Ausstellung an der Adolf-Reichwein-Schule „Hip-Hop macht bei schlechter Laune wieder glücklich“

Die Schülerinnen Gizem Guran, Laura Durante und Michelle Splittgerber haben aus Materialen wie Zeitungspapier, Draht, Klopapier, Schnur, Klebstoff und Kleister ein Mädchen modelliert, das gerade auf einer Hand tanzt, wie beim Hip-Hop eben. Foto: M

Heusenstamm (m) – „Hip- Hop macht bei schlechter Laune wieder glücklich.“ Laura Durante liebt den Rap, mit ihren Freundinnen Gizem Guran und Michelle Splittgerber zählt sie die Promis der Branche auf: Jake, Eminem und Chris Brown. In zwei Kunst-Kursen für Zehntklässler an der Adolf-Reichwein-Schule beschäftigten sich die Teilnehmer mit dieser Abteilung der Jugendkultur.

Die Ergebnisse des Projekts präsentierten Lehrer Jörg Recknagel und die Teenager in einer Ausstellung an der Schule. Auf ihrem Weg dorthin ging es den Gruppen weniger darum, konkrete Arbeiten zu verwirklichen. Unter dem Motto „Wer? Bin? Ich?“ beschäftigten sie sich vielmehr mit der eigenen Person, hinterfragten Idole und fanden dabei eigene Ausdrucksformen im Musikstil Hip Hop. In der Pausenhalle zeigten sie nun: „Ich! Bin! Da!“

Laura, Gizem und Michelle genossen es, ihrer Kreativität freien Lauf lassen zu können. Sie benutzten Draht für Bauch, Beine, Arme und Kopf, die sie dann mit Zeitungspapier umhüllten. Sie haben nasses Klopapier klein gezupft, mit Klebstoff und Kleister für den Feinschliff der Haut vermengt, aufgetragen und trocknen lassen. Die Haare entstanden aus eingefärbter Schnur, sogar die Kleidung haben sie selbst genäht. So hat das Trio ein Mädchen geformt, das gerade auf einer Hand tanzt.

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Ihr Schulkamerad Leonard ist mit der Musikrichtung aufgewachsen - in der Hauptstadt des Hip Hop: Offenbach. Die großen Namen aus der Lederstadt sind Haftbefehl, Capo, Soufian oder Gangsterrap und „erzählen in ihren Texten von ihrer Jugend in den Problembezirken, von Drogen bis zu Schlägereien“, klärt Leonard auf.

Er selbst hat schon eigene Aufnahmen gemacht. „Hip Hop ist mit Abstand die größte Jugendkultur, jeder hört den deutschen Rap.“

Dem 17-Jährigen gefällt daran, „du musst nicht cool sein, nicht überlegen, was die anderen denken“. Schon seine Eltern habe diese Musik geprägt. Heute seien Trap-Beats angesagt: Sie erzählen weniger Geschichten, sind geprägt von Tönen und Geräuschen. Leonard selbst aber berichtet in seinen Texten von „Leuten, die mir nahegestanden haben“, über die Schulzeit, das Leben auf der Straße „und davon, wenn du mit den falschen Leuten unterwegs bist“. Diese Erfahrungen sollen abschrecken, sagt der Rapper.

Ahmet Öztas und Nabel Jajed, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt, haben mit einem Computer-Programm aus Musikprojekten aus dem Internet eigene Titel gestaltet. „Wir haben eine Gitarre durch ein Piano ersetzt, für die Snare-Trommel einen Bass eingefügt, Hip-Hop-Videos kombiniert“. Sie haben den Gesang aus den Original-Songs rausgezogen, die Beats neu zusammengesetzt. So entstand in aufwändiger, zehnstündiger Arbeit ein eigenes, vierminütiges Stück.

Die Jungs mögen vor allem den Künstler Jako, für den Geld unwichtig sei und der in seinen Werken auch gegen Rassismus kämpfe. Andere Schüler haben Zitate mit der für den Hip Hop typischen Graffiti-Schrift mit einer Art Kreide festgehalten, das Wort „Dream“ mit der Laubsäge geformt, „wie im Kunstunterricht der 70er Jahre“, staunt Pädagoge Recknagel. Zwei Mädchen ohne Nähe zum Musikstil haben eine Hip-hop-Torte mit Plattenspieler und Mikrofonen gebacken. Im Unterricht hatten sie mit Kinderknete geprobt. „Wir haben viel geredet, viel Einzelunterricht gemacht“, erklärt der Leiter. Wichtig war, „dass sich die Schüler selbst eingebracht haben, um ihre eigene Persönlichkeit zu verwirklichen“.