet tapfer der Witterung. Foto: Schmedemann

Dietzenbach (liz) – Die Besucher des diesjährigen Friedensgebetes, das die Arbeitsgemeinschaft der Religionen in Dietzenbach (ARD) organisiert hatte, hielten der ungemütlichen Witterung tapfer mit Schirm und Schal stand. Diese Ausgabe war aus zweierlei Hinsicht etwas Besonderes: „Als wir im Sommer 2011 das erste Friedensgebet zelebrierten, hatten viele gehofft, aber wohl wenige erwartet, dass es diese Organisation in zehn Jahren immer noch gibt“, sagte Horst Schäfer, Sprecher der ARD.

Zum zehnten Jubiläum des Friedensgebetes freuten sich die Beteiligten, dass dieses fortan im „Garten der Religionen“ stattfinden konnte. Das Projekt, das ein Zeichen der Verbundenheit auf dem Dietzenbacher Friedhof setzt (wir berichteten), hat die ARD damit offiziell eingeweiht.

Dies nahm Schäfer zum Anlass, den rund 70 Besuchern einen kurzen Ein- und Rückblick in die interreligiöse Arbeit der Gemeinschaft zu geben, der neun Gemeinden aus der Kreisstadt angehören und durch Vertreter des jüdischen Glaubens ergänzt werden. Die ARD hatte sich unter anderem für die sarglose Bestattung nach muslimischem Brauch eingesetzt; das Gräberfeld befindet sich in Sichtweite zum Garten der Religionen. Des Weiteren haben sich die Aktiven immer wieder für informierende oder aufklärende Gespräche mit und in der Öffentlichkeit starkgemacht, etwa zum Thema Radikalisierung, Erziehung zum Frieden oder Gewalt gegen Frauen. Auch den Anstoß für islamischen Religionsunterricht in der Sterntaler- und Aueschule hat das Bündnis gegeben.

Mehr auf Seite 2

„Ich mache hier mal einen Schlussstrich“, sagte Schäfer und verdeutlichte dadurch noch einmal, dass sich die Arbeitsgemeinschaft zu einem wichtigen Ansprechpartner für Menschen jeder Herkunft und Religion entwickelt hat. Die Fürbitten der einzelnen Vertreter der Gemeinden griffen Themen wie Toleranz und Versöhnung auf, handelten von der Pflege der Gemeinschaft untereinander oder vom Miteinander der Generationen.

Letzterer Beitrag stammte von zwei Firmlingen der Sankt-Martin-Gemeinde.

Eine weitere Premiere feierte Abedali Ettahri, der anstelle der Tawhid-Moschee als Vertreter des jüngst gegründeten marokkanischen Förder- und Kulturvereins das Wort ergriff. Er sprach von der Bewahrung der Schöpfung. Einen ausgewählten Teil dieser zeigt der Garten in seiner botanischen Vielfalt. Die einzelnen Pflanzen und Kräuter, die dort auf neun Hektar gedeihen und verderben, sind in einer Broschüre aufgeführt, die nun, passend zur Einweihung, erschienen ist. Sie ist entweder im Garten selbst oder bei den einzelnen Gemeinden kostenlos erhältlich. Darin lässt sich die Entstehungsgeschichte des Gartens nachvollziehen, der auf Initiative von Renate Bottmann vor rund zwei Jahren in Zusammenarbeit mit den Friedhofsmitarbeitern entstanden ist.

Friedhofsverwalter Lutz Berger – der das Friedensgebet musikalisch begleitete – hat sich dem Projekt mit Leidenschaft hingegeben.

Die Umsetzung des Gartens lag nicht nur Berger am Herzen; durch die finanzielle Unterstützung von Norbert Kern konnte eine Stele des „Engels der Kulturen“, der 2016 als Intarsie seinen Weg auf den Europaplatz gefunden hat, realisiert werden. Beheizbare Bänke zwischen den Erdhügeln, auf denen die Pflanzen wachsen, laden zum Verweilen ein. „Unsere Kreisstadt ist um ein Kleinod reicher geworden“, findet Bürgermeister Jürgen Rogg.