Die Fähre zwischen Mühlheim und Maintal steht seit einem Jahr still – Die Bürgerinitiative jedoch gibt nicht auf und kämpft um ihre geliebte Fähre Bürgerinitiative-Fähre gedenkt am ersten Geburtstag der Fährstilllegung

So lange die Fähre noch am anderen Ufer liegt, gibt es für die BI-Fähre keinen Grund, Sektkorken knallen zu lassen. Foto: man

Mühlheim (man) – Normalerweise hoffen Gruppen und Vereine, wenn sie den ersten Jahrestag eines bestimmten Ereignisses feiern, am Beginn einer Tradition zu stehen. Nicht so die BI-Fähre. „Das ist hoffentlich der erste und letzte Geburtstag“, betont die Sprecherin Waltraud Kaiser während der Vorbereitung. Beim Blick in die Geschichte verbindet die Fähre nicht nur Mühlheim mit Dörnigheim, sondern auch Hessen-Darmtadt mit Preußen oder die protestantischen Landekirchen von Hessen-Nassau und Hessen-Waldeck. Seit einem Jahr kommt jedoch niemand mehr von hüben nach trüben. Anlass für die Bürgerinitiative Fähre Mühlheim-Maintal am Samstag bei Kaffee, Kuchen und strahlendem Sonnenschein einen traurigen Geburtstag zu begehen. Bevor es losgeht lobt Kaiser ihren BI-Kollegen Dr. Jan Winkelmann, weil der Pappbecher mitbrachte, „es gibt Männer, die denken tatsächlich mit“. Den Kaffee spendiert Evangelia Magklog vom „Riverside“, der Taverne und Cocktailbar, die im letzten Sommer eröffnete: „Wir freuen uns schließlich auch, wenn die Fähre irgendwann wieder fährt.“ Zum Kaffee gibt eine große Torte vom Café Kinnel, auf der geschrieben steht: „Wir wollen die Fähre wieder.“ Von Dörnigheim konnte Dieter Winterstein, Parlamentarier der Wahlalternative Maintal, natürlich nicht wie früher für 40 Cent samt Fahrrad in ein paar Minuten übersetzen. Für viele bedeutet der Ausfall einen tiefen Einschnitt in ihren Alltag. Winterstein erzählt von seiner Nachbarin, die auf einem Auge erblindet ist. Für einen Besuch bei ihrem Augenarzt in Mühlheim ging früher eine Stunde drauf, heute ein halber Tag. Für die paar hundert Meter Luftlinie braucht die Frau über Hanau hin und zurück mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fast drei Stunden.

Im Moment sucht der Kreis nach einem Interessenten, der die Fähre betreiben will. Dass die nicht vom Himmel fallen, zeigte das Beispiel des alten Betreibers Jürgen Spiegel, der irgendwann die Fähre sonntags liegen lassen musste, um wenigstens den einen Tag frei zu haben.

Urlaub war für den Mann ohnehin ein Fremdwort. Im Moment läuft noch die Ausschreibung des Kreises Offenbach, um einen neuen Betreiber zu finden. Ein Fortschritt, nachdem es über Monate nach politischen Stillstand ausgesehen hatte. Jan Winkelmann erzählt, im Hinblick auf die „Geburtstagsfeier“ sei er angesprochen worden, warum sich die BI jetzt noch ins Zeug lege, „es liefe doch alles“. Winkelmann erzählt von seiner Verwunderung über den Sinneswandel der Großen Koalition, die im letzten Monat beschloss, dass die Stadtwerke „gemeinsam mit der Stadt Maintal die zukünftig laufende Fährverbindung sicherstellen“. Dem stimmten die Grünen prinzipiell genauso zu wie die ‘Bürger für Mühlheim’ , „wir hätten nur gerne vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen geprüft“. Eine Finanzierung über den städtischen Haushalt wäre transparenter gewesen. Winkelmann, ansonsten Fraktionssprecher der Grünen im Stadtparlament, sieht keinen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, „solange die Fähre dort drüben noch liegt, bin ich skeptisch“. Denn es wird im Kreis wohl mehr als deutlich gemunkelt, dass die Ausschreibung bisher gerade mal einen Bewerber lockte. Und überhaupt sei vieles nicht geklärt. Schließlich ruhe der Betrieb vor allem deshalb, weil die Fähre über 50 Jahre auf dem Buckel habe, sich die Reparaturen vor dem Stillstand massiv gehäuft hätten. Mangelnde Transparenz beim Kreis, dem die Fähre gehört, beklagt Laura Schulz. Die Landtagskandidatin der Freien Wähler erklärt, ihre Partei habe vergeblich im Kreistag mit den Grünen vorgeschlagen, in Sachen Fähre Geld in den Haushalt zu stellen, „jetzt sollen die Kommunen alles alleine stemmen“.

Derweil stoppt ein Auto mit dem Kennzeichen MTK.

Die Insassen bemerken schnell, dass die Schilder „Wir wollen die Fähre zurück“, etwas damit zu tun haben, warum sie jetzt wieder wenden müssen. Mit der Zeit gewinnt man die Wetten mit sich selbst, wer zum Riverside oder zum Ruderclub will und wer gleich wieder umkehrt. „Das passiert zigmal am Tag“, beobachtet Evangelia von der Taverne.