Stadtverwaltung als erste fahrradfreundliche Kreis-Kommune zertifiziert Neue Impulse für den Umstieg aufs Velo

Mitarbeiter auf zwei Räder bringen: Bürgermeister Gene Hagelstein (von links) und die Radverkehrsbeauftragte Yvonne Lammersdorf nahmen das Zertifikat von ADFC-Hessen-Geschäftsführer Sofrony Riedmann entgegen, sehr zur Freude auch von Stadt-Biologe Dr. Markus Bucher und des örtlichen ADFC-Vorsitzenden Franz Drews. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Manch einer tut es seit Jahren, andere liebäugeln erst angesichts der weiter hohen Spritpreise damit: mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Um möglichst vielen Leuten den Umstieg aufs Velo als umweltfreundliches Verkehrsmittel schmackhaft zu machen, hatte der örtliche ADFC sich schon lange mehr Engagement bei Unternehmen zur Förderung des Radverkehrs gewünscht – wie etwa beim Vorreiter, den Stadtwerken, die bereits 2020 vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club als „fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ zertifiziert wurden. Das habe Vorbildcharakter für andere, betonte Neu-Isenburgs ADFC im vergangenen Jahr.

Nun gibt auch die Stadtverwaltung das erhoffte gute Beispiel: Als erste Kommune im Kreis Offenbach ist Neu-Isenburg als „fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Und zwar mit der zweithöchsten Stufe der Zertifizierung, nämlich in Silber.

Dafür wurden im Rathaus unter anderem weitere überdachte Fahrrad-Stellplätze, ein Duschraum und Umkleidemöglichkeiten geschaffen. Für kleinere Reparaturen wurde eine Werkstatt eingerichtet „und es stehen Pedelecs zur Verfügung, die bereits rege für Dienstgänge genutzt werden“, berichtet Bürgermeister Gene Hagelstein. Um den Umstieg zu unterstützen, erhalten Mitarbeitende einen zinslosen Vorschuss für E-Fahrzeuge von bis zu 7.500 Euro, der dann über die Gehaltsabrechnungen zurückgezahlt wird.

„Wir möchten die umweltfreundliche Mobilität unserer Beschäftigten kontinuierlich fördern“, sagt der Rathauschef. Zahlreiche Maßnahmen habe man dafür in den vergangenen Jahren umgesetzt. „Diese Anstrengungen werden nun belohnt“, sagt Hagelstein. Und richtet ein besonderes Dankeschön an den ADFC Neu-Isenburg, „der uns tatkräftig unterstützt hat“, und an die beiden Fahrradkoordinatoren der Stadt, Karin Rohde und Dr. Markus Bucher. „Die Auszeichnung ist für uns ein Ansporn, noch besser zu werden. Vielleicht holen wir dann bald Gold“, sagt der Rathauschef.

Was zu Gold noch fehlt? „Im Grunde Kleinigkeiten“, antwortet ADFC-Hessen-Geschäftsführer Sofrony Riedmann. Optimal sei zum Beispiel das Schaffen von Ritualen „wie regelmäßige Radausflüge oder ein Radlerfrühstück.“ Viel wichtiger sei aber, dass Neu-Isenburg als Vorbild vorangehe, viel tue und so den Anstoß gebe, noch mehr in Bewegung zu setzen. „Denn es gibt ganz viele Unternehmen, die haben noch gar nicht angefangen“, sagt Riedmann.

Doch nicht nur für Leute, die im Rathaus arbeiten und mit dem Fahrrad pendeln wollen, tut sich was. Sondern auch am Bahnhof. Am südlichen Rand des Westend-Platzes, wo ganz früher noch Taxis standen, hat nun eine überdachte, diebstahlsichere Sammelschließanlage für Velos ihren Platz gefunden. Noch befindet sich die Stahlkonstruktion mit den mit Lochblech verkleideten Schiebetüren in der Montage, die Inbetriebnahme ist für Juni geplant.

Der „Rad-Safe“ bietet dann weitere 24 Radstellplätze (zwölf Doppelstockanlagen) als sichere Abstellmöglichkeit. Er entsteht in Kooperation mit der Bahn, als Teil von deren Offensive Bike & Ride. Bislang gibt es 144 Fahrradstellplätze und 28 abschließbare (fast immer ausgebuchte) Radboxen am Bahnhof, vor ein paar Wochen wurden 42 zusätzliche Radstellplätze errichtet.

Einen gebührenpflichtigen Platz in der Sammelschließanlage kann man künftig unter rad-safe.de oder per App buchen. Ein gesicherter Stellplatz kostet einen Euro pro Tag, vier Euro für eine Woche, zwölf für einen Monat oder 100 Euro im Jahr.

Etwa 60.000 Euro kostet die Anlage, etwa 42.000 Euro gibt’s vorrausichtlich als Fördermittel vom Bund; bliebe ein Eigenanteil von 18.000 Euro. Für die jährlichen Betriebskosten für das Buchungssystem und den Support wird mit etwa 1.900 Euro gerechnet.

Zudem müssen Winterdienst, Reinigung oder Notöffnungen gewährleistet werden.
 hov