Evangelische Kirchengemeinde feierte Gemeindefest Sitzbank und Tischkicker bereiten viel Freude

Beim Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde fielen beim Tischfußball bald nach dem Gottesdienst die Tore. Jonas Kumpan hatte ein Turnier für sechs Mannschaften organisiert. Der Neffe von Pfarrer Sven Sabary geht gerade beim DFB in Frankfurt aus und ein, wo er ein Praktikum absolviert. Foto: Mangold

Heusenstamm (man) – So manches, was die Leute an Weihnachten unterm Tannenbaum auspacken, landet schnell auf dem Dachboden oder eilig bei Ebay. Der Förderverein der Evangelischen Kirchengemeinde muss keine Angst haben, dass seine Geschenke für das Familienzentrum an der Leibnizstraße irgendwann niemanden mehr interessieren.

Die Senioren bekamen gerade eine Sitzbank, die Jugend einen Tischkicker.

Die Vereinsvorsitzende Heidemarie Eickmeier betonte beim jüngsten Gemeindefest, der Gebrauch stünde aber allen Altersklassen offen. Natürlich könnte auch die Großelterngeneration am Tischkicker antreten und die Enkel sich auf der Bank niederlassen.

Beim Tischfußball fielen bald nach dem Gottesdienst die Tore. Jonas Kumpan organisierte ein Turnier für sechs Mannschaften. Der Neffe von Pfarrer Sven Sabary geht gerade beim DFB in Frankfurt aus und ein. Der 21-jährige absolviert ein Praktikum bei der Nationalmannschaft.

Sabary betonte, der vor zwei Jahren gegründete Förderverein stünde nicht nur den exakt 3333 protestantischen Gemeindemitgliedern offen. Auch Katholiken und Muslime seien eingetreten, „die schätzen die Arbeit, die wir machen“.

Das unterstrich die Vorsitzende Eickmeier, die von sich sagt, gewiss nicht zu denen zu gehören, die man jeden Sonntag im Gottesdienst treffe.

Heusenstamm hat ein Problem, für Gruppen und Vereine gibt es zu wenig Gemeinschaftsräume. Im Familienzentrum können prinzipiell alle Räume mieten. Auf dem Plan stehen etwa die türkische Frauen- oder die Malteser Hospizgruppe, ebenso trifft sich hier eine weibliche Bridgerunde .

Pfarrerin Susanne Winkler erzählte, die Kartenspielerinnen freuten sich, dass parallel ein Tanzkurs von Kindern statt fände.

Die meisten bundesdeutschen Gemeinden müssen mit Mitgliederschwund leben. „Zu Hochzeiten waren in Heusenstamm einmal über 6.000 Protestanten gemeldet“, erzählt Winkler aus einer Zeit, die sie selbst nicht erlebte. Die 39-Jährige wuchs in der eigenen Familie mit dem Problem auf, dass die Kirche zu kämpfen hat, „meine Mutter war Pfarrerin in der DDR“.

In dem Staat durfte auch bei besten Noten nicht jeder sein Abitur absolvieren, geschweige denn studieren, was er wollte. Winkler erzählte, ihre Mutter hätte zwischen den Alternativen wählen dürfen, „entweder Maschinenbau oder Theologie“.

Wer Winklers Kollege Sven Sabary in der Suchmaschine eingibt, bekommt automatisch „Architekt“ ergänzt. Dahinter steckt tatsächlich der Pfarrer aus Heusenstamm, der einst in dem Beruf für ein Stuttgarter Büro arbeitete. Unzufrieden sei er nicht gewesen. Der Gedanke, Pfarrer zu werden, hätte ihn jedoch immer begleitet. In seinen Dreißigern fing der gebürtige Mönchengladbacher schließlich an, Theologie zu studieren. Sein Chef in der Firma hielt ihm seine Stelle für zwei Semester offen. Vor sechs Jahren übernahm der 48-Jährige die Gemeinde in Heusenstamm, im selben Jahr wie Kollegin Winkler.

Im Garten fabrizierte Clown „Lotti“ zur Freunde der Kinder riesige Seifenblasen. Von der Seite schaute Elke John zu. Die Leiterin der Waldschule Obertshausen agiert in der Heusenstammer Gemeinde als stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende.

Hinter dem Haus spielte die Band „SandRock55“, ebenfalls eine der Gruppen, die im Familienzentrum regelmäßig Platz gefunden haben.

Die Mitglieder von „SandRock55“ waren noch jung, als der Liedermacher Hannes Wader 1972 das Lied veröffentlichte, das die Band beim diesjährigen Gemeindefest zum Finale ihres Auftritts intoniert.

Textsicher sang ein Mädchen im Grundschulalter mit: „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort...“.

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