SPRENDLINGER KERB Nach der Corona-Pause ist dieses Jahr vieles anders Neuauflage mit Besonderheiten

Als die Hitze abends allmählich nachließ, füllte sich der Biergarten zusehends. Genial war die Stimmung am Samstag beim Konzert von Eine Band namens Wanda. Foto: Häfner

Dreieich – Der fetzige Auftakt vertreibt die müden Geister: Mit „Jetzt ist wieder Kerwezeit“ zur Melodie von „Rockin’ all over the World“ von Status Quo eröffnet das Duo SteinBock am Sonntag mit den Pfarrern Michael Zlamal und Claudia Orzechowsky den Kerbgottesdienst auf dem Festplatz an der Mittelstraße. Die Kerbborschen marschieren auf die Bühne und stimmen ein – auch wenn’s manchem hörbar schwerfällt.

Tag drei der 306. Sprendlinger Kerb beginnt fröhlich, er wird aber auch von einem traurigen emotionalen Moment geprägt. In der Nacht zum Freitag ist Hermann Beck im Alter von 68 Jahren verstorben. Zu Ehren des langjährigen Mitstreiters lassen die „Gelbhemden“ bunte Ballons in den Himmel steigen.

„Die Flugsicherung hat uns dafür sehr kurzfristig und unbürokratisch die Genehmigung erteilt“, berichtet der Vorsitzende des Kerbteams, Olli Bohrer. Vieles ist anders in diesem Jahr bei der Sprendlinger Kerb. Das fängt bei den 26 Kerbborschen an. Die sind ein bunt gemischter Haufen im Alter von Anfang 20 bis Mitte 50. Ein Großteil hatte sich schon für 2020 beworben, aber dann kam Corona.

Deshalb steht auf den Schärpen „Jahrgang 2020/21/22“. Das ist einmalig in der Kerbhistorie. Und noch ein Alleinstellungsmerkmal zeichnet die Truppe um Kerbvadder Marc Bockelmann aus: Patrick (55) und Robin Fröhlich (24) halten als Vater und Sohn gemeinsam die Tradition hoch. Der Papa hatte in seiner Jugend „nicht so den rechten Zug“, Kerbborsch zu werden, erzählt er. Obwohl’s viele aus seiner Klasse taten. Es dann mit dem Sohnemann zusammen zu machen, sei aus einer Bierlaune heraus entstanden. Der Junior findet’s top – „ich bereue nichts“. Der Einmarsch auf den Festplatz am Freitagabend, begleitet von Bengalos, hat bei beiden Gänsehaut erzeugt. „Es war sensationell schön“, sagt Patrick Fröhlich.  fm

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Aber auch eine Tradition ist am ersten Kerbtag zu Ende gegangen. Das Aufstellen des Baums wurde mehr als 100 Jahre lang von einem Mitglied der Zimmermannsfamilie Werkmann begleitet, in den vergangenen Jahren von Andreas Werkmann. Aus gesundheitlichen Gründen hat er das „Ehrenamt“ nun aufgeben müssen. Werkmann hat sich am Freitag aber ein Plätzchen mit direktem Blick aufs Geschehen gesichert. „Die haben das gut gemacht“, attestiert er den Kerbborschen, denen mit Wolfgang Heßler und Norbert Hunkel zwei erfahrene Handwerker zur Seite stehen.

Nichts verlernt hat auch Bürgermeister Martin Burlon. Er sei schon ein bisschen aufgeregt, gesteht er. Dann aber braucht er nur drei Schläge, um das Bier fließen zu lassen. Derweil füllt sich der Festplatz allmählich, auch wenn die Bänke nicht bis auf den letzten Platz besetzt sind. Auf der Bühne macht die Frankfurter Oktoberfest-Band den Anfang, gibt das Staffelholz dann an Die Junx aus Hamburg weiter.

Das Duo hat eine große Fangemeinde in Dreieich, wie auch Eine Band namens Wanda, die den Biergarten am Samstagabend in ein Tollhaus verwandelt. Wem es auf dem Festplatz zu betriebsam ist, der hat in diesem Jahr eine neue Anlaufstelle.

Marcus Ebert und Familie betreiben erstmals eine Gartenwirtschaft. In „Eberts Gudd’ Stubb“ in der Joinviller Straße 9 gibt’s gegrillte Würste und hessische Tapas für kleines Geld. „Es macht Riesenspaß. Wir lernen die neuen Nachbarn kennen und tragen zur Belebung der Kerb bei“, erzählt Marcus Ebert.  fm