Seit zwei Jahren gibt es den Internationalen Mittwochstreff Vom Lernen zum Kaffeeklatsch

Zum Internationalen Mittwochstreff kommen regelmäßig viele Stammgäste ins Familienzentrum. Foto: Schmedemann

Heusenstamm (zls) –Aus simplen Fragen und Antworten sind inzwischen längst längere Gespräche geworden. Seit zwei Jahren gibt es den Internationalen Mittwochstreff, bei dem Geflüchtete die deutsche Sprache und vieles mehr lernen können.

Der helle Raum des Familienzentrums ist festlich geschmückt. Am Eingang des Gemeindehauses an der Leibnizstraße warten Muffins mit bunten Fähnchen auf die Besucher. „Das sind Geburtstagsmuffins“, erklärt Heidemarie Eickmeier, denn der Internationale Mittwochstreff feiert sein zweijähriges Bestehen. Eingeladen ist jeder – so wie immer. Das internationale Café ist bei der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe entstanden und lädt sowohl Neu-Heusenstammer als auch Alteingesessene ein. Die Pfarrerin Sandra Scholz hatte das Projekt im November 2016 ins Leben gerufen und das Konzept dabei bewusst offen gestaltet. „Ihr war es wichtig, dass man sich nicht auf eine Personengruppe beschränkt“, weiß Mitorganisatorin Edith Splenkuch. Jeder solle kommen können.

Anfangs lag der Schwerpunkt noch auf dem Erlernen der deutschen Sprache, wofür sich einige ehrenamtliche „Lehrer“ bereiterklärt hatten. Eine von ihnen ist Edith Absch. Sie sitzt mit Frauen aus Syrien und Eritrea am herbstlich geschmückten Tisch und tratscht bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen. „Anfangs waren es simple Worte und Fragen, die wir den Geflüchteten beigebracht haben“, erinnert sich Absch. Nach zwei Jahren ist das mühselige Lernen zum ungezwungenen Kaffeeklatsch geworden. „Wir sind uns immer auf Augenhöhe begegnet“, fügt Splenkuch hinzu. Lina Mohamad besucht den Treff, der jeden zweiten Mittwoch stattfindet, wann immer sie Zeit findet. „Meine Mama ist jedes Mal da“, sagt sie. Die 30-Jährige kam vor drei Jahren mit ihrer Mutter nach Heusenstamm. „Es tut gut, hier Kontakt zu anderen Menschen zu haben und Freundschaften zu schließen“, sagt die Syrerin. Splenkuch weiß: „Die erste Hürde ist immer die Sprache, aber viele kommen auch zu uns, wenn sie Probleme mit der deutschen Bürokratie haben.“ Aber diese sei nicht nur für Flüchtlinge kompliziert, scherzt sie.

„Es ist so eine dankbare Arbeit, hier mitzuhelfen“, schwärmt Splenkuch. Das Programm orientiert sich an Jahreszeiten und den jeweiligen Feiertagen. „Wir erklären dann, was es mit dem Tag auf sich hat“, sagt Eickmeier. Das funktioniert offensichtlich gut, denn zum zweiten Geburtstag sind verhältnismäßig wenige Besucher gekommen. „Viele Mütter sind mit ihren Kindern auf dem Laternenumzug, der gerade stattfindet“, weiß die Ehrenamtliche. Normalerweise seien so viele Kinder da, dass man im Nebenraum Bastelaktionen und Ähnliches anbietet. Als einer von zwölf Organisatoren ist Splenkuch für das leibliche Wohl zuständig. Dieses Mal steht alles im Zeichen Geburtstag: Es gibt Kirschtorte, Käsekuchen, Schokoküsse und Kaffee. Das Buffet sieht jedes Mal anders aus. „Das eine Mal hatten wir jeden gebeten, eine Spezialität aus ihrem Herkunftsland mitzubringen“, sagt Splenkuch. „Da blieb unsere schnöde Pellkartoffel ganz schön auf der Strecke“, meint Eickmeier und lacht.

Mit ihrem jüngsten Spross besucht auch Tanja Sacher das Café. Sie ist die Nachfolgerin von Pfarrerin Scholz und übernahm im Sommer 2017 gerne das Erbe. „Das ist so ein gutes, eingespieltes Team, das den Treff organisiert“, betont sie. Auch Bärbel Freyer sitzt mit am Tisch. Sie hat im Oktober die Stabstelle Integration übernommen. „Letzten Monat gab es zu viel zu tun, deswegen besuche ich das internationale Café erst jetzt – und werde es wieder tun.“