Für gewaltfreies Miteinander Langen nutzt erfolgreich Bundesprogramm „Demokratie leben!“

Lea Berend und Marco Fatfat sind in Langen die Gesichter hinter dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Foto: Sorger/p

Langen (red) – Demokratische Strukturen und Initiativen vor Ort stärken und Präventionsarbeit gegen extremistische und menschenfeindliche Positionen leisten – darum geht es im Bundesprogramm „Demokratie leben!“, aus dem auch die Stadt Langen seit vorigem Jahr Geld bekommt. Vom Bundesfamilienministerium werden in ganz Deutschland mehr als 200 Städte, Gemeinden und Landkreise darin unterstützt, innerhalb einer lokalen „Partnerschaft für Demokratie“ gegen Ausgrenzung, Abwertung und Verfolgung vorzugehen. Dafür erhält Langen für dieses Jahr vom Bund und dem Land Hessen voraussichtlich eine um 20 000 Euro aufgestockte Fördersumme von bis zu 85 000 Euro für Personalkosten und Sachmittel.

„Angriffe auf unsere Demokratie, Freiheit und Rechtstaatlichkeit sind leider Realität, genauso wie Rechtsextremismus, Rassismus und gewaltbereiter Salafismus“, sagt Bürgermeister Frieder Gebhardt. „Um diesen Auswüchsen kraftvoll entgegenzutreten, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Staat und Zivilgesellschaft. Das Programm hilft uns bei der wichtigen Arbeit für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander in unserer Stadt.“ In Langen lebten Menschen aus mehr als 100 Nationen.

Über die konkrete Verwendung der Förderung aus dem Bundesministerium entscheidet ein eigens in der Stadt eingerichtetes Gremium, der sogenannte Begleitausschuss. Er setzt sich zusammen aus Vertretern von Sportvereinen, des Ausländerbeirats und der Diakonie. Mit am Tisch sitzen zudem der Internationale Bund, die Polizei, die Stadtverwaltung und weitere öffentliche Institutionen.

Zwölf Projekte ermöglicht

Die Bilanz für das vergangene Jahr – Start war erst im Sommer – kann sich sehen lassen. Zwölf Projekte und weitere kleinere Aktionen konnten dank der Förderung gestemmt werden. Beispielsweise gab es Anti-Rassismus-Projekttage an Langener Schulen, bei denen sich die Schüler mit Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung auseinandergesetzt haben. Sie lernten, wie sie rechtsradikalen Meinungen und Einstellungen argumentativ begegnen. Im Jugendzentrum waren um den Gedenktag 9. November herum „Aktionswochen gegen Rechts“. Eine Ausstellung beleuchtete dabei den „Neofaschismus in Deutschland“. Außerdem berichtete ein Aussteiger aus der rechten Szene aus seiner Vergangenheit und diskutierte mit dem Publikum. Um Ausgrenzung ging es in Hip-Hop- und Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche.

Weitere Projekte hatten das Ziel, die vielen ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit zu unterstützen und Begegnung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Langen zu schaffen. Ein Leitfaden für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit wurde erstellt, bei einem Fotokurs lernten Flüchtlinge Langen kennen und ein Malkurs brachte geflüchtete Frauen und Ehrenamtliche zusammen

Verantwortlich für die Aktionen vor Ort ist eine Fach- und Koordinierungsstelle beim Kreisverband Offenbach Land der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Die Awo war schon am Vorgängerprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ beteiligt. Geleitet wird die Stelle von dem Politikwissenschaftler Marco Fatfat. Er hat den Eindruck, dass mit dem Geld bereits einiges in Bewegung gebracht wurde und „dass wir in den kommenden Jahren noch viel wichtige Arbeit leisten werden – gerade vor dem Hintergrund, dass demokratie- und menschenfeindliche Tendenzen offenbar bundesweit zunehmen.“ Besonders aktuell und von großem Wert sei das Programm wegen des anhaltenden Zuzugs von Flüchtlingen.

In der Stadtverwaltung ist die „Partnerschaft für Demokratie“ im Fachdienst Migration, Jugend, Spielplätze angesiedelt und liegt seit Kurzem in Händen von Lea Berend, mit der Fatfat eng zusammenarbeitet.

Die Soziologin hat voriges Jahr selbst ein Projekt innerhalb des Bundesprogramms verwirklicht, das der Unterstützung der Ausländerbeiratswahlen diente. Jetzt freut sie sich auf ihre neue Aufgabe. „Demokratie leben!“ biete die Möglichkeit, Veränderungen anzustoßen und vorhandene Strukturen, die zu einer Kultur des Miteinanders beitragen, zu unterstützen.

Über die Schwerpunkte für dieses Jahr diskutiert und entscheidet nun der Begleitausschuss.

Spätestens Mitte April sollen dann die ersten Projekte an den Start gehen.