Abschluss der Kerb in Dietesheim Basaltköpp trauern und hoffen auf 2019

Jedes Jahr ein großer Moment für jeden Dietesheimer: Der Kerbborsche wird zu Grabe getragen. und ganz Dietesheim zückt trauernd die Taschentücher. Foto: m

Mühlheim (m) – Wenn der Abschied rauschender gefeiert wird als die Ankunft, bei der Beerdigung mehr Bier und Wein fließen als beim Eintreffen am Schwesternhaus, dann befindet man sich östlich vom Reich des Müllerborsch, beim Kerbborsch! Am Dienstag vergangener Woche wurde er wieder sanft in die schwarze Kiste gebettet, nicht ohne Krokodilstränen von der Klobürste und weiße Taschentücher, mit denen die Massen im Takt der Dietesheimer Nationalhymne wedelten.

Es ist ja nicht so, dass der einst so katholische Brauch allein auf dem Gelände der Pfarrei St. Sebastian gelebt wird. Längst beherrschen auch die evangelischen Christen im Schatten der Gustav-Adolf-Kirche die korrekte Antwort auf den Reaktionstest „Wem ist die Kerb?“, nämlich „Unser!!!“ - mit drei Ausrufezeichen!!! Die setzt Kerb-Guru und Kolping-Kappe Kramwinkel in sein Manuskript, obwohl die Rhetorik nach 42 Jahren längst in Fleisch und Blut des Basaltkopps übergegangen ist.

Kaum hatte er seinen Job am Mikrofon der Kolping-Fastnacht an den Nagel gehängt, hat er seine Kappenträger in Kerbborsch-Träger verwandelt. Die ersetzten freilich so manches „Unser!!!“ durch ein dreifaches „Helau!!!“ Doch der Reihe nach. Punkt 22 Uhr hatten die Herren mit den schwarzen Zylindern und weißen Handschuhen oder den weiten Schlafröcken erkannt, dass es der Borsch nicht mehr tut. Mit vereinten Kräften ließen sie ihn von seinem Ausguck am obersten Stockwerk der Musikschul-Adresse herab, trugen ihn über die Lenne, wo die Schausteller schon eifrig abbauten, in den Garten der Lutheraner.

Begleitet wurden die Trauernden von zwei Dutzend Musikern, darunter die Pfarrer Ralf Grombacher mit der Gitarre, Dekan Willi Gerd Kost mit seiner Quetschkommode und viele Vereinsleute aus Bieber, Hausen und Dietesheim. Mit Gebläse und Getrommel zogen sie zunächst in die Weinlaube der evangelischen Christen. Nächste Station: Schiffschaukel. Wobei das Gerät noch nicht jenes war, das gerade von einem eigens formierten Verein aufgemöbelt wird. Aber Kerb-Guru Kramwinkel ließ den Initiator der Sanierung, Nick Zortea, schon mal kräftig hochleben.

Das taten die Kerbborschen mit viel Schwung in drei Gondeln mit ihrem Herrscher auf dem Brauereistuhl. Dann wurde der Basalt-Baron schon mal in seiner Kiste gebettet. Nach dem Rundgang durch den überfüllten Garten hinterm Schwesternhaus begrüße der Guru im peruanischen Poncho die Gäste aus den Nachbarorten, Namen- und Wohnsitzlose, Immerdurstige und eben die Basaltköpp.

Und auch im Jahre 1005 Basaltaniens sang er das Hohelied auf die Kerbeltern Benner und die Kerbtochter Sonja, die den Kerbborsch wieder flott und modern gestylt hat. Zwei ehemalige und ein amtierender Bürgermeister verliehen dem Umzug am Samstag Glanz, erinnerte Wolfgang Kramwinkel. Daniel Tybussek ließ das Freibier wieder nach einem einzigen Schlag mit dem Holzhammer fließen.

Viel Hallo löste auch die Mitteilung des Ponchoträgers aus, dass nach einem aus den eigenen Reihen der Müllerborsch nun aus Lämmerspiel komme und ein Bayer sei! Eine „Eilmeldung“ war Kramwinkel auch Gerhard Kaspar wert, der Generalsekretär der Kerb wurde jüngst vom Rathauschef mit dem Ehrenbrief geadelt. Gelächter löste die Nachricht aus, dass es im Garten diesmal auch Gemüsefrikadellen gab. Der Protokoller bevorzugt „Wodka Soda an der Bar!“.

Die Musiker bliesen mit der Band um die Wette „Die Diddesemer Kerb“, „Jetzt kommen die lustigen Tage“, „Heut’ ist Kerb in Dietesheim“ und natürlich die Hymne „Steht auf, wenn ihr Basaltköpp seid“, alles nach bekannten Melodien von Volksliedern und Evergreens.

Dann löste der Leiter Alarm aus: Für die Kerb 2019 werden neue Mitarbeiter gesucht! „Wenn zu wenig Helfer da sind, leiden wir an Hunger und Durst“, mahnte er mit finstren Drohgebärden. Und ließ seinen Blick über die zahllosen jungen Menschen zu seinen Füßen schweifen.