Kreuzgasse ist eine Schwalbengasse

Naturschutz braucht mitunter viel Technik: Allein die Bedienung der in Neu-Isenburg ausgeliehenen Arbeitsbühne bedarf einer Einführung, damit der Nabu-Vorsitzende Rüdiger Werner sie zentimeterscharf zwischen Haus und Nachbarzaun in luftige Höhen hinauf rangieren kann.

Vögel finden immer weniger Lehm für den Nestbau. Der Naturschutzbund hängt an vielen Häusern künstliche Nisthilfen auf.

Urberach – Der Mensch kann und muss der Natur unter die Arme greifen. So etwa, wenn er den gerade aus dem Winterquartier zurückkehrenden Schwalben mit „Fertighäusern“ zu einem neuen Heim verhilft. Naturnester werden durch zunehmende Trockenheit und fehlenden Baumaterialien aus feuchten Pfützen und nassen Lehmböden immer schwerer zu bauen; viele der Schwalben nehmen daher die Angebote direkt unter den Dächern von Vogelfreunden an.

Start der diesjährigen Schwalbenaktion des Naturschutzbundes (Nabu), zu der Vorsitzender Dr. Rüdiger Werner von seinen Vorstandskollegen Sven Burger und Dietrich Meyn sowie seiner Tochter Ann-Kathrin begleitet wurde, war am Samstag vorletzte Woche in der Kreuzgasse 12 bei Familie Berz. Dann ging es mit der extra in Neu-Isenburg ausgeliehenen Arbeitsbühne weiter zu Maria Spamer und Johanna Sturm in der Kreuzgasse 24 und zu mehreren weiteren Hausbesitzern in dieser schmalen Straße.

Bei Familie Berz waren zwei der drei von den Schwalben selbst gebauten Naturnester abgestürzt. Die Überreste werden aber nicht renoviert, sondern bleiben unter dem Dachtrauf, da die Schwalben sie gelegentlich wieder selbst neu aufbauen – diese Chance sollen sie weiter haben.

Die Montage erwies sich kurzfristig als spannend, weil hinter dem Außenputz eine dicke Dämmschicht das Anbringen der „Fertighäuser“ erschwerte. Doch der Hausherr hatte rasch die passenden Dübel parat. Kniffelig wurde es auch bei der zweiten Adresse: Die sogenannten Kotbretter, die unter den Schwalbennestern angebracht werden sollten und die neuerdings mit Kunststoff-Stacheln besetzt sind, damit sich keine Tauben darauf niederlassen, ließen sich zunächst schwer durchbohren. Doch bald schon ging es weiter zu zwei weiteren Adressen in der Kreuzgasse. Sie ist im Ort die Schwalbenstraße, in der die meisten Naturnester zu finden sind. 16 bis 18 Nester waren das Ziel des Nabu-Teams an diesem Morgen in Urberach; nachmittags ging es noch weiter nach Ober-Roden.

Diese alljährliche Arbeit der Naturschützer ist kostenlos. Sie freuen sich aber über Spenden, wie sie etwa Sybille Berz nun machen möchte. Michael Berz versprach beim Verabschieden: „Ich werde Ihnen berichten, ob und wann unsere Schwalbenwohnungen bezogen wurden!“

Von Christine Ziesecke