Bürgermeister Halil Öztas kassiert für den guten Zweck und nimmt mehr als 1500 Euro ein Gelassen an der Kasse und immer zu einem kurzen Plausch bereit

Im Rewe-Markt an der Alten Linde kassierte Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas unlängst an einem Samstagvormittag eine gute Stunde lang für drei Vereine in der Schlossstadt. Sie wurden ausgelost und erhiellten je 600 Euro. Foto: m

Heusenstamm (m) – „Er kann ja nochmal aushelfen, wenn Not am Mann ist.“

Mit einem Augenzwinkern beantwortet Kundin Monika Priebus die Frage, ob Halil Öztas sich für den Job im Supermarkt empfohlen hat. Eine Premiere war es nicht, aber im Rewe-Markt an der Alten Linde kassierte der Bürgermeister für drei Vereine in der Schlossstadt. Sie werden ausgelost und erhalten je 600 Euro.

Brigitte Flörke fand das Engagement ihres Bürgermeisters „ganz gut“, aber auch im Rathaus leiste der Sozialdemokrat gute Arbeit. „Es ist ganz sinnvoll, dass er mal mitkriegt, was die Leute im Supermarkt leisten“, beurteilte Monique Kehl.

Dabei war die Aufgabe für den Rathauschef gar nicht so neu. „Er hat vor dem Studium schon einmal an der Kasse gesessen“, verriet Ehefrau Meliha Öztas, die in Heusenstamm eine Boutique führt.

Ihr Mann ging in die Verlängerung, „weil sich die Ablösung verspätet“, informierte Markt-Assistentin Andrea Jojic. „Den kannste für alles gebrauchen“, schwärmte Eugen Kern von der „schönen Aktion für Vereine in einem schwierigen Jahr“. Auch der TSV-Fußballer sah die Chance, „Respekt vor der Arbeit der Kassiererin“ zu gewinnen. „Auf jeden Fall ist die Erfahrung wichtig“, meinte Einkäuferin Zeynap Ünal.

Einige Kunden hatten gar nicht gemerkt, wer sie da bedient. Viele aber erkannten ihren Bürgermeister, hatten sich eigens in „seine“ Schlange gestellt, um bei dem prominenten Mitarbeiter zu bezahlen. Der „Aushilfskassierer“ grüßte stets freundlich „wie geht’s?“, fast jeder Kunde reagierte mit einem flotten Spruch. Öztas lächelte freundlich und wünschte nach dem Bezahlvorgang ein schönes Wochenende.

Lauch, Gurken, Tomaten, Kohl und Ingwerwurzeln bremsten seinen Elan. Das lose Gemüse hat wie die Blumensträuße natürlich keine Code-Streifen, der über den Scanner gezogen werden kann. Der Repräsentant mit der Heusenstamm-Maske über Mund und Nase muss also eine PLU-Nummer aus einer Liste suchen und auf seinem Bildschirm antippen. Kollegin Jojic kennt alle Kennzahlen und griff dem „Neuen“ über die Schulter.

Die Idee hatte Öztas mit Markt-Inhaber Sedat Tekin ausgeheckt. Am Samstag saß der Rathauschef von elf bis nachzwölf Uhr in dem Markt. Der komplette Umsatz wird an Vereine verteilt, die in der neuen Zeit besonders leiden. Durch die Pandemie wollen sie keinerlei Veranstaltungen organisieren, die sonst die notwendigen Einnahmen für die Aktivitäten der Gemeinschaft erbringen.

Unterstützung leistete Berhan Avci, Betriebsleiter der BABA-Sicherheitsdienste, der eine freiwillige Schicht für die Aktion eingelegt hatte.

Nach einer guten halben Stunde hatte Öztas knapp 700 Euro von etwa 35 Leuten eingenommen.

„Ich muss jetzt Gas geben“, erklärte er, verbreitete jedoch keine Hektik, blieb gelassen und war immer zu einem kurzen Plausch bereit.

Viele Schlossstädter erledigen an ihrem arbeitsfreien Tag ihre Wochen-Einkäufe, Kaufmann Sdat Tekin nennt jedoch nur 20 Euro pro Einkaufs-Wagen als mittleren Wert.

Die Herausforderung sei, dass man „die Konzentration nicht verliert“, erzählte der Kommunalpolitiker. „Du musst den Kunden fragen, ob er mit Karte bezahlt und ob er Treue-Punkte sammelt und die Daten korrekt eingeben.“

Zum Glück habe ihm Andrea Jojic die ganze Zeit zur Seite gestanden, bedankte sich der Zeitarbeiter, „ohne sie hätte ich nicht dieses Ergebnis erzielt“.

Exakt 1535,67 Euro hat Halil Öztas eingenommen. Den Betrag werde er aus eigener Tasche auf 1800 Euro aufstocken, erklärte er, „damit jeder Verein 600 Euro erhält“. Auch die Spendenbox, die am Kassenband gefüllt werden konnte, wird ungeöffnet verlost, entscheidet Bürgermeister halil Öztas.