Drei Tiere binnen weniger Tage im NEG abgestürzt / Halter in der Pflicht Wenn der Hund verunglückt

Gerettet: Per Schlauchboot ist es den Einsatzkräften gelungen, die im Naherholungsgebiet verunglückten Vierbeiner zu sichern und anschließend wohlbehalten zu ihren Besitzern zurückzubringen. Bild: Freiwillige Feuerwehren Mühlheim

Mühlheim – „Eigentlich ist unsere Aufgabe die Menschenrettung.“ Die Feuerwehr rücke aber auch aus, wenn es gilt, Tiere aus Notlagen zu befreien, betont Gerald Linke. Der Dietesheimer Wehrführer musste mit seinen Kameradinnen und Kameraden zuletzt allerdings wiederholt zu – wie er sagt – vermeidbaren Unglücksfällen ausrücken: Hunde waren im Naherholungsgebiet (NEG) rund um den Grünen See an der Böschung abgestürzt.

Vor zwei Jahren retteten die Aktiven insgesamt fünf Hunde, „2023 war es dann tatsächlich relativ ruhig“, berichtet Linke. Im noch jungen Jahr 2024 mussten die Brandschützer hingegen allein in diesem Monat bereits zwei Mal kurz hintereinander ausrücken und Vierbeiner aus verzwickten Lagen befreien. „Wir haben für solche Einsätze extra ein spezielles Geschirr angeschafft“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann und ergänzt: „Alle drei Hunde sind ins Wasser gesprungen und konnten den See danach nicht aus eigener Kraft verlassen oder haben sich auf Felsvorsprünge gerettet.“ Dort waren sie für die Einsatzkräfte nur mit dem Boot erreichbar. Die registrierten Fälle ereigneten sich am Vogelsberger- und am Oberwald-See, also rund um die Canyon-Brücke.

„Wenn die Tiere frei herumlaufen, ist das nicht nur für die Hunde gefährlich“, mahnt Linke zur Vorsicht. Bei der jüngsten Alarmierung, zu der die Wehrleute gerufen wurden, sei das Herrchen hinterher geklettert und steckte dann ebenfalls fest. „Das ist besonders riskant, denn die Seen waren früher ein Steinbruch, in dem gesprengt wurde“, gibt der Wehrführer zu bedenken. Viele Steine säßen daher nur sehr locker in der Wand und könnten so nicht zuletzt auch für die Retter selbst zur Gefahr werden. Das hätten jüngst auch Höhenretter aus Hanau bei einer Übung am eigenen Leib erfahren müssen, berichtet Linke, der die Übung begleitet hat.

Er möchte nun Besucherinnen und Besucher des NEG mit und ohne Haustier für diese Situationen sensibilisieren. „Herrchen oder Frauchen berichten uns regelmäßig, ihre Lieblinge haben sich losgerissen“, erzählt Linke, der darin allerdings eine oft genutzte Ausrede vermutet. Viel wahrscheinlicher sei, dass Besitzer ihre tierischen Begleiter trotz Verbots und drohenden Bußgelds einfach frei in der Natur herum laufen ließen. Einen Hund fischten die Kameraden jedoch mit Leine am Hals aus seiner misslichen Lage am Abhang. „Im kompletten Naherholungsgebiet herrscht Leinenpflicht“, unterstreicht Linke.

Die zweibeinigen Begleiter der oftmals frei herumwuselnden Fellnasen kommen fast alle von außerhalb ins NEG nach Mühlheim. Das belegen mitunter die Autokennzeichen der Wagen auf den Parkplätzen, die ihre Insassen bis Wetterau-, Vogelsberg- und Hochtaunuskreis zuordnen. Sie alle genießen das ganze Jahr über die attraktive Landschaft auf der Gemarkung der Mühlenstadt und sind zumeist am Wochenende dort unterwegs.

„Wir wissen nie, wie wir ein Tier vorfinden“, sagt Linke. Darum rückten die Brandschützer stets mit mindestens neun Kräften aus, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Dabei sind nach Möglichkeit auch Spezialisten fürs Abseilen mit von der Partie. „Das sind personalintensive Einsätze“, stellt der Wehrführer klar. Gemäß der Feuerwehrsatzung werden dafür in erster Linie die Hundebesitzer zur Kasse gebeten.

In der Regel handelt es sich um eine mittlere bis hohe dreistellige Summe, „der Betrag richtet sich nach Lage der Örtlichkeit, Dauer der Hilfeleistung sowie nach den benötigten Geräten“. Vorrangig werden Aktive aus Dietesheim gerufen, tagsüber werden aber auch hauptamtliche Kräfte zur Unterstützung aus dem Mühlheimer Feuerwehrhaus angepiepst.

Wie passend, dass die Stadt erst kürzlich ein neues Konzept für mehr Sicherheit und Ordnung im NEG vorgestellt hat. Die darin enthaltenen Maßnahmen sehen unter anderem auch die Anbringung spezieller Warnbilder im Bereich der Canyon-Brücke vor.

Von Michael Prochnow

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