Besuchsdienst bringt Menschen zusammen 20 gute Geister kommen ins Haus

Manchmal reicht ein bisschen Zeit zum Spazierengehen. Barbara Jungheinrich-Höhler freut sich jedes Mal, wenn Makbule Alan vom städtischen Besuchsdienst zu ihr kommt. Bild: löw

Rödermark – Sie sitzen auf dem Sofa und plaudern herzlich und vertraut, sie haken sich unter und starten einen Spaziergang, sie treffen sich zu einem Ausflug frei nach dem Motto – sei es ins beschauliche Groß-Umstadt oder ins Opernhaus nach Frankfurt: Wer Barbara Jungheinrich-Höhler und Makbule Alan bei ihren Freizeit-Aktivitäten beobachtet, spürt sofort, dass hier die viel zitierte Chemie stimmt.

„Klar, ich habe eine große Familie und halte Kontakt, aber das ist ja sozusagen ein sehr weitläufiges, geradezu weltumspannendes Netz. Hier in Waldacker, ganz nah und unmittelbar, ist Frau Alan für mich eine wichtige Stütze. Sie leistet etwas, das sonst keiner in meinem direkten Umfeld leisten könnte“, würdigt Barbara Jungheinrich-Höhler das ehrenamtliche Engagement, von dem sie profitiert, in den höchsten Tönen.

Die 90-jährige Witwe, die im ehemaligen Verein Kunst in Rödermark (KiR) zu den Aktivposten gezählt hat, freut sich sichtlich über ihr wöchentliches Treffen mit einer Begleiterin, die nach zwei Jahren auf eben dieser Schiene längst mehr geworden ist: Freundin, Kummerkasten, Gemütsaufheller, Vertraute… „Wir sprechen über alles. Über die türkischen Wurzeln von Makbule, über unseren Werdegang, unsere Interessen, unsere Familien. Es ist wunderbar, dass sich dieser Kontakt ergeben hat“, schwärmt die Seniorin.

Und ihr Gegenüber an der Kaffeetafel klingt nicht minder beeindruckt und dankbar. „Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl, wenn ich mich auf der menschlichen Ebene so einbringen und damit auch etwas sozial Sinnvolles bewirken kann“, betont Makbule Alan. Zusammengebracht wurde das Damenduo von Ute Schmidt, die das Ehrenamtsbüro der Stadt leitet und zielstrebig auf solch ein Miteinander in der Sparte „Besuchsdienst“ hinarbeitet. Leute in einen Austausch bringen, regelmäßige Begegnungen anbahnen und schauen, ob es dann in der Praxis auch tatsächlich dauerhaft funktioniert: Das ist Alltag für die Strippenzieherin – und das Wort hat in diesem Zusammenhang einen durchweg positiven Klang.

Denn Ute Schmidt zieht und bündelt die Fäden gleichermaßen. Sie schafft Vernetzung, schützt Menschen vor dem Abdriften in Vereinsamung und sorgt für Perspektiven. Dass es bei dem Tandem in Waldacker gefunkt hat, zeigte sich ziemlich schnell.

Doch es gibt manchmal auch andere, nicht so positive Erfahrungen. „Wenn deutlich wird, dass kein guter Dialog zustande kommt, lässt man es halt wieder. Niemand wird bei uns zwangsverpflichtet, alles geschieht auf freiwilliger Basis. Eben offen und locker, gerade so, wie es für die jeweils Beteiligten passt“, unterstreicht Ute Schmidt. Derzeit zählt der Besuchsdienst, der speziell Alleinstehende ansprechen soll, knapp 20 gute Geister.

Deutlich mehr, nämlich annähernd 150 Köpfe, tummeln sich in sämtlichen Projekten des Ehrenamtsbüros kann. Die beste Werbung, die solch ein Vermittlungsservice bekommen kann? „Das ist ganz sicher Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir können nicht klagen, es gibt reichlich Lob“, bilanziert Ute Schmidt. Dazu passt das Fazit, das Barbara Jungheinrich-Höhler einstreut – scheinbar beiläufig, aber gleichwohl mit Bedacht. Tenor der kunstsinnigen Dame: „Die Leute beneiden mich. Und ich bin froh, dass ich dieses Angebot nutze. Mein Besuchsdienst – eine Bereicherung, ein echter Gewinn.“
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