Dem inneren Ruf gefolgt Heusenstammer Christian Kaschub zum Priester geweiht

Christian Kaschub (Zweiter von rechts) feiert die Messe. „Die Nähe zu Gott ist Voraussetzung, um auch nahe bei den Menschen zu sein“, sagt er. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – „Christian hat ein gutes Gespür und ist ganz nahe am Leben der Menschen.“ Viel Lob zum Start einer Karriere, aber Freund und Pfarrer Thomas Müller aus Sprendlingen in der „Toscana Rheinhessens“ wusste, über wen er spricht: Christian Kaschub, am Samstag vom Regens und Leiter des Priesterseminars in Mainz, Weihbischof Udo Bentz, mit drei Kommilitonen im Mainzer Dom zum Priester geweiht.

Zur Primiz bereitete seine Heimatpfarrei Maria Himmelskron Kaplan Kaschub einen festlichen und herzlichen Empfang. Der begann mit dem TSV-Blasorchester, das ihm daheim abholte. Vor der Pfarrkirche hatten Gemeindereferentin Natalie Lisson und Helfer einen prächtigen Blumenteppich gelegt. Aktive und ehemalige Schola erhoben die Stimmen, sämtliche Plätze waren besetzt, als der „Heusenstammer Bub“ mit Pfarrer Martin Weber, dessen Vorgänger Rupert Lammert, dem Langener Kaplan Tobias Roßbach, Kaschubs Kurs-Kollege Diakon Michael Opara sowie Pfarrer Hartmur Röhr (Heppenheim), Hermann Rink und Peter Eckstein einzogen.

Pfarrer Müller predigte über Kaschubs „fruchtbare Verbindung“ zu Gott und den Menschen, denen der Priester die Freude des Glaubens bringe. „Es ist eine Gnade, im Jahr der Barmherzigkeit geweiht zu werden“, bewertete der Gast. Der Primizant möge „die Schönheit des Glaubens zum Ausdruck bringen, liebe-, verständnisvoll und heilend mit den Schwächen anderer umgehen“. Der Neupriester segnete nach den Fürbitten, die auch ihm und seiner Familie galten, seinen Kelch und die Palla, die Abdeckung des Gefäßes. Nach der Eucharistiefeier luden er und Pfarrer Weber zum großen Fest in Pfarrgarten und -hof ein.

 „Mich hat der Beruf des Priesters schon als Kind fasziniert“

Christian Kaschub erblickte in Offenbach das Licht der Welt. Er stand bis zur C-Jugend bei den TSV-Fußballern im Tor, bestand 2008 am Adolf-Reichwein-Gymnasium das Abitur, für das er die Leistungskurse Biologie und Politik/ Wirtschaft belegt hatte. Die mündliche Prüfung legte er in Religion ab. „Mich hat der Beruf des Priesters schon als Kind fasziniert“, erzählt er. Mit 16 hat er eine Info-Veranstaltung im Priesterseminar besucht. Schon damals verspürte er einen „inneren Ruf“.

Doch erst nach den Abi-Prüfungen setzte er sich konkret mit seiner Zukunft auseinander, suchte das Gespräch mit seinem Gemeindepfarrer Martin Weber und mit dem Leiter des Priesterseminars in Mainz. „So hab’ ich mich stufenweise meiner Entscheidung angenähert.“ Der Weg dahin aber wurde im Elternhaus geebnet. Die Mutter bereitet Familiengottesdienste, verwaltet die Kollekte, ist seit 20 Jahren ehrenamtlich im Pfarrbüro tätig und saß im Vorstand des Kirchenchores.

Große Unterstützung der Familie

Christian war wie sein älterer Bruder Messdiener, Ministranten- und Jugendgruppenleiter, erhob seine Stimme im Kirchenchor, war halt ein „Kind der Pfarrei“, wie er sagt. Für seine Berufswahl hat er große Unterstützung in der Familie erlebt, aber keinerlei Druck, betont er. „Das sind ideale Voraussetzungen, denn eine intakte Familie ist ein wichtiger Bezugspunkt“, weiß der Student.

„Es ist wichtig, dass gemeinsam gebetet wird, man in den Gottesdienst geht, sich aber auch kritisch mit dem Glauben auseinandersetzt“, beschreibt der junge Theologe seine „kirchliche Sozialisation“. „Wichtig ist, dass man Familie und Freunde hat“, betont der Seelsorger.

„Du musst immer die Situation vor Ort beachten“

Vier Monate hat er in Freiburg studiert, in einer Wohn-Gemeinschaft gelebt und in einem Altenwohnheim gearbeitet. Dann war er zwei Monate an einer Bibelschule in Israel, hat „ganz bewusst“ die Orte Nazareth, See Genezareth, Jerusalem und auch die Wüste aufgesucht. „Diese Erfahrung war mir wichtig“, erklärt er, wenn auch die Bewegungsfreiheit im Heiligen Land durch die Sicherheitslage begrenzt und die Hitze körperlich anstrengend war. Heute sehe er die Orte beim Lesen der Bibel vor seinem inneren Auge. Sein Auslandssemester hat der Kandidat 2011/12 in Innsbruck verbracht.

Das Gemeindepraktikum absolvierte er in Mainz-Hechtsheim. Da hat er gespürt, dass der Beruf „wirklich mein Ziel“ ist. „Die Nähe zu Gott ist Voraussetzung, um auch nahe bei den Menschen zu sein“. Ende 2012 legte er sein Diplom ab, es folgten weitere Praktika im Katholischen Büro in Berlin, wo Lobbyarbeit für die Kirche betrieben wird und Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben formuliert werden. Beim Zentralkommitee der Deutschen Katholiken bereitete er den Katholikentag 2014 mit vor.

2020 bereit für eigene Pfarrei

Die Arbeit lehrte ihn, der „Auftrag der Kirche richtet sich an alle Menschen, nicht nur an jene, die Kirchensteuer zahlen“. An seiner ersten Stelle als Diakon in Heppenheim habe er sich auch der Arbeit mit Flüchtlingen gestellt. „Du musst immer die Situation vor Ort beachten“, weiß der Neuling. Ja, es müsse Veränderungen in der Kirche geben, blickt der Eintracht-Fan „sehr optimistisch und mit Hilfe des heiligen Geistes in eine gute Zukunft“.

Christian Kaschub beginnt seine vier Kaplansjahre in Viernheim, voraussichtlich 2020 wird er eine eigene Pfarrei übernehmen.