Bruno Schmück sammelt Zweiräder der besonderen Art Unikate aus Hausen und Motorräder aus Oberursel

Bruno Schmück mit einem Rad aus regionaler Produktion: Bis in die 90er Jahre stellte Heinz Günter Sattler aus Obertshausen seine Technobull-Räder nach Maß her. Foto: man

Mühlheim (man) – Je älter die Leute werden, desto eher kommt ihnen der Satz über die Lippen: „Früher war alles besser“. Inhaltlich hält der aber meist keiner Überprüfung stand. Wenn hingegen jemand behauptet, früher sei optisch alles schöner gewesen, dann lässt sich dem viel schwerer widersprechen. Besonders, wenn er seine These anhand der Techniksammlung von Bruno Schmück untermauert.

Marken wie Suzuki oder Honda kennen auch jene, die niemals auf die Idee kämen, sich auf ein Motorrad zu setzen, um in den Kurven zu liegen. Maschinen aus der Produktion einer Firma mit dem Namen Bücker Fahrzeugbau dürften jedoch nur Kennern und Liebhabern der Materie ein Begriff sein.

In der Dietesheimer Techniksammlung von Bruno Schmück stehen gleich mehrere Motorräder der Firma. Ein gewisser Franz Bücker kam 1922 aus der Osnabrücker Gegend nach Oberursel und gründete den Betrieb. Bruno Schmück kaufte im Laufe der Jahre mehrere Motorräder des Herstellers, meist in einem traurigen Zustand, der filigrane und langwierige Restaurierungsarbeiten erforderte. Heute fährt Schmücker in jeder Saison mit einem anderen Modell seiner Bücker-Sammlung durch die Landschaft.

Zu seinem Museum gehört auch eine Fahrradabteilung mit Zweirädern, die längst versunkene Firmen wie Adler in Frankfurt und Frischauf in Offenbach einst herstellten. Auch eine Leihgabe des RC Adler steht im Raum, ohne Klingel und Bremsen. Die Mühlheimerin Heike Marklein gewann damit in den 80er Jahren im Kunstradfahren zweimal die Weltmeisterschaft.

In den vergangenen Jahren sammelt der gelernte Feinmechaniker und Maschinenbauingenieur Fahrräder der Marke Technobull, die Heinz Günter Sattler aus Hausen in den 70er Jahren bis zu seinem Tod 1998 herstellte. Obwohl Hausen ums Eck liegt und die Zeiten noch nicht ewig her sind, dürfte Technobull auch vielen Rennradfans nichts sagen. Das liegt daran, dass es aus der Manufaktur nichts von der Stange gab. „Sattler arbeitete wie ein Maßschneider“, erklärt Schmück. Wer bei ihm ein Rennrad kaufen wollte, der kam in seine Werkstatt, ließ sich detailliert vermessen und ausführlich beraten.

Die Räder von Technobull konnten natürlich nicht so billig sein wie Sonderangebote in der Fachabteilung eines Kaufhauses: „Die kosteten auch gerne mal 4500 Mark“. Schmück lässt automatisch bei Ebay nach den Rädern suchen, ohne jedoch die Katze im Sack zu kaufen, wenn er den Zuschlag bekommt. Dann fährt er zum Anbieter.

Das Material von manchen Rädern stammt von der Firma Reynolds Technology aus Birmingham. Sattler konnte sich die hochwertigen Rohre für die Rahmen seiner Räder nicht einfach schicken lassen. Er musste erst vor Ort in England demonstrieren, dass er in der Lage ist, die Rohre sachgerecht zu verlöten. Erst dann kam es zum Liefervertrag.

Bei Sattler kauften ambitionierte Hobbyfahrer mit den entsprechenden finanzielle Möglichkeiten und Profis, die ihre Rennen auf den Rädern der offiziellen Ausrüster fahren mussten, im Training aber Technobull bevorzugten.

„Eine Sattelstütze lehnte Sattler ab“, erklärt Bruno Schmück deren Fehlen. Der Sattel lässt sich nicht verstellen. Der Konstrukteur hielt eine entsprechende Vorrichtung für überflüssig, weil er schließlich das Rad sowieso für Größe und Längen der Extremitäten des Käufers zuschnitt.

Sein erstes Rad aus der Sattler-Produktion bezog Bruno Schmück nicht übers Internet, sondern über Norbert Ostheimer. Der Dietesheimer durfte sich 1953 Deutscher Jugendmeister im Straßenradfahren nennen. Später ließ auch er sich bei Sattler ein Rad schneidern. Später fühlte sich Ostheimer dafür aber nicht mehr leicht genug.

Bruno Schmück wurde bei einer technischen Anschaffung seinem regionalen Sammlerthema einmal untreu. Mitte der 90er Jahre kaufte er sich einen Doppeldecker von Bücker-Jungmann, zwar vom Bruder des Oberurselers, der stellte aber in Niedersachsen her.

Es handelte sich um ein Unfallflugzeug. Bei seiner letzten Landung hatte der Zweisitzer einen Purzelbaum vollzogen. Einen großen Teil restaurierte Schmück selbst, den Rest delegierte er. Der mittlerweile 63-Jährige erwarb damals extra einen Flugschein.

Regelmäßig saßen Vereinskameraden vom Aero-Club Gelnhausen auf dem zweiten Sitz der Maschine, die Schmück vor ein paar Jahren wieder verkaufte. Seine Gattin habe das Wagnis jedoch nie eingehen wollen.