Neu-Isenburg: Autorin befasst sich mit der Geschichte ihres Großvaters Maiken Nielsen erzählt vom Überleben der Hindenburg-Katastrophe

Lebendig und voller Emotionen, so als wäre sie selbst dabei gewesen, trug Maiken Nielsen die Fahrten ihres Großvaters Christian Nielsen mit den Zeppelinen vor. Foto: Postl

Zeppelinheim (lfp) – Das Luftschiff war wieder mal auf großer Fahrt nach Rio de Janeiro. Beim Flug übers Meer sind im Wasser Hammerhaie zu sehen. Dann bricht ein gewaltiges Gewitter über das Luftschiff herein. Die Fahrgäste haben Angst. 

Die Besatzung hat alle Mühe, das riesige Luftgefährt unter Kontrolle zu halten. Der Regen hat den Zeppelin schwerer gemacht, das Gefährt hat Schlagseite nach hinten. „Nielsen, sie sind doch Matrose gewesen. Gehen sie nach hinten und sehen sie nach, was da los ist“, befiehlt der Kommandant. Offizier Christian Nielsen steigt durch das schwankende Gestänge des Luftschiffes und versucht die Ursache der unnatürlichen Neigung herauszufinden. Bald ist der Gewittersturm vorbei und es herrscht wieder Sonnenschein. Der Zeppelin setzt seine Reise fort.

Überlebender des Hindenburg-Absturzes

So hat der Sylter Christian Nielsen, der es über viele Stationen geschafft hat, Zeppelinfahrer zu werden, erlebt und aufgezeichnet. Seine Enkelin Maiken Nielsen hat die Aufzeichnungen entdeckt und sich nach mehreren Anläufen dazu entschlossen, diese als Grundlage für einen Roman zu nehmen. „Es hat lange gedauert, bis ich mich dazu entschließen konnte, denn mein Großvater war einer der Überlebenden des Unglücks in Lakehurst und ich wollte dieses Thema in der Familie nicht wieder aufwühlen“, schilderte Maiken Nielsen ihre Empfindungen bei ihrer Lesung im Zeppelin-Museum in Zeppelinheim.

Lesung im Zeppelin-Museum

Sie war einer Einladung des Vereins für Zeppelin-Luftschifffahrt gefolgt und hatte aus ihrem Roman „Die Welt unter uns“ vorgetragen. „Wir haben meist Vorträge zu technischen Belangen der Zeppelin-Ära, diesmal wollte wir ihnen auch die menschliche Seite der Luftschifffahrt vermitteln“, sagte Hanspeter Härtig zur Begrüßung der vielen erwartungsvollen Gäste im Zeppelin-Museum. Die Autorin gab offen zu, anfangs keine Ahnung von den technischen Dingen der Luftschifffahrt gehabt zu haben. „Je mehr ich mich jedoch mit der Lebensgeschichte meines Großvaters beschäftigt habe, desto interessanter und spannender wurde es für mich“, betonte Maiken Nielsen.

Christian Nielsen war festes Mitglied der Zeppelin-Crew

Ihre Recherchen waren besonders schwierig, da sie ihren Großvater selbst nicht mehr fragen konnte. Christian Nielsen hat den Absturz der „Hindenburg“ am 6. Mai 1937 bei Lakehurst zwar überlebt, kam aber bei einem Einsatz als Kampfpilot im Zweiten Weltkrieg ums Leben. „Es hat mich plötzlich alles so fasziniert, dass ich einfach mehr wissen wollte“, beschreibt die Journalistin Maiken Nielsen ihr steigendes Interesse. Viel Unterstützung erfuhr sie durch Patrick Russel, einen amerikanischen Zeppelin-Historiker, der auch viel über ihren Großvater wusste. „Er hat auch herausfinden können, weshalb mein Großvater, der ja festes Mitglied der Graf Zeppelin-Crew, gerade bei dieser Fahrt mit schrecklichem Ausgang auf der Hindenburg war“, erzählte die Autorin. Das Crew-Mitglied Otto Bedau musste zu einer Schulung nach Berlin – und Christian Nielsen war eingesprungen.

Fiktive Liebesgeschichte

In ihrem Roman hat sie auch eine – wahrscheinlich fiktive – Liebesgeschichte eingewoben. „Mein Großvater hat seine Frau während der Schwangerschaft nur zweimal gesehen, wir gehen davon aus, dass es irgendwo eine andere gab“, sagt die Enkelin. Belegt ist dies jedoch nicht. Nach der Lesung erzählten anwesende Zepplinheimer, dass Otto Bedau ihr Nachbar war und sie auch Eduard Boetius sowie den Kabinenjungen Werner Franz, kannten. Sie alle hatten ebenfalls die Hindenburg-Katastrophe überlebt.