Regionale Produkte im Mittelpunkt – Streichelzoo begeistert die kleinen Besucher Lämmerspieler Erntedankfest zeigt, was die Natur zu bieten hat

Kinder, zwei Schafe und ein Politiker. Der Landtagsabgeordnete Ismail Tipi schaut sich das Geschehen an. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Zu sehen ist das Federvieh, das die Frühstückseier legt und Insekten, die den Honig fürs Brötchen sammeln. Das bestens besuchte Erntedankfest des Obst- und Gartenbauvereins Lämmerspiel (OGV) am vergangenen Sonntag stand unter der Überschrift „Bauernhof“. Schafe, Ziegen und Kaninchen kamen natürlich vor allem bei den Kindern gut an. Den Einblick in ein Bienenvolk gab ein Imker.

Im vergangenen Jahr war der Sommer zwar so heiß gewesen, das kaum jemandem irgendein Regentag im Gedächtnis haften blieb. Die Besucher des Erntedankfestes Ende September 2018 dürften sich jedoch alle noch an einen erinnern. „Es war bei dem Wetter nicht daran zu denken, die Tiere auszustellen“, sagt Inge Schäfer, Vize-Vorsitzende des OGV.

Am vergangenen Sonntag stellte das nach dem Gottesdienst St. Lucia im Garten hinter der Kirche bei strahlendem Sonnenschein kein Problem dar.

„Mit einem klassischen Kleingartenverein haben wir keine Schnittmenge“, sagt Bernd Schwerzel, seit acht Jahren Vorsitzender in dem Klub, für den Rosen und Begonien keine Rolle spielen. Im Fokus des OGV stehen nur die Erzeugnisse aus Privatgärten und den Streuobstwiesen, die sich letztlich auch essen und trinken lassen oder einen anderen Nutzen bringen, „stets im Einklang mit der Natur“.

So wie die Ziegen von Peter Hemle oder die Schafe von Ute und Peter Meyer. Für die Kinder sind die duldsamen Tiere mit dem weichen Fell natürlich die Attraktion beim Fest. Gefahrlos können Eltern ihren Nachwuchs in den mobilen Stall heben.

Streicheln lassen sich auch die kleinen Hoppler, die der Kaninchenzucht-Verein zur Verfügung stellt.

Die Arbeit der Schafe geht über das Liefern von Wolle hinaus. „Die verhindern die Verbuschung auf dem Gailenberg“, sagt Schwerzel und erklärt damit, warum es in der Lämmerspieler Kulturlandschaft im Frühjahr bei Sonnenschein „so aussieht, wie aus einem Heimatfilm“.

Im letzten Jahr hingen auf den Streuobstwiesen so viele Äpfel an den Bäumen, dass mancher Ast unter dem Gewicht brach. Die Gefahr bestand in diesem Jahr nicht. Im Mai fror es noch einmal, da hatte es aber schon geblüht.

Der Frost sorgte auch bei der IG Weinbau Lämmerspiel für einen Schlag ins Kontor. 2018 füllten die Hobbywinzer aus den 99 Reben noch 130 Flaschen ab, „in diesem Jahr wird es nur ein Bruchteil sein“, bedauert nicht nur der OGV-Vorsitzende.

Prachtvoll wirken die Brahma-Hühner von Heidrun Roth. Die Hennen bringen es auf ein Gewicht von bis zu 4,5 Kilo und legen pro Jahr 140 Eier von der Sorte, die Supermärkte mit einem „L“ auszeichnen.

Weit weniger Honig als im vergangenen Jahr schleuderte Jürgen Panthöfer. Der Vorsitzende des Imkervereins in Offenbach berichtet, für die Bienen sei die Apfelblüte wegen Frost und Trockenheit überwiegend ausgefallen, außerdem regnete es in die Akazienblüte, „und der Raps fiel wegen Wassermangel aus“. Verlass war hingegen auf die zähen Brombeerhecken.

Was in dem Sommer vielfach auffiel, die Bauern nutzten an den Feldrändern nicht mehr jeden Quadratmeter, um Weizen oder Mais anzubauen, sondern ließen häufig Platz für Blühstreifen.

Das hängt mit der veränderten Subventionspolitik zusammen, die das selbsternannte Umweltschutzland Deutschland bisher in Brüssel stets blockiert hatte. „Die Landwirte bekommen jetzt auch für die Blühstreifen Geld“, erklärt Panthöfer die schon lange von Biologen geforderte Initiative gegen das Insektensterben.

Bernd Schwerzel erzählt noch von den nächsten Plänen des OGV, der regelmäßig mit Kindern im Vor- und Grundschulter Führungen auf dem Gailenberg veranstaltet.

Demnächst bauen Mitglieder mit den ganz jungen Lämmerspielern eine Totholzhecke. Ein Angebot an Igel und Kaninchen, sich im Winter darunter einzugraben.

Gudrun Frey und Martina Schwerzel verkaufen Erzeugnisse aus Lämmerspieler Produktion. Bestens laufen die Gläser mit „Latwersch“, der typisch hessische Aufstrich aus Zwetschgen. „Nach Omas Rezept“, wie Frey betont. Fabelhaft schmeckt auch das Pesto aus Petersilie, das ebenfalls viele Abnehmer findet.

Zu essen vor Ort gibt es Pfannkuchen mit Apfelmus, Gemüsesuppe oder gequellte Kartoffeln mit Hausmacher Wurst. Natürlich nichts gekauft, sondern alles selbst gemacht.