Narrensprung hinter der St. Lucia-Kirche in Lämmerspiel Die Rettung der Fastnacht

Rettet die Fastnacht! Das war das Ziel des Lämmerspieler Prinzenpaares Joey und Isi. Mit einem gekonnten Sprung über das Feuer bewiesen sie ihren Mut. Foto: m

Mühlheim (m) – Immer zu Altweiberfastnacht, so auch am vergangenen Donnerstag, rotten sich Tollitäten und Fastnachter hinter der St. Lucia-Kirche zusammen, um „die Fastnacht zu retten“. Die Lämmerspieler Schellennarren schildern grauslige Szenen von der Bedrohung der lieb gewonnenen Traditionen zur Vertreibung des Winters durch dunkle Mächte.

Die „Verteidigung“ baut auf den Till, Sinnbild für das Fröhliche, Ungebundene, die „Narren-Freiheit“ schlechthin.

Die Figur im blauen Glitzerkostüm schleicht über das abgesperrte Areal, sendet abweisende Gesten in Richtung auf die Bedrohung, das lodernde „Höllenfeuer“. Unterstützt wird Till vom „Tanzlicht k“, Keiko Agnes Schmitt aus Frankfurt, die plötzlich und brausend Feuerfahnen entzündet, Licht-Motive mit einem Hula-Hoop-Reifen zaubert und bunt brennenden Bälle schleudert.

So nähert sie sich immer wieder dem aufgeschichteten, länglichen Scheiterhaufen, greift die gierig leckenden Flammen mit ihrer Feuerkunst an.

Die Gastgeber stehen zu diesem Zeitpunkt noch in Zweierreihe unterhalb der Pfarrheim-Terrasse, begrüßen sie eintreffenden Besucher mit knatternden Ratschen und lautem Helau.

Die weißen Narren haben ihre Masken hochgeschoben und bleiben so erkennbar. Dann wird die nächste „Waffe“ gegen das Feuer angekündigt, die Nodebabbscher, Guggemusiker vom Obertshausener Tanzsport- und Karnevalverein „Die Elf Babbscher“.

Mit Trommeln und anderen Percussionsinstrumenten, die bei jedem Schlag einen grünen oder blauen LED-Lichterkranz aufleuchten lassen, marschieren sie aufs Gelände. Ihr Einsatz klingt machtvoll, doch natürlich sind die Helden selbst noch gefordert. Ein Spektakel aus Krachern, Raketen und Fackeln führt sie durch purpurrote Nebelschwaden zum Ort des Geschehens.

Die Narren umkreisen springend das Feuer, richten elektrisches Licht auf die immer noch flackernden Flammen am Boden. Dann folgt die große Rettungsaktion für die Fastnacht: Zwei Schellennarren nehmen den Till in ihre Mitte, fixieren den Feind und – überwinden ihn mit einem beherzten Sprung! Die anderen Weißnarren tun es ihnen gleich, allein oder zu zweit.

Sie tragen weiße Hosen und Kittel, Kränze aus großen roten und orange-farbenen Dreiecken an Hals und Knöchel. Jetzt sind die Gesichter hinter der weißen Maske mit fragendem Blick verborgen, der Haarschopf mit einem Kopftuch bedeckt. Prominente Mitstreiter unterstützen sie, der Zugmarschall vom MKV, Prinzenpaare aus Lämmerspiel, Mühlheim und Hanau sowie die Tollitäten der Babbscher sind herbeigeeilt, um mit den zahlreichen Besuchern Anlauf zu nehmen.

Der Brauch, der seine Wurzeln in der alemannischen Fasnet hat, lockt alljährlich viele Anhänger in den Pfarrgarten. Viele frönen der Geselligkeit und feiern den „Sieg über das Fegefeuer“ mit Bier, Glühwein und Hütchen, Rindswurst und Brötchen von den Theken der Schellennarren. Später ziehen sie noch in die Lämmerspieler Kneipen und Gaststätten.