Sowohl der Stamm der Tscherkessen als auch die Mädelschaft Rheinmöwen, die sich einmal in der Woche in der Hütte zwischen Teckelklub und Angelsportverein, wurden 1976 gegründet, erläutert Stammesführer Thorsten Strupait. Zwei Dutzend Jungs zählt die Gemeinschaft, die sich nach dem Volk in Kaukasien be-nannt hat. Die jüngsten sind gerade in die Schule gekommen, die ältesten haben längst die 50 überschritten.
„Auch die Gründer sind noch aktiv und unterstützen uns“, beschreibt Strupait den Zusammenhalt des Stammes. „Das ist ein Lebensbund für jedes Alter, in dem jeder seinen Platz findet.“ Die Gruppen unternehmen wie früher ausgedehnte Wanderungen in ihrer Kluft mit dem stahlblauen Hemd und dem fränkischen Dreizack im Wappen, dazu ein Schlupp, ebenfalls in grau-rot. Sie übernachten in schlichten Hütten, wärmen sich am Lagerfeuer und lauschen schaurigen Geschichten.
An der Hütte, sie sie 1993 vom Unternehmen Hochtief erhielten und selbst aufgebaut haben, stehen drei Jurten, die dunklen Zelte mit der Öffnung als Abzug an der Spitze. Drinnen haben sie Fotos an Stellwände gepinnt, die an eine Fehde erinnern, ein Turnier der Franken mit den Stämmen des Gaus Rheinland. Als Ritter mit Schild und Schwert aus bemaltem Holz und in historischen, selbst gefertigten Kostümen maßen sich die Teilnehmer in Geschicklichkeitswettbewerben, Gassenlaufen, Zielwerfen und Kissenschlachten auf Balken.
Die Tscherkessen, erinnert eine andere Bildertafel, fuhren auch schon auf der Falado von Thodos, dem Segelschiff der Pfadfinder, über die Ostsee nach Schweden. „Dabei mussten wir die Crew mit Skipper und Bootsmann stellen und in die Takelage klettern“, erzählt der Stammesführer, „das war Abenteuer pur“. Und durch den Kontakt zu einem Höhlenforscher gelangten sie mit Karbitlampen und Helmen in eine Höhle des Dachsteingebirges.
In der Hütte flimmerten 350 Fotos in einer Diaschau über die Leinwand, die Kluft-Träger luden ihre Gäste zu Kaffee und Kuchen ein, abends servierten sie Grillwurst zu Salaten. Und alte Geschichten von einstigen Fahrten in den Spessart oder quer durch Europa. Da passt der Name des mongolischen Reitervolks, das in ihrem Wappen das rote Georgskreuz und grüne Halbmonde vereint.
„Wir vertreten ein weltoffenes Leben, gegenseitiges Helfen, Aufrichtigkeit und ökologisches Handeln im Einklang mit der Welt“, erklärt Katherina Gotthardt, die die Rheinmöwen führt. Sie wurden im Rheingau gegründet und haben ihren Sitz vor einigen Jahren an den Grünen See verlegt. Acht Mädchen zwischen sieben und zehn Jahren bilden die Gruppe, die sich regelmäßig mit befreundeten Pfadfinder-Kreisen aus Augsburg und Würzburg trifft. „Klar, es gibt eine Konkurrenz mit den Sportvereinen, die schon früh die Kinder an sich ziehen“. Dennoch finde sich immer wieder Nachwuchs.
Die Jungs (ab sechs Jahren) treffen sich in der Horte Steinböcke montags ab 17 Uhr, die Horte Braunbären (ab zehn Jahren) dienstags ab 17 Uhr. Die Mädchen kommen mittwochs um 17 Uhr in der Hütte zusammen. Dort starten alle am 19. November um 17 Uhr den Fackel- und Laternenlauf „Lichter im Steinbruch“.