Nicht nur mit den Augen sehen Ausstellung zeigt Wolfgang Serchingers Schaffen

Im Foyer des Rathauses sind während der Dienstzeiten der Stadtverwaltung derzeit die Fotografien des Mühlheimers Wolfgang Serchinger zu sehen. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Portraits von Menschen auf dem Mittelaltermarkt, saftig wucherndes Grün an der Rodau, brandende Gischt und aufgetürmte Wolkenberge – Wolfgang Serchinger verfeinert einen fast schon verklärten Blick auf seine Welt. Bürgermeister Daniel Tybussek erfreut die „Kunst im öffentlichen Raum“, er will heimischen Künstlern wie dem Fotografen und Gedichtschreiber mit seiner Ausstellung „Licht und Lyrik“ Gelegenheit geben, „Vielfalt zu präsentieren“.

Die Auswahl von Werken, von denen viele in ihrer Farbwirkung am Computer verstärkt wurden, beschrieb der geschäftsführende Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebunds. Karl-Christian Schelzke sieht in Serchinger einen Perfektionist, der es schafft, „Gravitationswellen abzubilden und in Schwingungen zu versetzen“. In seiner „fotolyrischen Welt“ befasse er sich mit „Weiten des eigenen Mikrokosmos“, mit der nahen und fernen Umwelt, wecke dabei Neugier und ästhetisches Empfinden.

„Zwang zur offenen Auseinandersetzung“

Die Verbindung mit gefühlvollen Zeilen schaffe einen „Zwang zur offenen Auseinandersetzung“, es sei schon ein „autoritäres Tun“, scherzte Schelzke, der Betrachter sei „nicht mehr frei, nicht mehr unabhängig“, weil Scherzinger ihn „auch noch zum Lesen zwingt“. Die Bilder mögen „nicht allein mit Intellekt, sondern mit Gefühl und Verstand“ bewertet werden. So riet der Laudator, „betrachten sie die hervorragenden Bilder nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen“.

Der Ex-Bürgermeister bemühte Woody Allen, für den das schwierigste am Leben sei, dass Herz und Kopf zusammenzuarbeiten: „In meinem Fall funktioniert das nicht mal auf freundschaftlicher Basis“. Oder mit den Worten des „kleine Prinz“ ausgedrückt, „man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“

Gute Gaben von Gott

Serchinger dankte Helfern, Rathauschef und Mitarbeitern. „Gute Fotos sprechen Gefühle an und erzählen Geschichten“, meinte er. Fotografie sei auch eine „Schule des Sehens“. Ihn selbst leiten die Liebe zur Schöpfung und die Begegnungen mit liebenswerten Menschen. Menschen, Tiere und Pflanzen ließen ihn „Wunder erfahren“.

Freilich sei auch die Wahl von Kamera und Belichtung wichtig. Bedeutender aber sei „Sehen und Nachdenken“. Das digitale Bild diene ihm als Partitur, die Interpretation schaffe das vollendete Werk. „Jeder verfügt über Talente, ist reich beschenkt, hat gute Gaben von Gott empfangen“, sagt Serchinger und möchte seine Dankbarkeit auch anderen zeigen.

Der gelernte Bankkaufmann erblickte in der Lessingstraße das Licht der Welt, „gegenüber von Schneiders Anna mit dem guten Hackbraten“. Er war im Devisenhandel bei verschiedenen Banken tätig, ist verheiratet, hat zwei Kinder, singt in Kirchenchor und Choralschola St. Markus, im Taizé-Singkreis St. Maximilian Kolbe. Diese Aktivitäten sieht er als „Ausgleich zu den Zahlenwerken, zu Milliarden von Euro“, mit denen er zu tun hatte. Daneben hat der heimatverbundene Künstler immer gern handwerklich gearbeitet, sein Haus ausgebaut und kleine Möbel gezimmert.