Wie man dem Saxophon Töne entlockt Stadtbücherei und Musikschule Heusenstamm öffnen ihre Türen

Beim Tag der offenen Tür der städtischen Musikschule, die im Haus der Musik“ in der Schlossstraße ihr Domizil hat, durften die Besucher auch Instrumente ausprobieren. Markus Hoßner, der erst vor wenigen Wochen seine Tätigkeit an der Musikschule aufgenommen hat, erklärte geduldig, wie man dem Saxophon einige Töne entlockt. . Foto: Roß

Heusenstamm (jro) – Zwei Häuser und zahlreiche Türen standen den Besucherinnen und Besuchern im „Haus der Literatur“ und im „Haus der Musik“ offen. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens hatten die beiden Einrichtungen zu einem Tag der offenen Türen eingeladen.

Schon aus einiger Entfernung dringen einzelne Töne aus dem „Haus der Musik“ über den Kirchplatz. Katja Richter, die Leiterin der Stadtbücherei lacht: „Wir hören in der Bücherei manchmal schon im August Weihnachtslieder, wenn die Schülerinnen und Schüler der Musikschule für die Weihnachtskonzerte üben“.

Gelegenheit, Instrumente auszuprobieren

An diesem heutigen Tag der offenen Tür sind es eher einige unbeholfene, schräge Töne, die den Instrumenten entlockt werden. Junge und alte Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit die unterschiedlichen Instrumente einmal zu „testen“.

Um Wolfgang Löll am Klavier hat sich eine große Gruppe gebildet. Der Klavierlehrer ist voll in seinem Element und sprüht vor Begeisterung. „Mit einer solchen Resonanz habe ich nicht gerechnet“, so Löll..

Auch seine Dozentenkollegen haben an diesem Nachmittag alle Hände voll zu tun. Markus Hoßner, der erst vor wenigen Wochen seine Tätigkeit an der Musikschule aufgenommen hat, erklärt geduldig, wie man dem Saxophon einige Töne entlockt. Derzeit bietet die Musikschule Unterricht in Gesang und an Musikinstrumenten von A bis Z - vom Akkordeon bis zur Zither. Die 23 Dozentinnen und Dozenten unterrichten derzeit 377 Kinder und 50 Erwachsene und halten mit dem Fachbereich „musikalische Früherziehung“ auch den Kontakt zu fast allen Kindertagesstätten.

Wesentlich ruhiger geht es im „Haus der Literatur“ zu. Nur wenige Besucher nutzen die Gelegenheit sich in der Stadtbücherei umzusehen. „Vor fünfzig Jahren haben wir mit 600 Medien begonnen“, erklärt Katja Richter und kann heute nicht ohne Stolz auf einen Bestand von 29000 Medien verweisen: „Wir entwickeln uns immer weiter und müssen uns natürlich auch den Herausforderungen der digitalen Welt stellen“. Als nächster großer Meilenstein in der Geschichte der Stadtbücherei ist die Einführung eines Web-OPAC geplant. Dann haben die Heusenstammer Leseratten die Möglichkeit auf den Bestandskatalog der Stadtbücherei online zuzugreifen und einzelne Titel vorzubestellen oder Ausleihfristen online zu verlängern.

Luft nach oben

Dass die Musikschule überhaupt ein Jubiläum feiern kann ist nicht zuletzt der fast schon detektivischen Neugier Wolfang Lölls zu verdanken. Er hat im Stadtarchiv nach den Anfängen der Einrichtung geforscht und ist auf einen Brief von Bürgermeister Kessler gestoßen, der in einer Befragung zum Hessischen Städtetag 1972 auf die Frage nach einer Musikschule zur Antwort gab, dass in Heusenstamm 1966 eine Musikschule gegründet wurde. Die Räume der Musikschule waren anfangs dezentral über den Ort verteilt, weiß Löll zu berichten. „In den ersten Jahren fand der Unterricht ganztägig in den Räumen der Adalbert-Stifter-Schule statt, später auch in der Otto-Hahn-Schule, der Adolf-Reichwein-Schule, in Kindergärten und im Pfarrheim St. Cäcilia. Erst nach der Renovierung des Alten Rathauses am Kirchplatz im Jahr 2008 ist das „Haus der Musik“ entstanden. Löll freut sich über das feste Domizil mitten im Stadtzentrum. „Es ist ein Bekenntnis, dass Kunst, Kultur und Literatur in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt sind“, so Löll.

Auch die Stadtbücherei hat in den fünfzig Jahren ihres Bestehens schon verschiedene Stationen durchwandert. Im März 1966 eröffnete die kleine Bücherei ihre Türen im Alten Rathaus, wanderte dann in den Torbau, das „Wintersche Haus“ in der Kirchgasse bis schließlich das jetzige „Haus der Literatur“ frei wurde und heute 25052 Bücher und Zeitschriften, 3141 audio-visuelle Medien sowie 271 Brettspiele beherbergt.

Ein wenig erschöpft aber glücklich steht Wolfgang Löll am späten Nachmittag neben seinem Klavier im ersten Stock im „Haus der Musik“. Der gemeinsame Tag der offenen Tür war zumindest für die Musikschule ein großer Erfolg. „Wir haben das letzte Mal vor drei Jahren einen solchen Schnuppertag gemacht“, erzählt Löll und ist fest entschlossen, idie Öffentlichkeitsarbeit in Zukunft zu verstärken.

„Unsere Musikschule hat eigentlich gute Rahmenbedingungen für eine musikpädagogische Bildung“, freut sich der Klavierlehrer und wünscht sich für das Jubiläumsjahr das Zustandekommen eines Dozentenkonzertes.

„Gerade bei administrativen und konzeptionellen Aufgaben haben wir noch viel Luft nach oben - aber das wird schon“ lacht Löll, bevor er sein zweites Zuhause verlässt. Für ihn, wie auch für seine Kollegin Katja Richter sind die Musikschule und Stadtbücherei eben nicht nur ein Arbeitsplatz