24-Jähriger starb bei S-Bahn-Unfall in Mühlheim Unbekannte schänden Gedenkstätte an den Gleisen

Die Gedenkstätte gegenüber der Unfallstelle, unweit der Spessartbrücke. Seit zwei Monaten zerstören Unbekannte den Ort der Trauer. Foto: Bräutigam

Mühlheim (kb) – Die Trauer steht Dürdane Borazan ins Gesicht geschrieben. Am Morgen des 5. März verliert die Mühlheimerin ihren ältesten Sohn Burak. Der 24-Jährige will offenbar eine Abkürzung nehmen, als ihn eine durchfahrende S-Bahn erfasst und tödlich am Kopf verletzt. Laut Polizeiaussagen ist Burak sofort tot. „Das ist ein kleiner Trost. Zumindest musste er nicht leiden“, sagt die Mutter.

Für die Mühlheimerin und die vielen Freunde ist das Unglück auch fast sieben Monate später kaum zu begreifen.

Viele Fragen sind offen, etwa, warum der 24-Jährige nicht die Unterführung am Bahnhof nahm. „Er ist nie über die Gleise gelaufen. Ich weiß nicht, warum er das getan hat“, sagt Kumpel Fatih Öczay. Noch Stunden vor dem Unglück feiern sie gemeinsam mit anderen Freunden Rosenmontag. Um kurz nach sieben verabschieden sie sich. Zehn Minuten später ist Burak tot. „Ich habe die Sirenen gehört und sofort versucht ihn anzurufen. Aber er ging nicht dran“, sagt der 26-Jährige unter Tränen. Drei Tage nach dem Unfall wird Burak in der Türkei beerdigt. Damit Familie und Freunde in seinem Heimatort Mühlheim trotzdem einen Ort zum Trauern haben, errichten sie auf dem Rasen gegenüber der Fundstelle unweit der Spessartbrücke eine Gedenkstätte. „Dieser Ort ist für uns sehr wichtig. Hier fühlen wir uns Burak nahe“, sagt seine beste Freundin Lucia Barone. Umso schlimmer ist für die Hinterbliebenen, was seit zwei Monaten passiert: Unbekannte schänden die Gedenkstätte, verwüsten die Dekoration, reißen Blumen raus, klauen Grablichter, treten Engelsfiguren und sogar das Foto des Verstorbenen um. Erst am Samstag vorvergangener Woche reißen die Täter die Gebetsketten ab, die Freunde an den Zaun gehängt haben. „Wer tut so etwas?“, fragt Mutter Dürdane Borazan. Burak habe keine Feinde gehabt, sei beliebt gewesen. „Und selbst wenn. Wie kann man einem Verstorbenen und seiner Familie gegenüber so respektlos sein?“ Die Familie überlegt, Anzeige zu erstatten, auch wenn die Erfolgsaussichten, die Täter zu fassen, gering sind. Fest steht: Bei der Verwüstung der Grabstätte handelt es sich um Sachbeschädigung. „Wer anderer Leute Eigentum zerstört, begeht eine Straftat, auch wenn sich die Gegenstände wie in diesem Fall auf öffentlichem Gelände befinden“, sagt Rudi Neu, Sprecher vom Polizeipräsidiums Südosthessen.

Buraks Familie und Freunde hoffen, dass die Gedenkstätten-Schänder endlich aufhören. Und sie haben noch einen Wunsch: Die Deutsche Bahn soll den Weg entlang der Gleise zwischen Bahnhof und Spessartbrücke endlich abzäunen. „Hier laufen so viele Schulkinder entlang und es gibt keinerlei Begrenzung. Nicht mal Büsche. Es muss endlich gehandelt werden. Dann war Buraks Tod vielleicht nicht umsonst“, sagt seine Mutter.