Bildband über die jüngsten Werke in Glas von Johannes Schreiter Neues vom Altmeister

Professor Johannes Schreiter mit seinem jüngsten Werk, einem Bildband über sein Schaffen von 2011 bis 2017. Foto: Sorger/Stadt Langen/p

Langen (red) – Er ist neben Georg Meistermann der wohl bedeutendste zeitgenössische Glasbildner: Professor Johannes Schreiter, mittlerweile 88 Jahre alt, lebt seit etwa 50 Jahren in Langen. Jetzt hat er einen weiteren Bildband aufgelegt, der aber auch mit Texten nicht spart. Das Buch dokumentiert seine Entwicklung als (Glas-)Maler von 2011 bis 2017. Es erfasst alle Bereiche seines Schaffens und enthält eine Auswahl an Vorträgen, Interviews und Aphorismen. Mit Ausnahme von Zeichnungen, die Schreiter für den Gedichtband seiner Frau Barbara angefertigt hat, sind alle Arbeiten bisher noch nicht publiziert worden. Einige Entwürfe von Glasbildern sind bereits in dem 2016 erschienen Band „Mein Staunen“ abgebildet und werden nun in ausgeführtem Zustand gezeigt.

Den Einführungstext („Neues vom Altmeister“) verfasste der Langener Kunsthistoriker, Maler und freischaffende Autor Gunther Sehring. „Johannes Schreiter 2011-2017. Werke in Glas, Glasbilder, Zeichnungen“ ist die nunmehr vierte ausführliche Werkmonografie des Meisters, dessen Kunst im Wesentlichen gut dokumentiert ist. Für Sehring ist das kein Wunder. Sei der Maler doch mittlerweile zu so etwas wie einem modernen Klassiker geworden und sein Lebenswerk „fast zu einem historischen Phänomen“. Dies gelte allerdings nur für seine weltweit bewunderte Glasmalerei, die über Jahrzehnte neue Maßstäbe gesetzt habe. Dass viele, wenn nicht gar die meisten Bildmotive hauptsächlich von den autonomen Handzeichnungen und (Brand-)Collagen des Künstlers herrührten, habe sich jedoch noch kaum herumgesprochen.

Das neue Buch unternimmt daher den Versuch, gemeinsam mit bislang unveröffentlichten Texten des Künstlers und der Vorstellung seiner aktuellsten Glasarbeiten diese Wissenslücke zumindest ein Stück weit zu schließen. Deshalb ergänzen und bereichern den Band auch einige Abbildungen von größtenteils noch nie gezeigten früheren Druckgrafiken, Zeichnungen, Collagen, Entwürfen und Glasmalereien den Bilderfundus der vergangenen sieben Jahre.

In diesem Zeitraum ist sich Schreiter neben privaten Auftragsarbeiten mit einer Reihe von Kirchenfenstern selber treu geblieben. Sie entstanden unter anderem für die Marienkirche in Osnabrück, die Diakoniekirche in Heidelberg, die Grunewaldkirche in Berlin, aber auch für den Bischofssitz neben dem Limburger Dom, das Diözesane-Zentrum St. Nikolaus. Auch für Langener Sakralbauten gestaltete Schreiter Scheiben, etwa die Westfenster in der St.-Albertus-Magnus-Kirche und mehrere Verglasungen in der Stadtkirche. Hier wurden neben der sogenannten Supraporte über der zweiten Eingangstür vier Fenster in den beiden Seitenschiffen durch Werke des Langeners ersetzt, die aus mundgeblasenem Spezialglas aus dem Bayerischen Wald gefertigt wurden. Die Motive kreisen um Taufe, Gebet und Andacht.

Typisch für Schreiter sind Linien und Linienbündel, die die farbigen Elemente seiner zum Teil monumentalen Arbeiten durchziehen. Sein Renommee verdankt er sowohl einer ganz unverwechselbaren, eigenständigen Bildsprache als auch seiner besonderen Sensibilität im Umgang mit (historischer) Architektur. Prinzipiell geht es ihm weniger um das Glas als Material, als vielmehr um die immaterielle Qualität des Lichts: „Die Herausforderung des Mediums Glas besteht für mich darin, hier mit einem Material arbeiten zu können, das eben nicht mehr als Materie in Erscheinung treten muss. Ergo bin ich mit der Hervorbringung von Lichtgestalten befasst: Mein Stoff ist sozusagen die Stofflosigkeit“, hat er einmal betont. Fenster sind für ihn ein Dialog, trennten sie doch Innen von Außen, führten aber auch wieder zusammen.

Wer sich näher mit dem Künstler und seinem Werk beschäftigen möchte, findet in den im neuen Buch Vorträge und Interviews, aber auch die Dankrede anlässlich der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Langen im Jahr 2013.

Der bei Schnell & Steiner erschienene und von den Glasstudios Derix herausgegebene Band (ISBN 978-7954-3308-6) umfasst 176 Seiten und 132 Abbildungen. Er ist im Handel für 34,95 Euro erhältlich. Derix (www.derix.com) plant zudem eine Sonderedition mit vom Künstler handbemalten, mundgeblasenen Echtantikglasscheiben.