Hungrig muss hier niemand nach Hause gehen Kulturfest der Nationen auf dem Wilhelmsplatz Offenbach

Über Besuchermangel muss sich beim Kulturfest der Nationen auch ihn diesem Jahr niemand beklagen. Fotos: Mangold

Offenbach (man) – Reichlich zu essen gab es am vergangenen Wochenende auf dem Wilhelmsplatz. Hier wurde erneut das Kulturfest der Nationen gefeiert, das zudem mit einer Vielzahl folkloristischer Aufführungen aufwartete. Bei der 31. Auflage des Festes war eine religiöse Gruppe aus Südkorea zum ersten Mal vertreten.

Für Peter Freier steht an diesem Tag der erste öffentliche Akt im neuen Amt an. Seit dem 7. September ist der CDU-Politiker Bürgermeister, heute eröffnet er „eines der drei schönsten Feste Offenbachs“.

Wer am Samstag kurz vor der Eröffnung mit hungrigem Magen auf dem Wilhelmsplatz erscheint, muss sich noch etwas gedulden. An den Essensständen ist man erst so weit, die Kohle unter den Rost zu schütten. Das kann nicht wundern, schließlich endete der Markt auf dem Wilhelmsplatz erst ein paar Stunden zuvor. Bis die einen ab- und die anderen aufgebaut haben, dauert es. Dennoch: Kurz nach der Eröffnung gibt es schon überall etwas auf den Teller. Wie beim Mainuferfest bildet sich auch hier am Stand der Griechischen Gemeinde die längste Schlange.

Veranstalter des Kulturfests ist der Ausländerbeirat der Stadt Offenbach. Vorsitzender Abdelkader Rafoud, auch Stadtverordneter für die SPD, blickt in Zeiten zurück, als sich das Fest noch „Tag der ausländischen Mitbürger“ nannte. Ein Name, der in der Gegenwart nicht mehr passte. „Sechzig Prozent aller Offenbacher haben einen Migrationshintergrund“, sagt Rafoud.

Er hat natürlich die Telefonnummer des Quartiersmanagers, der Caritas-Chefin oder des Präsidenten des pädagogisch ambitionierten Boxclubs Nordend gespeichert. Das soziale Netzwerk Offenbachs ist eng geknüpft, was jedoch nicht heißt, dass in der Stadt nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Das weiß auch Abdelkader Rafoud, der im vergangenen Juli nach einem ähnlichen Vorfall wie vor fünf Jahren wieder vermitteln musste, als junge Männer den Offenbacher Rabbi beschimpft haben sollen. Das Copyright am Rassismus teilen sich alle Nationen.

Waltraud Schäfer, Geschäftsführerin des Ausländerbeirats, kündigt auf der Bühne die Interpretation eines „koreanischen Liedes“ an. Zwar singt ein junger Koreaner mit weichem Timbre, einer sicheren Intonation auch im Falsett, doch wer jetzt auf die koreanische Phonetik gespannt war, muss sich umstellen: Es handelt sich um einen amerikanischen Schlager. Der junge Sänger ist Mitglied der südkoreanischen Jugendorganisation „International Youth Fellowship“ (IYF), die in Offenbach ein Gemeindezentrum unterhält und sich als evangelische Freikirche bezeichnet. Nach der Auskunft einer 13-jährigen Deutschen, die vor einem Jahr den Kontakt zur Gruppe fand, agiert die Religionsgemeinschaft ähnlich wie die Mormonen in den USA: Junge Studenten kommen für ein Jahr nach Deutschland, um zu missionieren.

Die 13-Jährige erzählt, ihre Wochenenden komplett in der christlichen Gemeinschaft zu verbringen. Sie habe schon in ganz jungen Jahren einen Faible für Korea empfunden. Gläubig sei sie schon vorher gewesen, „ich habe nur die Gemeinde gewechselt“.

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