Trotz des Lockdowns gibts die Sitzung „Rosa Wölkchen“ im TV „Das war schon ein heftiger Ritt“

Etwas anderer Auftritt: Ohne Live-Publikum ist es für Jutta P. alias Jürgen Peusch recht ungewohnt FOTO: HR

Mühlheim – Auf Wolke sieben schwebt Jutta P. gerade nicht. Für die Vorstellungen von „Gerdas kleiner Weltbühne“ hatte sie ein Hygienekonzept erdacht und umgesetzt. Das lief alles prima, bis ein erneuter Lockdown dem kompletten Betrieb der prominenten Travestie-Show einen Riegel vorschob. Geblieben ist Jutta das „Rosa Wölkchen“.

„Das hat schon ein bisschen wehgetan“, gesteht die Diva unter blond wallenden Locken und im voluminösen roten Tüll. Auch das heitere Programm im benachbarten Saal der Willy-Brandt-Halle stand auf der Kippe. Das konnte Jutta alias Jürgen Peusch jedoch ins Studio 1 retten. Er schwärmt von Deko und Ausstattung, die mit viel LED-Licht komplett in Rosa getaucht waren. Allein das Publikum fehlte.

„Das war schon ein heftiger Ritt“, schildert der Künstler die Aufzeichnung. In einem Halbkreis aus Bühne, Bistro und Bar haben sie „alles in einem Rutsch“ aufgenommen, also ohne jede Unterbrechung. Der große Kostümwechsel fällt aus, weil der Mühlheimer als Conférencier während der Darbietungen mit anderen Auftretenden an einer Theke steht, sozusagen das fehlende Publikum darstellt.

Zuschauer sind aber trotzdem dabei. Angehörige aus drei ausgewählten hessischen Haushalten sitzen vor Internet-Kameras und werden immer wieder eingeblendet. Jutta P. lässt nach ihrem ersten Lied den Riesen-Rock fallen, zeigt viel Bein und einen Knopf im Ohr, über den sie Regieanweisungen empfängt: „Ich konnte ja diesmal nicht während der Auftritte in den Ablaufplan schauen.“

Um halb elf begann für den Organisator das „Dauerfeuer“, erst zwei Durchläufe, dann in der Pause selbst schminken – was die Travestie-Stars sowieso aus dem Eff-eff beherrschen. Zweieinhalb Stunden lief „Gay ist schee“, geplant waren 90 Minuten, „sie haben sie jetzt auf 110 geschnitten“, verrät der Moderator. Er hat „de’ Pälzer“ fürs „Wölkchen“ gewonnen, den Kabarettisten Roman Chormann, der sonst nur noch im eigenen Theater auftritt.

Paperman aus Hamburg strahlen stark geschminkt mit viel Glitzer auf dem Bildschirm. Sie wechseln ihre Rollen, indem sie Pappkostüme aufklappen. Peter Shub ist der weltberühmte Clown aus dem Circus Roncalli, Andy K. tanzt graziös an der Stange, schön und akrobatisch. „Das rutscht schon ins Erotische“, beschreibt Jutta die Varieténummer.

Zum Finale überzeugt Julian Reim mit „Euphorie“: „Das ist ein passionierter Musiker, nicht nur der Sohn vom ,Verdammt ich lieb dich‘-Papa Matthias.“

Die Sendung ergänzen Ausschnitte aus vorausgegangenen „Wölkchen“-Veranstaltungen in Mühlheim. Dabei lachen Jürgen und sein Alter-Ego Jutta „dem Leben ins Gesicht“. „Wir haben einen guten Weg gefunden“, resümiert Peusch, „mir war nicht unwohl ohne Publikum, ich war überrascht von mir selbst. Du projizierst dich in die Fernsehmenge rein, aber es ist nicht einfach, Pointen ins Volk zu schleudern, es gibt keine Angriffsfläche“. Er müsse aber „nicht zwingend eingespielten Applaus oder Lacher haben“.

Die Sitzung „Rosa Wölkchen“ läuft am Donnerstag, 11. Februar, um 23.15 Uhr und am Samstag, 13. Februar, um 1 Uhr noch einmal im hr-fernsehen
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