Aus dem Schoggelgaul auf die Banatzel fallen Heimat- und Geschichtsverein ist für „Heusenstämmerisches“

Rund 60 Besucher kamen zum ersten Erzählcafé zum Thema „Heusenstämmer Gebabbel“ ins Haus der Stadtgeschichte. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins plant ein Buchprojekt, in dem „Heusenstämmerisches“ festgehalten wird. Foto: Roß

Heusenstamm (red) – Auch in Heusenstamm sprechen immer weniger Menschen Dialekt. Um zumindest möglichst viele Ausdrücke und Redewendungen zu bewahren und für künftige Generationen zu erhalten plant der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Roland Krebs, ein Buchprojekt, in dem „Heusenstämmerisches“ festgehalten wird.

Zunächst hatte  der Verein aber zum Erzählcafé ins Haus der Stadtgeschichte eingeladen. Zweisprachig sei sie aufgewachsen, verkündete Heidi Friedrich den rund 60 Besuchern des Erzählcafés zum Thema „Heusenstämmer Gebabbel“ im Haus der Stadtgeschichte. Gelernt habe sie „Hessisch fer dehaam“ und „Hochdeutsch für die Außenwirkung“. Und dann nannte sie unzählige Ausdrücke, die den meisten Zuhörern bestens vertraut waren. „Geele Riewe“, das wissen alle, das sind Gelbe Rüben. Und Kinder „dappen“ nach einem Sommergewitter gern mal in eine „Pitsch“, treten also in eine Pfütze.

Für manche Dinge gebe es gleich zwei Ausdrücke, bemerkte und bewies Heidi Friedrich. Der Kopf sei in Heusenstamm „de Kopp“, ihre Mutter aber habe immer nur vom „Wersching“ gesprochen. Und umgekehrt gebe es Worte mit zwei Bedeutungen, zum Beispiel die „Stern“. Das sind die Sterne am Himmel, aber auch die Stirn.

Dialekt im Detail

Besonderes Vergnügen hatte das Publikum an einem Satz-Beispiel von Heidi Friedrich, der typisch ist für Heusenstämmer Platt: „Sinn Sie dem Sannsche sein Mann?“ Zu Beginn der Zusammenkunft hatte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, der auch ein Gedicht von Anton Meyer vortrug, den Besuchern das Buch-Projekt erläutert. Dabei gebe es viele Aspekte zu beachten. Zunächst die Frage, was sei der Heusenstämmer Dialekt, wie unterscheide er sich von den Dialekten, die etwa in Dietzenbach, Obertshausen oder Offenbach gesprochen würden.

Wie schreibt man Dialekt-Begriffe auf? Gibt es unterschiedliche Aussprachen innerhalb der Schlossstadt? Wie umfassend muss man Begriffe erläutern? Soll man Eigennamen und Utznamen sowie Gemarkungsnamen aufnehmen? Lockert man ein Wörterbuch mit Anekdoten, Sprüchen und Bräuchen auf? Schreibt man ein eigenes Kapitel über Ausdrücke, die aus dem Jiddischen und aus dem Französischen in den Dialekt aufgenommen wurden?

Doch darüber mit den Zuhörern zu diskutieren kam man zumindest an diesem Nachmittag nicht mehr. Denn Matthias Fisch, der ebenfalls schon seit längerer Zeit Dialekt-Ausdrücke festhält, hatte eine Liste mit Ausdrücken dabei, die dem Publikum Vergnügen bereiteten. Und so mancher Gast lächelte an der einen oder anderen Stelle, weil er einen Ausdruck viele Jahre nicht mehr gehört hatte.

Erzählcafé wird fortgesetzt

Dazu zählten allerdings nicht das „Woogbörnsche“ und die „Worzelschneis“ (beides Flurnamen). Schon eher fast in Vergessenheit geraten ist das „Wasserhäusje“, wie ein Kiosk nur in der hiesigen Region heißt. Beim „Schawellsche“ dürften die meisten Gäste gewusst haben, dass es sich um einen Schemel handelt. Aber was ist ein „Schoggelgaul“? Ein Schaukelpferd natürlich. Oder die „Lamperie“, das ist die Fußbodenleiste. Und wer nicht aufpasst, fällt auf die Banatzel, also auf den Kopf. Das Erzählcafé wird fortgesetzt.