Starkregen wird durch Versiegelung zum Problem Wasser versickert schlecht

Entlang der Bieber befinden sich diverse Hochwasserrückhaltebecken – so etwa auch an der Kläranlage. Foto: Respondek/p

Dietzenbach – Große Herausforderungen: Davor wird Dietzenbach gestellt, wenn es in der Region zu einem 100-jährlichen Regenereignis kommt. Schließlich tritt Starkregen im gesamten Stadtgebiet auf und kann aufgrund der Versiegelung nur schlecht versickern, wie Klimamanagerin Sigita Urdze deutlich macht. Zudem ist auf die Kanalisation bei solch einer Niederschlagsmenge nur wenig Verlass. Im Ahrtal etwa kamen vergangenen Sommer teils mehr als 100 Liter pro Quadratmeter in nur 24 Stunden herunter. Die Dietzenbacher Kanalisation ist jedoch nur auf Regenereignisse vorbereitet, wie sie nach theoretischen Berechnungen alle drei beziehungsweise alle fünf Jahre vorkommen, wie Tim Stanzel, Kanal-Projektleiter der Abteilung Abwasserentsorgung der Stadtwerke, erklärt. Mehr auf Seite 2

Die städtische Verwaltung will dies jedoch ändern: Einen ersten Schritt ist sie bei der Sanierung der Justus-von-Liebig-Straße gegangen. Hier wurde ein Kanalrohr mit einem Durchmesser von 2,40 Metern und somit das bisher größte Rohr in Dietzenbach verlegt. Allerdings: „Wir können nicht über mehrere Kilometer hinweg die Erde aufreißen“, wirbt Sandra Homberg, Fachbereichsleiterin für Bau- und Immobilienmanagement, um Verständnis. Neben der logistischen sei dies auch eine finanzielle Frage.

Ohnehin liegt die Lösung nicht allein in einer Vergrößerung des Abwassersystems, sondern auch in der Entsiegelung von Flächen. „Dietzenbach muss sich zu einer Schwammstadt entwickeln“, erläutert Stanzel. Das heißt: Das Wasser muss möglichst an der Stelle versickern, auf der es aufkommt. Dies führt etwa zu einer Entlastung der Kanalisation. Aus diesem Grund will die Stadt, wie Homberg mitteilt, unter anderem neben dem Dach des Capitols noch weitere Dächer bepflanzen. Zudem haben die Stadtwerke in der Waldstraße sogenannte Versickerungsmulden angelegt, in die das Regenwasser fließen soll. Zu weiteren Entsiegelungen kommt es außerdem im Zuge der Radwegeplanung an der L3001 entlang der Ernst-Reuter-Schule und bei den anstehenden Bauarbeiten an der Kreuzung der Kreisquerverbindung und der Justus-von-Liebig-Straße, wie die Fachbereichsleiterin mitteilt.

Homberg betont jedoch zugleich, dass in puncto Entsiegelung die Verantwortung nicht ausschließlich bei der Stadt liegt. Auch die Dietzenbacher müssten hier ihren Teil dazu beitragen. „Es sind insbesondere die Steingärten, die uns große Sorgen bereiten“, so Homberg. Diese seien nicht allein schlecht für Insekten und Vögel, sondern verhinderten zugleich, dass das Regenwasser versickern könne.

Die Chefin für Bau- und Immobilienmanagement verdeutlicht jedoch gleichzeitig, dass man mit den unumgänglichen Maßnahmen den Folgen des Starkregens nur entgegenwirken, diese jedoch nicht vollständig verhindern könne. Anders hingegen sehe die Situation im Hinblick auf Hochwasser aus. „Denn hier wissen wir, wo es vorkommen wird, und können entsprechende Maßnahmen treffen“, erklärt Homberg. So habe die Stadt an besonders gefährdeten Stellen entlang der Bieber Hochwasserrückhaltebecken eingerichtet. Zu finden sind diese etwa im Stadtpark, an der Waldstraße und an der Kläranlage. Zusätzlich plant die Stadt, an der Kirchbornstraße ab 2023 ein weiteres Becken zu bauen. Zum Schutz vor Überschwemmungen wird das Regenwasser zudem in verschiedenen Baugebieten vom Kanal in Gräben weitergeleitet. Dies ist beispielsweise an der Nordweststraße, dem Rathaus und der Nibelungenstraße der Fall. Mit den Kontroll- und Pflegearbeiten der Dietzenbacher Gewässer sorgen die Mitarbeiter der Stadtwerke zudem dafür, dass das Wasser stets abfließen kann und sich nicht an einer Stelle staut.

VON ANNA SCHOLZE