ZEPPELIN-MUSEUM Starker Standort im VR-Bereich / Neue Sichtweisen und Einblicke Eintauchen in virtuelle Welt

Vorfreude auf den Virtual Reality-Tag am 25. November im Zeppelin-Museum: Museumsleiter Christian Kunz, Werkstudentin Ezgi Oruclar und FSJ-lerin Eske Beddies (von links) testen ihre Spezialbrillen, mit denen sie computeranimierte Welten erkunden wollen. Bild: Schlichtermann

Neu-Isenburg – Eine kleine Einrichtung stößt Türen zu großen virtuellen Welten auf: An nur einem Tag will das Zeppelin-Museum Besuchern ein erstaunliches Spektrum computeranimierter Realitäten zeigen. Wer sich am 25. November dort eine Virtual-Reality-Brille auf den Kopf setzt, kann Hieronymus Boschs Gemälde „Garten der Lüste“ dreidimensional begehen oder sogar eine Theateraufführung ansehen. Damit begibt sich das Museum thematisch auf ein Terrain, das nichts mit der Luftfahrt zu tun hat. Museumsleiter Christian Kunz sagt, dank dieser unterschiedlichen Angebote sei das Zeppelin-Museum nunmehr ein „starker Standort für Virtual Reality (VR)“. Diese Technik sei eine gute Möglichkeit „VR in der Kunst- und Kulturvermittlung zu nutzen.“

Das virtuelle Theaterstück „Solo1“, vom Staatstheater Augsburg in Corona-Zeiten entwickelt und technisch produziert, gastiert nun erstmals im Zeppelin-Museum. Für die Aufführung im Neu-Isenburger Ortsteil werden die Augsburger zahlreiche VR-Brillen, sogenannten Goggles, und Headsets für den Ton mitbringen. Diese setzen sich die Zuschauer zu Beginn der Veranstaltung auf. Anschließend beginnt die vorproduzierte Aufführung, ein Zukunftskrimi. Zum Ende kann jeder Theaterbesucher individuell in den Fortgang des Stücks eingreifen und den Ausgang des Stücks für sich selbst entscheiden.

„Wir haben alles selbst entwickelt, weil wir eine eigene Digitalsparte im Haus haben“, erklärt Maria Fürstenberger, Pressereferentin beim Staatstheater Augsburg. Christian Kunz hofft, mit diesem außergewöhnlichen Angebot ein überregionales Publikum anzulocken. Dieses Mal rechnet Kunz „mit rund 350 Besuchern.“

Bei der vergangenen VR-Veranstaltung im Februar in Zeppelinheim seien rund 50 Besucher gekommen. Allerdings habe das Museum damals ausschließlich einstige Luftschiffe im virtuellen Raum begehbar gemacht.

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Wenn tatsächlich mehr Technikbegeisterte kommen, werden sie auch die virtuelle Präsentation der riesigen Luftschiffe sehen können - und zwar leicht optimiert. Denn Studierende der Technischen Universität Darmstadt verbessern Stück für Stück diese virtuellen Zeppelinwelten. Ursprünglich entstand das Projekt unter der Leitung von Michael Gödde, Mitgründer der Agentur „Videoreality“, der die Idee gemeinsam mit Museumsleiter Christian Kunz entwickelt hatte.

„Das letzte Mal im Februar wurden die Texturen der Erlebniswelt verbessert. Jetzt wird den Luftschiffreisenden ein Rasierapparat beim Einstieg in das Flugobjekt ausgehändigt“, erklärt Christian Kunz. In der analogen Ausstellung könnten Besucher diesen Rasierapparat als Exponat wiederentdecken.

„Vom letzten Groß-Zeppelin LZ130 wurde nie eine Kopie gebaut.“ Deshalb könne dieses Luftschiff niemals auf konventionelle Weise betreten werden. „Aber mit Hilfe virtuellen Animation stehen Besucher jetzt unter dem Zeppelin. So kann man normale Grenzen sprengen. Wir haben Möglichkeiten, Dinge zu vermitteln, die normalerweise nicht vermittelbar sind“, sagt er. Das habe noch nicht einmal das große Zeppelin-Museum in Friedrichshafen. Neu für das Zeppelin-Museum am 25. November ist auch die Möglichkeit, das Gemälde „Garten der Lüste“ mit Hilfe einer VR-Brille zu begehen. Dieses Vorhaben wurde bereits 2021/22 unter anderem in Frankfurt Museum für Kommunikation gezeigt.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt unter Federführung von Michael Gödde dauerte damals drei bis sechs Monate. „Der Entstehungsprozess ist ähnlich wie ein Computerspiel“, sagt er. „Es gibt zwei Versionen der Experience: Eine lange, interaktive auf Englisch und eine kürzere Version auf Deutsch. Am VR Aktionstag in Zeppelinheim werden voraussichtlich beide Versionen zu spielen sein.“ Außerdem wird der Gründer der Agentur „Videoreality“ noch einen kleinen Vortrag darüber halten, wie Virtual Reality in Museen sinnvoll eingesetzt werden können.

Die Veranstaltung beginnt am Samstag, 25. November, um 16 Uhr im Zeppelin-Museum. Das Theaterstück „Solo1“ wird um 17.30 und 19.30 Uhr aufgeführt. Das Museum händigt Eintrittskarten aus gemäß dem Motto: „Zahle, was Du willst“.

Von Kai Schlichtermann