DIE WATZE Sitzung als kunterbunter Geburtstags-Zirkus Auf 60 dolle Jahre

Playback-Show mit Überraschung: Bürgermeister Gene Hagelstein enterte als Pirat die Bühne.

Neu-Isenburg – In den jüngsten Tagen ihrer 60-jährigen Geschichte mussten die Watze auf viel verzichten, da ging es ihnen wie anderen Vereinen. Entsprechend hofiert das Geburtstagskind nun erst einmal gebührend seine Partygäste: Durch ein Spalier aus Gardetänzerinnen gehen die teils üppig kostümierten Besucher vom Foyer der Hugenottenhalle aus mit erstem Begleit-Helau in den Saal. So vermittelt man glaubhaft Wiedersehensfreude nach der Corona-Zwangspause.

Vor dem Höhepunkt der Iseborjer Fastnacht, dem Lumpenmontag, ziehen die Watze am Samstagabend auch drinnen viele närrische Register: Der älteste eingetragene Karnevalverein im Städtchen beschließt traditionell den Reigen der Saalfastnacht – diesmal zum Motto „Kunterbunt“ im Zeichen des 60-jährigen Bestehens als Zirkus. Die Bühne kommt, als Manege gestaltet, diesmal ohne Elferrat aus.

Wie stets ein Hit ist die Playback-Show der Watze-Gruppe „Crazy Animation“. Schon 2020 hatte diese sich als ein Höhepunkt der Watze-Sitzung entpuppt. Vor allem der Auftritt eines gewissen Gene Hagelstein mit dem Weihnachtsklassiker „Last Christmas“ brachte damals den Saal zum Grölen. Wer nun geglaubt hat, dass es diesmal für Hagelstein – inzwischen bekanntlich seit fast einem Jahr Bürgermeister – bei einem kurzen Begrüßungs- und Ehrungsauftritt am Anfang bleiben würde, der wird im Laufe des Abends eines Besseren belehrt. Gegen Ende der Show der „Crazys“, die Schlager der vergangenen Jahrzehnte im Gepäck haben, entert Hagelstein als Pirat die Bühne zu „Lieder der Freiheit“ von den Nord-Rockern von Santiano und hisst eine Fahne mit dem Neu-Isenburg-Wappen. Die Jecken fordern Zugabe, die sie sofort bekommen: Auch bei „Cordula Grün“ feiert der Rathauschef mit. Was wäre eine Geburtstagsparty ohne Überraschungen?

Eine solche kommt auch aus Frankreich. Unter den Gästen weilt wieder eine Delegation aus Andrézieux-Bouthéon. Sie verfolgt die Sause diesmal nicht nur als Zuschauer. Sondern die Gruppe „Time to dance“ sorgt mit ihrer Tanzshow für ein Stimmungs-Hoch im Saal.

Ansonsten gibt’s natürlich viel Hausgemachtes. Die Jüngsten des Vereins, acht Mädels der Bambinis, verzaubern mit ihrem Tanz der Trolls. Die Tanzgarde der Watze zeigt zu einer flotten Marschpolka, dass sie nichts verlernt hat.

Ilene Kelly kommt auf Rollschuhen auf die Bühne und möchte ihre überflüssigen Pfunde verlieren, „denn die Waage zeigt nach den Feiertagen eine Handynummer aus dem Ausland an“. Doch die Rechnung hat sie ohne ihre Zwiegesprächspartnerin Daniela Lechens gemacht, die in Cocktailkleid und Pumps lieber feiern gehen möchte. Kelly lässt nicht locker – und ruft zum „Massensport“ auf. Da lassen sich die Isenburger nicht lange bitten: Hoch von den Stühlen und zum Village-People-Klassiker „YMCA“ mitwippen, tanzen, mitsingen. Weil das gut klappt, gibt’s am Ende der Nummer noch ein Happy-Birthday-Ständchen vom Saal für die Watze.

Wieder Sport, diesmal auf und hinter der Bühne: Insgesamt 23 Kostümwechsel sind im Regieplan vermerkt für den Auftritt der Senatsdamen, die ein Potpourri ihrer Tänze aus elf Jahren zeigen. „Aus einer einmaligen Angelegenheit wurde eine feste Größe im Iseborjer Karneval“, freut sich Jörg Fitzthum, der diesmal als Zirkusdirektor fungiert und die Narrenkappe gleich zu Beginn gegen den Frack getauscht hat. Als Dank gibt’s für die Senatsdamen und Andrea Fräger, die den Tanz mit ihnen einstudiert hat, eine Rakete.

Raus aus der Manege und ab auf die Weide geht’s mit der Eulenspiegelgarde: Choreograf Peter Bohländer hat seine kreative Ader wieder einmal ausgelebt und schickt die Damen als Cowboys auf die Bühne, die dort ihre Burlesque-Kühe einfangen. Letztere sind ein Hingucker mit pinken Tutus und Glitzer-BH.

Nostalgisch wird’s, als Iris Hess den Babbel-Eimer betritt: Richtig viel Arbeit hat sie in ihren Vortrag gesteckt, um die Geschichte der Watze Revue passieren zu lassen. Mit Applaus quittiert das Publikum vor allem Shows wie der Party Rockers der Watze.

Und weil’s die Mischung macht, garnieren die Watze ihre Sitzung mit Männerballett und Comedy von „Puppenbändiger“ Markus Wissel. Der Bauchredner aus Nauheim hat skurrile Charaktere wie Ronny, das hessische Alien, das mit Vorliebe über Offenbach lästert, dabei.

„Viel zu lange war die Pause“, hatten der Watz und sei Fraa bei der Begrüßung betont. Uwe Fräger, Watz und Vorsitzender der Watze, und seine Andrea sind im Verein aktiv, genießen den Abend, reimen: „Wir denken, eure Power reicht: Die närrische 66 erreicht ihr leicht!“
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