Gedenken an NS-Widerstandskämpfer mit Kranzniederlegung vor dem Rathaus „Ob wir den Mut gehabt hätten?“

Oberbürgermeister Felix Schwenke legte an der Skulptur „Flamme“ des Künstlers Bernd Rosenheim vor dem Offenbacher Rathaus einen Kranz nieder. Foto: Stadt Offenbach/Georg

Offenbach (red) – 76 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler erinnerte Oberbürgermeister Felix Schwenke am 20. Juli mit einer Kranzniederlegung an der Flamme-Skulptur des Künstlers Bernd Rosenheim vor dem Offenbacher Rathaus an alle Frauen und Männer, die dem nationalsozialistischen Regime Widerstand leisteten. Aus aktuellem Anlass fand die Kranzniederlegung zwar ohne offizielle Feier statt. Oberbürgermeister Schwenke war es aber sehr wichtig, das Gedenken nicht ausfallen zu lassen: „Wir, die wir im Frieden leben, können nicht wissen, ob wir den Mut zum Widerstand gehabt hätten – umso mehr gilt denen, die im Widerstand gestorben sind, unsere Anerkennung.“

Am 20. Juli 1944 versuchten Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und weitere Anhänger des Kreisauer Kreises, Führer und Reichskanzler Adolf Hitler durch eine Bombe zu töten und damit die nationalsozialistische Gewaltherrschaft zu beenden. Nach mehreren gescheiterten Attentatsversuchen sollte Hitler bei einer Lagebesprechung im Hauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen sterben und danach die Operation „Walküre“ eingeleitet werden – die Verhandlung mit den Westalliierten über das Ende des Zweiten Weltkrieges. Stauffenberg schmuggelte die Bombe in einer Aktentasche in den Besprechungsraum, bevor er diesen unter einem Vorwand wieder verließ. Wenige Minuten später kam es zur Explosion, bei der mehrere der Anwesenden getötet wurden. Adolf Hitler überlebte diesen Anschlag leicht verletzt.

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Oberleutnant Werner von Haeften, Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim und General Friedrich Olbricht wurden noch in der selben Nacht standrechtlich in Berlin erschossen. Generaloberst Ludwig Beck wurde, nach einem ihm ermöglichten Selbsttötungsversuch, von einem Feldwebel der Wehrmacht exekutiert. Mehrere Hundert weitere Ermordungen folgten in den nächsten Monaten.

„Der 20. Juli 1944 ist ein wichtiger Tag in der deutschen Geschichte. Er steht symbolisch für den Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur und Schreckensherrschaft. Mutige Männer und Frauen setzten nicht nur am 20. Juli ihr Leben und das ihrer Familien aufs Spiel, um dem Unrecht, der Menschenverachtung und dem Krieg ein Ende zu setzen. Und trotz allem, was wir über das endlose Leid dieser Zeit wissen, gibt es bis heute Menschen, die rechtsradikale Ideologien vertreten. Deshalb ist es mir sehr wichtig, den Widerstandskämpfern ein ehrendes Andenken zu bewahren, die bereit waren, in einer der dunkelsten Stunden der Menschheitsgeschichte ihrem Gewissen zu folgen und ihr Leben zu riskieren, um vielfach Leben zu retten. Im Gedenken an ihr Streben und ihren Mut, den Einsatz für den Frieden und die Menschenrechte steht der Kranz auch für die unverzichtbaren Werte des menschlichen Zusammenlebens: für Frieden, Recht, Freiheit und die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen“, so Oberbürgermeister Schwenke.