Katholische Frauengemeinschaft verteilt St. Gallus: Die schöne Tradition der duftenden Kräutersträuße

Unter den Bäumen zwischen Kirche und Gemeindezentrum sortieren die Kräuterfrauen nachmittags ihre Schätze, vervollständigen sie mit Mitgebrachtem aus den heimischen Gärten und binden die Sträuße - möglichst mit je sechs Sorten Blumen und sechs Sorten Kräutern. Foto: chz

Rödermark (chz) – Früher hingen sie im „Herrgottswinkel“ in der Wohnstube oder am Balken im Stall, um alles Schlechte und vor allem um Krankheiten von Haus und Hof und Mensch und Tier fern zu halten. Inzwischen hängen oder stehen sie meist als Zier in der Wohnung – und außerdem: schaden tut’s gewiss nicht, und vielleicht hilft’s ja doch?

Gemeint sind die bunten und duftenden Kräutersträuße, die am Feiertag „Maria Himmelfahrt“ (15. August) in den Kirchen geweiht werden – drum heißt das auch „Werzweih“, die traditionelle Kräuter- und Gewürzweihe. In der Kirche St. Gallus gab’s die duftenden Gebinde mit all ihrer nachgesagten Heilkraft schon am Sonntag.

Freitags hatten Ingrid Kilian von der Katholischen Frauengemeinschaft der Gallusgemeinde und ihre „Kräuterfrauen“ beim alljährlichen Kräutersammeln mit Gummistiefeln und Regenjacke Spitzwegerich, Spargelkraut und Beifuß, gelbe Königskerzen, „Mäde süß“ und echtes Johanniskraut gesucht und gesammelt.

Oft ist das mit Überraschungen verbunden: Mal wächst auf einer der üblichen Wiesen plötzlich Mais statt Schafgarbe und Bludsdrobbe; mal ist eine Wiese wie etwa beim FC Viktoria vor kurzem wegen einer Feuerwehr-Zeltveranstaltung schon vorzeitig gemäht worden. Außerdem liegt’s auch bei den Sammlerinnen selber, wenn es schwieriger wird: „Wir werden alle Jahre weniger“, bedauerte die bewanderte Kräuterfachfrau Ingrid Killian, und die verbliebenen vier, fünf Sammlerinnen erinnerten sich auch gern all derer, die nicht mehr dabei sind.

Doch letztlich findet sich bei genauem Hinschauen immer noch alle gewünschten Sorten, und Fehlendes wird aus den heimischen Gärten beigesteuert. Sechs Sorten Blumen und sechs Sorten Kräuter sollten es sein, das eine fürs Auge, das andere für die Gesundheit.

Seit der Amtszeit von Pfarrer Rainer Rosenberger in der Gallusgemeinde sind die Frauen der kfd (Katholische Frauen Deutschland) eifrig beim Sammeln. Am Freitag Nachmittag wurden auch diesmal die duftenden Gebinde vor dem Gemeindezentrum zu bunten Sträußen verarbeitet. Nach dem Familiengottesdienst am Sonntag wurden die rund 100 Sträuße gegen eine Spende abgegeben. Der Erlös kommt alljährlich dem Blumenschmuck in der Galluskirche zugute.