Wer schmatzt da nachts im Garten? NABU-Vorsitzender gibt Igel-Tipps Höchste Zeit für Winterspeck

Nachtaktiv und dauernd hungrig: Bis Mitte November sollten junge Igel wie dieser mindestens 500 Gramm wiegen. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – „Igel sehen süß aus, sie haben kleine wache Augen, eine sehr bewegliche, feuchte Nase und einen flotten, lustig wackelnden Gang“, beschreibt Heinz Kapp, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Neu-Isenburg, seine stacheligen Freunde im Garten und in der Natur. Sie sind nicht nur für ihn wichtige Helfer im Garten, denn sie fressen mit Vorliebe alle möglichen Würmer und – das wird jeden Gartenfreund freuen – auch Schnecken. „Man kann hören, wenn sie nachts im Garten schmatzen“, schildert Kapp seine Beobachtungen.

„Obwohl sich viele Menschen freuen, wenn sie einen Igel sehen, gestalten zu viele ihren Garten alles andere als igelfreundlich“, so Kapp. Reisig- und Laubhaufen für Igel als Versteck oder Überwinterungsplatz, aber auch für die Jungenaufzucht gelten als unordentlich. „Gärten werden zugeschottert oder mit exotischen Sträuchern und Bäumen bepflanzt, die unsere Insekten, Vögel und eben letztlich auch Igel nicht nutzen können“, erklärt der NABU-Ortsgruppenvorsitzende. Lebendige, naturnahe Gärten ohne Gifteinsatz ziehen Igel an, und Einzäunungen, die zumindest an manchen Stellen einen Durchschlupf gewähren, ermöglichen auch deren Einwandern.

Junge, spät geborene Igel sind jetzt teilweise auch noch tagsüber unterwegs, um sich noch mehr Fettreserven anzufressen. „Diese sollten nicht aus falsch verstandener Fürsorge aufgenommen werden. Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden“, erklärt Heinz Kapp dazu. Gefüttert werden sollte nur nicht verderbliches Feucht- oder Trockenfutter für Katzen, keinesfalls Speisereste oder Dosenfutter. „Igel brauchen viel Eiweiß und Fett, die durchs Insektenfressen aufgenommenen Kohlenhydrate sind unverdaulich und dienen lediglich als Ballaststoffe“, so Kapp. Deshalb ist auch Hundefutter, aufgrund seiner, im Vergleich zum Katzenfutter, proteinärmeren und kohlenhydratreicheren Zusammensetzung nicht für Igel geeignet.

„Hat man einen Igel, aufgrund eines schlechten Zustandes, in Obhut genommen und frisst er in der Nacht nach der Aufnahme nicht, muss ein Tierarzt aufgesucht werden“, so die dringende Bitte von Heinz Kapp. Wenn junge Igel eigenständig werden, sind sie etwa apfelgroß (siehe Foto), aber bis Mitte November sollten sie rund 500 Gramm Körpergewicht mindestens haben. „Das ist wichtig, da Igel während ihres Winterschlafes rund ein Drittel ihres Körpergewichts wieder verlieren können“, betont der NABU-Spezialist. Igel sind normalerweise nachtaktiv und dauernd hungrig. „Ununterbrochen stöbern sie im Laub nach Schnecken, Tausendfüßlern oder Spinnen. Wenn die Nase verklebt ist, kann man sie pusten hören“, beschreibt Kapp ein Geräusch, was ganz normal ist.

Wenn sich Igel durch Menschen, Hunde oder Katzen bedrängt fühlen, setzen sie ihr „Abwehrsystem“ ein. „Jeder der 6.000 bis 8.000 Stacheln besitzt einen Muskel und kann angelegt oder auch aufgerichtet werden“, erklärt Heinz Kapp. Zuerst wird die Stirn „zurückgezogen“, im Notfall der ganze Körper zu einer Stachelkugel geformt. So haben Igel kaum eine Angriffsfläche für Feinde. „Nur Uhus haben damit kein Problem, ihre Krallen sind länger als die Stacheln“, weiß Kapp.

Igel sind Einzelgänger, nur in der Paarungszeit, so ab Juni, finden sie zusammen. Ansonsten werden Konkurrenten verjagt. Viele lassen ihr Leben auf den zahlreichen Straßen, auch deshalb, weil sie bei Gefahr nicht weglaufen, sondern sich zusammenrollen. Wer Rat oder Hilfe sucht, kann sich jederzeit an Heinz Kapp oder den NABU wenden.