Bauer Walter Beez aus Lämmerspiel stellt „Regiomat“ in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße auf Tag und Nacht frische Lebensmittel in Lämmerspiel

Das gab es in ganz Mühlheim bis dahin noch nicht. Am Regiomat gibt es hausgemachte Wurst, Eier und diverse Honigsorten zu kaufen. Foto: man

Mühlheim (man) – Nachts Kippen oder Kaugummis besorgen, konnte man sich auch schon vor 50 Jahren in den entlegensten Dörfern. Mehr aber nicht. „Regiomat“ nennt sich die Automatenvariante des Nebenerwerbslandwirts Walter Beez. Der Lämmerspieler ermöglicht nun ein Angebot, dass es im gesamten Mühlheim bis dato nicht gab: Der Automat, an dem es hausgemachte Wurst, Honig oder Essiggurken zu kaufen gibt, musste nicht lange auf Kundschaft warten.

Früher hatten es Berufstätige es auch in Großstätten schwer, sich zu versorgen. Die Läden schlossen um 18:30 Uhr. Die Fertigpizza samt Sixpack aus der Tankstelle retten den Feierabend regelmäßig kulinarisch. Heute kann der Verbraucher in manchen Gegenden bis um Mitternacht einkaufen. Wer aber am Sonntag Kuchen backen will und dann erst bemerkt, dass ein Mitglied der Familie eine leere Eierpackung in den Kühlschrank zurückstellte, der muss jetzt nicht mehr verzweifeln, sondern kann den Schuldigen gezielt nach draußen schicken, um die Missetat auszubügeln.

Bauer Walter Beez stellte jüngst in Lämmerspiel vor seinem Hof an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 5 einen Automaten auf. Wer will, kann hier jederzeit nicht nur Zehner-Packungen Eier, Honig- oder Marmeladengläser ziehen, sondern auch die über die Grenzen Lämmerspiels hinaus bekannten Spezialitäten des Erzeugers wie die Leberwurst, Blutwurst, Presskopf oder Eisbein erstehen, alles hausgemacht, alles in 400-Gramm-Dosen verpackt. Auch das kann einen schnell mal aus der Patsche helfen, wenn sich etwa dem Besuch und einem selbst mitten in der Nacht die Lust auf Nudeln mit Fleischsauce entwickelt, im Kühlschrank aber Leere herrscht.

Beez führt in der dritten Generation den letzten landwirtschaftlichen Betrieb im Ort. In früheren Jahrhunderten arbeiteten 90 Prozent aller Beschäftigen rund um das Thema Ackerbau und Viehzucht. Nach dem Krieg war es noch die Hälfte, mittlerweile lebt nur noch ein Prozent von Einnahmen aus der Branche.

Beez, ausgebildeter Werkzeugmacher und Landwirt, betreibt den 1933 von seinem Großvater Josef Beez gegründeten Hof genauso in Teilzeit wie schon der Vater und auch der Opa, der zusammen mit Oma Margarethe, geborene Beheim, weiland mit zwei Ziegen und einem Schwein anfing, ähnlich wie die meisten Landbewohner in der Zeit. Später übernahm dessen Sohn Johann Josef Beez, der schließlich an Walter übergab. Walter Beez arbeitet ansonsten für den „Abwasserverband Untere Rodau “.

Mit den veränderten Öffnungszeiten kam Beez die Idee, einen Automaten aufzustellen. Denn der reine Familienbetrieb, in dem sich auch Gattin Karine Beez, Schwester Christine Martin und Mutter Agnes Beez engagieren, kann aus organisatorischen Gründen nur noch dienstags und donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr, freitags von 15 bis 18 Uhr und an Samstagen von 9 bis 12 Uhr verkaufen.

Wer am Wochenende gerne ausführlich ausschläft, muss jetzt nicht mehr in Hektik verfallen, um sich noch mit Leberwurst einzudecken. Die Schweine bekommen das Getreide in den Trog, das Beez selbst anbaut, genauso wie die angebotenen Kartoffeln.

Der Landwirt war selbst überrascht, wie schnell das Publikum den Automaten annahm. Am Protokoll konnte er in den ersten Tagen sehen, wie sich jemand um 01:38 daran bediente.

Schwer zu sagen, was sich da jemand zog, vielleicht eine Dose hausgemachte Wurst, denn nach einem Besuch in der Kneipe kommt nächtens gerne mal noch der zweite Hunger.

Beez nimmt an, dass bestimmte Kunden sich ganz bewusst am Automaten bedienen, solche, die es gerade schätzen, beim Lebensmitteleinkauf „niemandem zu begegnen, mit niemandem Reden zu müssen“.