JUST HARMONISTS Jahreskonzert des Rock- und Popchors begeistert Qualität hörbar aufgewertet

Der Rock- und Popchor Just Harmonists beim Konzert in der Marienschule. Bild: p

Offenbach – Beim Jahreskonzert des Rock- und Popchors Just Harmonists in der Marienschule endete das erste Lied mit den Worten „Denn wir sind mehr“. Am Probenwochenende einstudiert, soll das Stück mit dem Titel „Laut sein“ jeden dazu ermutigen, in bewegten Zeiten die Stimme gegen rechte Ignoranz und Manipulation zu erheben, um die Grundwerte der Demokratie zu verteidigen – Gemeinsamkeit macht stark!

Stark ist auch der Besucherzustrom, der Chor begrüßt 200 Musikbegeisterte. „Melodies are memories“ lautet das Motto des Abends, durch den das liebenswerte Hessenpaar Wilma (Manuela Schwing) und Hebbert (Achim Ortmann) führt. Als Chorleiter Peter Krausch einen klassischen Hochzeitsmarsch am Klavier anstimmt, schwelgt Wilma im glückseligen Gedenken an einen längst vergangenen Tag. „Doch welches Lied verbindest du mit diesem einmaligen Ereignis?“, will Hebbert wissen. „Warum hast du nicht nein gesagt?“, trällert er ins amüsierte Publikum.

Die Just Harmonists starten“ ihre Zeitreise mit dem Queen-Klassiker „Don’t Stop Me Now“. Nach Lady Gagas „Shallow“, dem ehrlichen „Human“ und dem poetisch an Enyas „Only Time“ angelehnten „Use Your Time“ soll das Publikum ran. „Ich bin hier im Konzert, der Hintern schmerzt vom Sitzen, ich werd mal aufstehn und mich um mich selber drehn“, singt es von Hebbert angeleitet im vierstimmigen Kanon und macht eifrig mit: Singen, aufstehen, drehen, setzen und alles wieder von vorn – ja, da kommt Freude auf. Nach schwungvollem „Grease“-Medley und „California Dreaming“ von The Mamas & the Papas geht es in die Pause, um sich bei frischen Brezeln und kühlen Getränken angeregt mit Freunden, Bekannten und Verwandten auszutauschen.

Die zweite Hälfte eröffnet der Gastchor Hemmungslos Bieber, bei dem die charismatische Lil von Essen seit einem halben Jahr das musikalische Zepter schwingt. Vier Stücke geben sie zum Besten, von denen Nina Hagens „Fisch im Wasser“ heraussticht. Das überrascht nicht, da die Chefin der Truppe ein lyrischer Sopran mit Koloratur ist und den exzentrischen Gesangspart der deutschen „Godmother of Punk“ übernimmt: Alle Achtung! Das älteste Lied des Abends dürfen die Besucher mit den Harmonists schmettern: Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“ wurde 1965 veröffentlicht.

Der Titel stand tatsächlich lange auf dem Index des Bayerischen Rundfunks – weil der Refrain grammatikalisch falsch ist. Brechen statt bricht müsse es korrekterweise heißen, donnerte es seinerzeit aus München. Welch ein Getöse...

Es folgt die große Stunde des Tenors Denis Bogdanov, der wie drei weitere Männer vergangenes Jahr zum Chor gestoßen ist, was die Tenor- und Bassabteilung hörbar aufgewertet. Zu „You Make Me Feel Like Dancing“ liefert er eine grandiose Soloeinlage als ausgeflippter Beatboxer und bringt damit die Halle zum Kochen. Dazu passen das rhythmisch anspruchsvolle „The Look“, ein „Summer Of 69“, 1984 erschienen, sowie das kraftvoll vorgetragene „It’s Raining Men“ der Weather Girls, vormals bekannt unter dem treffenden Namen Two Tons of Fun, was so viel wie „Zwei Tonnen Spaß“ bedeutet.

Zwei unterhaltsame Stunden sind im Nu verflogen, doch ohne Zugaben werden die Just Harmonists nicht entlassen. Der James-Bond-Klassiker „Skyfall“ und ABBAs unsterbliches „Thank You For The Music“ beenden diesen erfolgreichen Abend, der in einer Gaststätte mit Ölung der strapazierten Stimmbänder entspannt ausklingt. Denn Gemeinsamkeit macht nicht nur stark; sie ist auch anregend und erbaulich.
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jh-of.de