Waldjugend-Mitglieder machen Nistkästen fit für den Frühling Erst mal anklopfen

Fit für den Frühling: Auf Initiative der Deutschen Waldjugend haben Freiwillige Nistkästen rund um das Patershäuser Feld gesäubert. Foto: m

Heusenstamm – Auf den Feldern am Waldrand liegt eine Puderzuckerschicht Reif. Jede Pfütze bedeckt eine stabile Eisschicht, Jogger, die vorbeitraben, grüßen freundlich und stoßen weiße Wolken warmen Atems aus.

Hinterm Sommerfeld ergibt sich ein Bild von tiefstem Winter. Doch die Zeichen des Frühlings sind ebenso unverkennbar und rufen die Ortsgruppe der Deutschen Waldjugend (DWJ) auf den Plan. Bevor die angekündigten 14 Grad die Vogelwelt zur Paarung und Nestbau verführt, müssen die aufgehängten Nistkästen geräumt werden.

Waldjugend-Leiter Dietmar Tinat begrüßt bei eisiger Kälte und Sonnenschein ein Dutzend Kinder und Eltern und einen Naturengel von der Gruppe, die sich für eine saubere und gesunde Umwelt einsetzt. Das passt, denn diesmal ist es der Aspekt des Frühjahrsputzes, der die Aktion prägt.

Zwischen der Scheune von Markus Wöhl und dem Baumhaus gibt der Organisator den Teilnehmern Instruktionen.

Tinat warnt vor Kronenschnitt aus Bruchholz, das kräftige Böen verursacht haben. „Nicht auf die Äste und Zweige klettern“, fordert Tinat. Handschuhe haben alle Aktiven dabei, dünne Einfachmasken können sie zum Schutz mitnehmen.

Manche Kästen habe der Kleiber mit Spiegelrinde verklebt, der obersten Schicht des Kiefernstammes. Dann lasse sich das Objekt vielleicht gar nicht öffnen.

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Wie daheim soll erst mal angeklopft werden – möglicherweise haben sich Vögel schon zum Übernachten oder Aufwärmen einquartiert. Die „Neuen“ erhalten zudem noch eine Einweisung, wie die eingeschobenen Vorderteile zu öffnen und wieder zu verschließen sind. 700 der Behausungen mit der abnehmbaren Front haben sie vor 40 Jahren in einer Höhe aufgehängt, die von einem Erwachsenen bequem zu erreichen ist.

Jüngst kamen 20 Spezialkästen für Wendehals und Gartenrotschwanz hinzu, deren Wiederansiedlung vom hessischen Umweltministerium gefördert wird. Von diesem Modell hat die Runde nur ein Exemplar gefunden. Fast alle Unterkünfte waren vorher von Blau-, Kohl- oder Haubenmeisen belegt, deren Population sich gut erholt habe, informiert der Leiter. Allein Meisen fressen und verfüttern den Eichenprozessionsspinner, betont Naturschützer Tinat, „das sind also natürliche Schädlingsbekämpfer“.

Insgesamt habe die Hälfte der Nistkästen die starken Stürme der vergangenen Jahre nicht überstanden, überschlägt der Initiator. Doch selbst von den Nisthilfen, die der Wind verschont hat, finden die drei Trupps nur noch einen Teil. „Mindestens 150 Kästen sind abhanden gekommen“, errechnet Tinat. „Sie liegen auch nicht verstreut auf dem Boden“, erkennt er an den Stellen, die er selbst aufsucht.

„Wir hängen die Behausungen immer der Wetterseite abgewandt auf, damit möglichst kein Regen in die Nester dringt.“ Das bedeute aber auch, dass ein vom Westwind entwurzelter und stürzender Baum den Vogelkasten unter sich begräbt. Dann müssten jedoch noch Spuren der Holzbeton-Konstruktionen aufzufinden sein. Sind sie aber nicht, was Tinat Diebstahl in Erwägung ziehen lässt. „Aber ohne Zange sind sie nicht abnehmbar“, verweist er auf die Technik der umgebogenen Nägel. „Und wenn der Forst tätig wird, hängen Waldarbeiter die Häuschen um“, vertraut der Ehrenamtler.

Durch die Verjüngung fehlen zudem hohle Bäume als Aufzuchtorte. Im Vorfeld hat der Verein bereits 75 Kästen rund um die Schlossallee gereinigt. Dort registrierten die Helferinnen und Helfer eine starke Population an Waldmäusen, berichtet Tinat. „In einer Behausung haben sie bis zum Eingang drei Etagen Laub gestapelt“, schildert er Spuren der Nager. Die haben sich wiederum entlang des Weges gen Patershausen rar gemacht: Durch die Auslichtung in vielen Flurstücken des Schutzgebiets finden Greifvögel jetzt wieder leichter Beute.