Aktion „Achtung, Auto!“ des ADAC Hessen-Thüringen am Reichwein-Gymnasium Mathematik im Schulhof bei Tempo 30

Alle fünften Klassen des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) beteiligten sich unlängst an der Aktion „Achtung, Auto!“ des ADAC Hessen-Thüringen. Foto: m

Heusenstamm (m) – Mathe im Schulhof und mit 30 „Sachen“: Alle fünften Klassen des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) beteiligten sich unlängst an der Aktion „Achtung, Auto!“ des ADAC Hessen-Thüringen.

Die Formel haben sie mit Michael-Alexander Lange sozusagen am eigenen Leib erfahren: Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg.

Jeweils sechs Mädchen und Jungen rennen über den Schulhof, versuchen dann an einer weißen Linie stehen zu bleiben. Kurz hinter dem Strich kommen sie zum Stehen, ein Mitschüler markiert die Stellen mit roter Kreide. Dann sollen die Schüler loslaufen ohne zu wissen, wann sie anhalten sollen. Das bestimmt einer von ihnen mit einer schwarz-weiß-karierten Formel-1-Fahne.

Reaktionsweg plus Bremsweg

Die Kinder aus der 5c Klasse von Leonie Bender registrieren, dass die blauen Striche vom zweiten Versuch weiter weg liegen. „Wir wussten ja nicht, wann wir stehen bleiben sollten“, trifft Emilia des Pudels Kern. So sei das bei den Autofahrern auch. Die schweren Wagen legen aber eine viel längere Strecke zurück als die Läufer, bis der Befehl zum Bremspedal-Drücken im Fuß angekommen ist. Das ist der Reaktionsweg. Und dann kommt natürlich noch der Bremsweg selbst dazu – zusammen ergibt das den Anhalteweg.

Ob sich Fünftklässler nach der Aktion vorsichtiger im Straßenverkehr bewegen, darüber gibt’s keine Statistik, bedauert Lange. Der Diplom-Pädagoge ist einer von drei Moderatoren des ADAC in der Region Hessen Süd. Seit vier Jahren sprintet er mit seinem Opel Corsa Turbo-Diesel los, um mit 30 oder 50 Kilometer pro Stunde eine Vollbremsung hinzulegen. Dazu lädt er sich den Wagen stets voll mit Kindern, die bei dem Versuch in die Gurte gepresst werden und so einen Eindruck von den Kräften bekommen, die da wirken.

Die Version mit Tempo 50 muss in diesem Jahr ausfallen. Die Unterrichtsstunde fürs Leben für die sechs ARG-Klassen kann nämlich zum ersten Mal nicht wie geplant in der Stettiner Straße stattfinden. „Das hab’ ich noch nirgends erlebt“, kommentiert Lange Unverständnis und unfreundliche Äußerungen von Anwohnern, die noch im vergangenen Jahr wegen der Bremstests eventuell einen Augenblick warten mussten.

Darum brauste Lange diesmal von der Einfahrt an den Abfallcontainern vorbei und demonstrierte zwischen Kunst-, A- und B-Gebäude das Anhalte-Manöver. „Straßenverkehr hat ganz schön viel mit Mathe zu tun!“ Der Moderator bedauerte, dass viele Eltern offenbar nicht oft mit ihren Sprösslingen über die Gefahren im Straßenverkehr reden.

Also: Der Anhalteweg, der bei den flitzenden Gymnasiasten kaum zwei Meter ausmacht, kann tödliche Folgen haben: Wenn der Fahrzeuglenker bei einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde plötzlich eine Person vor sich erkennt, fährt sein Wagen noch 8,33 Meter weiter, bis der er aufs Bremspedal tritt. Und selbst während einer Vollbremsung bewegt sich der Pkw noch 4,34 Meter weiter, rein rechnerisch betrachtet.

„Macht 12,70 Meter“, ruft ein Rechen-Genie in die Runde. Ein 50 Stundenkilometer schnelles Auto steht nach knapp 19 Metern, eines mit Tempo 70 erst nach 43 Metern!

Und wenn das Blech nicht rechtzeitig vor einem Hindernis zum Stehen kommt?

Ein Aufprall mit 25 Stundenkilometern gleicht einem Sturz aus dem ersten Stock eine Hauses, einer mit Tempo 50 wirkt wie ein Fall aus der vierten Etage.