Verein „Nasse Füß Lämmerspiel“ feiert Saisonabschluss auf der Wassertretanlage Ein letztes Mal vor dem Winter kneippen

Knietief im kalten Nass: Wärmer als 13 Grad sollte das Wasser nicht sein.

Mühlheim – Für den Verein „Nasse Füß Lämmerspiel“ war es kein Selbstläufer, die von der Rodau gespeiste Wassertretanlage neben dem Freibad durchzusetzen. Bei vielen herrschte Skepsis. Die Ende April eröffnete Kneipp-Variante entpuppte sich jedoch als Erfolg. Nun traf man sich bei Weißwurst und Bier zum Ausklang der Saison. Bei der Gelegenheit pflanzte man noch einen Baum.

Alfons Ott kommt in kurzen Hosen und steigt bei Kaiserwetter und sommerlichen Temperaturen knietief ins kalte Wasser. Nein, die Temperatur könne er nicht abschätzen. Der Stadtrat scheint ein harter Kerl zu sein, „ich bin nicht sonderlich empfindlich“. Mehr als 13 Grad dürften es nicht sein.

Anschließend schrubbt Ott. Weil das Wasser wieder in die Rodau läuft, darf kein Chlor im Becken landen. Algen haben leichtes Spiel. Stadtverordnetenvorsteherin Gudrun Monat, Vorstandsmitglied im Verein, gibt Ott einen Tipp, „Alfons, Du musst auf die Bürste treten“. Die Methode erhöht den Druck, die Treppe erhellt sich. Monat begrüßt dann Dr. Alexander Krey, Mühlheims Ersten Stadtrat.

In unseren Breitengraden treffen sich die Leute nicht einfach auf dem Dorfplatz oder in engen Gassen vor den eigenen Haustüren. Es bedarf eines Anlasses. Monat erzählt, in den Sommermonaten hätten sich die Leute quasi im Wasser die Stange in die Hand geben. Vorstandskollegin Sigrid Tinat berichtet, wie zu gewissen Zeiten immer bestimmte Bürger kommen, „die Anlage entwickelte sich schnell zum Kommunikationsort“. Die Physiotherapeutin betont, seit ihrer Ausbildung sei sie Anhängerin der Methode nach Sebastian Kneipp. Der Oberschwäbische Pfarrer litt wahrscheinlich unter Tuberkulose und kurierte sich letztlich auch durch Bäder in der eiskalten Donau. Aus der Erfahrung entwickelte Kneipp eine beliebte Heilmethode.

„Es geht aber vor allem um Prophylaxe“, betont Tinat. Wozu ein gesunder Schlaf beitragen kann. Die Lämmerspielerin erzählt von einer Frau aus der Nachbarschaft der Anlage, die jeden Abend kommt, weil sie nach dem Gang durchs Wasser problemlos einschlafen kann. Eine Tablette müsse sie nicht mehr nehmen.

Die Organisation liegt in ehrenamtlicher Hand. Morgens um 7.30 Uhr öffnet jemand, in den Sommermonaten schließt meist ein anderer um 21 Uhr wieder ab. Wenn es früher dunkel wird, passt man sich an. Christina Bugler kommt etwa jeden Sonntagabend mit dem Schlüssel. Wenn jemand wegen Urlaub oder Krankheit nicht kann, findet sich Ersatz. Als sich jedoch die Coronafälle im Sommer häuften, blieb die Türe auch mal zu.

Hansjörg Tinat, Gatte von Sigrid Tinat, spendete ebenso eine Bank wie das Ehepaar Sabine Schepp und Jörg Lindner, die selbst regelmäßig durchs Wasser waten und auf den Aushang des Vereins reagierten, auf dem steht, man suche noch Sponsoren. Die stabilen Holzbänke stammen aus der Werkstatt des Vereins Zugpferd.

Carola Lins, deren Mann Reiner sich um die Weißwürste kümmert, plant für das nächste Jahr über die Anlage einen Schattenspender zu montieren. Der reduzierte Lichteinfall soll auch helfen, den Algenwuchs ein wenig einzudämmen. Bis zur Wiedereröffnung im kommenden Mai hofft der Verein, das entsprechende Spendengeld generieren zu können.

Der Vorstand setzt noch einen Quittenbaum, ganz im Einklang mit der Unteren Naturschutzbehörde, die eine einheimische Sorte verlangte.

Von Stefan Mangold