Lämmerspieler Berti Kraus und Heusenstammer Helmut Greb auf Pedelec-Pilgerfahrt Mit dem Stahlross von Mühlheim in die Ewige Stadt

Radsportler und Fahrradhändler Stefan Stock (links) stattete die beiden Pedelec-Pilger Helmut Greb aus Heusenstamm (rechts) und Berti Kraus aus Lämmerspiel (Zweiter von links) aus. Heinz Hölzel begleitet das Duo mit einem Wohnmobil. Foto: m

Mühlheim (m) – Männer kommen gelegentlich schon auf eigenartige Ideen. Die von Berti Kraus aus Lämmerspiel und Helmut Greb aus der Schlossstadt könnte selbst ihren Ehefrauen gefallen: Sie pilgern nach Rom - mit Pedelecs! Die Partnerinnen und ein Freund kommen mit, allerdings per Flugzeug und Wohnmobil. Das dient den Radlern mit den Motoren zum Ausruhen und Übernachten.

Wie es sich für Wallfahrer geziemt, haben beide ihre Pilgerreise mit dem Reisesegen versehen gestartet. Den erteilten Dekan Pfarrer Willi Gerd Kost vor St. Lucia in Lämmerspiel und Pfarrer Martin Weber vor Maria Himmelskron. Dann ging’s auf die erste Etappe nach Osterburken im Odenwald. Dann folgten Ellwangen bei Schwäbisch-Hall, Augsburg und Bad Tölz. Die Strecke führte über Hall in Tirol, Sterzin hinter dem Brenner und Bozen entlang der Adria. Unterwegs hat das Duo in Pfarrhäusern und Klostern eifrig Pilgerstempel gesammelt. Alkohol sei beim Strampeln tabu, beteuerten Greb und Kraus vor der Abfahrt, „aber abends gönnen wir uns dann in einem Ristorante oder auf dem Campingplatz schon ein Gläschen Rotwein“. In gut zwei Wochen haben sie 1612 Kilometer Entfernung und 9780 Höhenmeter überwunden, saßen täglichen etwa 100 Kilometer im Sattel. In Innsbruck und Verona legten sie Ruhetage ein.

Mit Hilfsmotor und Batterie

Die Stahlrösser haben sie sich speziell für die Tour gekauft, berichteten sie. Die Victoria Trecking Räder sind mit einem Hilfsmotor und einer Batterie ausgestattet, die jeden Abend aufgeladen werden musste. Fahrradhändler Stefan Stock gab ihnen Ersatzakkus mit auf den Weg. Die Drahtesel sind zudem mit Rückspiegel, Halterungen für ein Navi und eine Trinkflasche ausgestattet, mit der schwarzen Blase eines Fußballs, die bei Kraus über den Sattel gezogen ist. Das schone den Allerwertesten, erklärte der erfahrene Kicker. Die beiden 64-Jährigen kennen sich vom Sportplatz. Sie kickten in den 70ern bei der TSV Lämmerspiel. Jetzt hat es sie also aufs Rad verschlagen. Das Modell verfügt ferner über eine Zehn-Gang-Kettenschaltung, die ihnen half, die Pässe der Alpen und in den Abruzzen zu überwinden. Für alle Fälle fuhr Freund Heinz Hölzel aus Lämmerspiel mit einem geliehenen Wohnmobil mit, das auch über einen Stromgenerator verfügte.

Ferien-Seelsorger Pater Scaria

Zum Equipment packet der erfahrene Radsportler Stock den Pilgern auch zusätzliche Pannenschutzreifen, Schläuche und Bremsbeläge in die Satteltaschen. Problematisch seien nämlich nicht die Aufstiege, sondern die Abfahrten. Dabei können die Bremsen schon mal glühen, warnt der Fachhändler. Außerdem hat das Duo Regen- und Windjacken im Gepäck, Bananen und Power-Müsliriegel. Der Gedanke zu der Pilgerfahrt kam nach einer Wanderung, die Familie Greb vom Bodensee nach Verona unternahm. Für Kraus war es „der Spaß und das Erlebnis“, sagt er, „weniger der Glaubensaspekt“. In Rom wollen die Fahrer auch den Lämmerspieler Ferien-Seelsorger Pater Scaria aufsuchen, der nun Präsident der Universität des Vatikans ist.

Für das Vorhaben trainierte Greb rund 1300 Kilometer, Kraus schaffte nur 700, gestand, er vor der Abfahrt. Der Heusenstammer strampelte mit der E-Unterstützung nach Büdingen, auf den Otzberg, über die Hohe Straße von Bergen-Enkheim aus in die Wetterau, über den Hohler Berg im Spessart und auf dem Radweg rund um den Flughafen. Die Rückreise Anfang Juni treten alle gemeinsam mit dem Wohnmobil an, übernachten in Hotels.