Großer Kappenabend in der Halle der Sport-Union Mühlheim Feuerwehrleute können auch Fastnacht

Nicht nur Schlager, sondern auch was fürs Auge präsentierten die „Müllemer Lausbuben“ bei der Kappensitzung. Besonders die Damenwelt schaute genau hin. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Bei bester Stimmung, in voller Hütte und wie immer jugendlich und unverstaubt präsentierten sich die Macher der Freiwilligen Feuerwehr Mühlheim bei ihrem Großen Kappenabend in der Halle der Sport-Union an der Friedensstraße. Was der Besucher mit auf den Heimweg nimmt: Die Fähre muss wieder schippern und Gerda darf sich auf ambitionierten Nachwuchs freuen.

Andreas Sattler redet zu Beginn über Knigge. Der Freiherr schrieb einst „Über den Umgang mit Menschen“. Bezogen auf eine Fastnachtssitzung sei es kein Benehmen, zu schwätzen, wenn jemand einen Vortrag halte, erklärt der Sitzungspräsident. Außerdem begrüßt der Chef des Elferrates Prominente wie den Landtagsabgeordneten Ismael Tipi und Mühlheims Ehrenbürgerin Elisabeth Gilmer-Kaiser.

Kinderprinzessin verspätet sich

In den ersten Minuten sieht es so aus, als müsste der Kinderprinz Moritz Flack von der Katholischen Jugend Mühlheim (KJM) die Begrüßung alleine wuppen. Von der Prinzessin findet sich keine Spur. Doch just als jemand vom Rand eine der jungen Frauen der Tanzgruppe der DJK Mühlheim eben ausbaldowerte, deren Text zu übernehmen, geht die Türe auf und Jana Rieth saust an. Nicht nur Sattler atmet auf.

Daniel Tybussek zeigt sich ebenfalls. Der Bürgermeister ehrt Klaus Bemowski mit dem Schlüsselorden der Stadt. Für den Feuerwehrmann läuft es im Moment anscheinend wie geschmiert. Vor Kurzem räumte Bemowski bei der Adventskalender-Aktion des Gewerbevereins bereits den Hauptpreis von 1000 Euro ab. „Bei den Müllemer Lausbuben macht er bereits seit 1995 mit, ist als Dame verkleidet ein großer Hit“, begründet Tybussek die Wahl.

Heute mimt Bemowski allerdings keine Frau, sondern den Grazer Alpenrock-Pfiffikus Andreas Gabalier, natürlich im Einklang mit den Lausbuben, bei denen Patrick Roth als die Schlagerfrau Helene Fischer im kessen Kleid eine so glänzende Figur abgibt, dass Andreas Sattler für den Mann eine berufliche Alternative ins Spiel bringt, „fang doch bei der Gerda an“. Von der Sonnau erscheint deren 52. Ritterin Gaby Mollbach samt Gefolge. Außerdem gibt sich das Mühlheimer Stadtprinzenpaar mit Sebastian II. und Melissa I. die Ehre, die mit ihrer heißeren Stimme authentisch gut gelaunt zum Narrenvolk spricht.

Sänger „Otti Osbourne“

Erst im schwarzen Leder, dann im pinken Ganzkörperanzug tritt Sänger Steffen Otterbein als „Otti Osbourne“ auf. Ein knallharter Rocker an der Gitarre, dessen Einkommen für den Erwerb einer Harley-Davidson leider zu knapp bemessen ist. Otti kommt aber auch auf dem Dreirad voran. Christian Spahn, Benny Laukart, Nils Wildegans, Micha Piecuch und Melanie Lauffenburger gehören dem „P-Team“ an, zuständig fürs gesanglich vorgetragene Protokoll des letzten Jahres. Die Fähre kommt natürlich vor, die seit dem Spätsommer Mühlheim nicht mehr mit Dörnigheim verbindet, zum Ärgernis vieler auf beiden Seiten. „Ich steh‘ hier am Main, würd gern drüben sein, kann dich zwar sehen, aber du musst stehen“, singt das Quintett zu Eric Claptons Melodie von „Tears In Heaven“. Das Thema greifen auch Anikó Sugar, Josie Haus und Andreas Sattler auf. Zu den Tönen von Barclay James Harvests „Hymn“ erklingt ein frommer Wunsch als Vater des Gedankens: „De Main is tief, de Main is breit, und de Fähr bringt dich auf de aner Seit.“

Akrobatisch wirbelt Sabrina Herd mit ihrem Solo über die Bühne. Die „113 Mädchenwehr“ spritzt ins Publikum und führt einen Regentanz auf. Das MKV-Männerballett besteht aus stahlharten Football-Spielern und grazilen Cheerleadern. Hartmut Broschat dirigiert nicht nur das Blasorchester der Sport-Union, in der Bütt rät er als Wirt vom „TybussEck“ Kerlen, die nach dem Gang in die Kneipe stets mit Gezeter der Gattin empfangen werden, doch die Ausübung ehelicher Pflichten vorzuschlagen, „dann stellt sie sich schlafend“.

In Missverständnissen kommunizieren Harald Prilop und Rolf Horcher. Prilop gibt den deutschen Gast beim Italiener, der partout nicht rafft, dass die Brötchen alle sind. James Bond rettet zwar im Kino ständig die Welt und knutscht wie der Teufel, Bernd Hatzebruch stellt jedoch zusammen mit Andreas Leo Leonhardt, der als Toilettenfrau Clotilde agiert, den Menschen hinter 007 vor, der nach dem Genuss von Handkäs‘ mit Musik ganz natürliche Töne produziert.