Requisiten-Flohmarkt zugunsten der Erdbebenopfer Ausverkauf im Theater

Kunst oder Kitsch oder lieber eine Ausstattung von Luther bis zu Fausts Kätchen? Bild: ziesecke

Urberach – Es stimmt zwar die Freunde des Wohnzimmertheaters von Friederike und Oliver Nedelmann ausgesprochen traurig, aber es muss sein: Ausverkauf im Theater! In 19 Jahren im Haus an der Oberrodener Straße und nach vielen Dutzend verschiedener Theateraufführungen sammelt sich einiges an: Kostüme, Requisiten und sonstige Dinge. „Vieles davon ist einfach nur alt und muss auf den Müll, aber bei einigen Sachen wäre es schade, wenn sie einfach so wegkämen“, fasste Oliver Nedelmann den Hintergrund zusammen. Und so gab es auf dem Flohmarkt vieles zwischen ganz lapidar und ausgesprochen originell, was den Besitzer wechselte – gegen frei gewählte Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. „Wir haben 633 Euro und 50 Cent für die Aktion ‚Deutschland hilft’ eingenommen“, ist die stolze Bilanz des Tages. So mancher Besucher, der neben den urigsten Erinnerungsstücken auch noch Kaffee und Kuchen angeboten bekam in der berühmt-berüchtigten Nedelmannschen Küche, kramte versonnen zwischen den alten und neueren Prachtstücken herum.

Viele erkannten Kleider, Schuhe oder Hüte ebenso wie die Bert Brecht’sche Nickelbrille oder den alten Reise-Plattenspieler aus früheren Nedelmann-Stücken wieder.

Den im Sommer ausziehenden Theaterleuten fiel es schwer, sich von den Requisiten zu trennen. „In diesem Jute-Kittel hat der Onkel Fritze bei Max und Moritz gespielt“, sinniert der Theatermann entlang der Kleiderstange mit den vielen Charakterkostümen – von Martin Luther bis „Faust eins zu zweit“.

Für viele Besucher war’s einfach nur schön, in Erinnerungen zu schwelgen, aber manche waren auch gleich angetan: „Diese zwei schrägen Vögel nehm’ ich mit in meinen Garten“, freute sich eine Dame, während eine andere ebenfalls fündig wurde: „Der Hut erinnert mich an meinen Hochzeitshut. Den hab’ ich auch noch, aber den hier nehm ich mit!“ Sprach’s, spendete und entschwand im Winteranorak mit dem weißen Tüllhut auf dem Kopf ins nachmittägliche Urberach.

Auch Schauspielerkollegen fanden sich zur sinnvollen Resteverwertung ein. So etwa Ainikki Arndt, das immer etwas aufmüpfige erste „Pubertier“ auf der Nedelmannschen Minibühne, die sich an vieles aus der eigenen Theaterzeit erinnert: „Schade, der Hut ist für meinen Kopf zu groß!“ Aber auch sie fand noch passende Erinnerungsstücke an ihre schöne Theaterzeit mit den Nedelmanns.
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