Gulaschkanone versorgt Bergen-Enkheimer mit warmer Mahlzeit Acht Badewannen Suppe

In riesigen Töpfen kochen Marcel Frischkorn, Steffen Reiser, Heinz Frischkorn und André Mayer (von links) die Suppe. Bild: -

Bergen-Enkheim (rus) – Der Karnevalverein Enkheim (KVE) war am Fastnachtsamstag mit seiner Gulaschkanone in Bergen-Enkheim unterwegs. Entgegen den Erwartungen der Unwissenden gab es allerdings weder Gulasch noch eine Kanone. Wer die Tradition kennt, weiß, dass „Gulaschkanone“ einfach Feldküche bedeutet. Aus der Gulaschkanone des KVE wird einmal im Jahr zur Fastnachtszeit Erbsensuppe kostenlos oder gegen eine Spende an alle Bergen-Enkheimer ausgegeben. Diese Tradition geht auf die 50er Jahre zurück. Damals ging es darum, Bedürftigen eine warme Mahlzeit zu ermöglichen.

Seit mehr als 35 Jahren wird die Erbsensuppe in der Küche der Henry-und-Emma-Budge-Stiftung zubereitet. Als Gegenleistung für die Bereitstellung der Küche organisiert der KVE jedes Jahr eine Seniorensitzung für die Heimbewohner. In der Küche des Seniorenheims an der Wilhelmshöher Straße rühren Küchenleiter Steffen Reiser und die drei KVE-Mitglieder André Meyer sowie Heinz und Marcel Fischkorn die Suppe in riesigen Industriekochtöpfen an.

Aus 250 Kilo Erbsen, 150 Kilo Schweinebauch, 100 Kilo Kartoffeln und 100 Kilo Suppengrün werden mehr als 1400 Liter Erbsensuppe gekocht. Das entspricht dem Fassungsvermögen von fast acht Badewannen. „Am Ende kommt noch mal der Chef und schmeckt jeden Kessel ab“, sagt André Meyer. Damit meint er Steffen Reiser, der dafür sorgt, dass die Suppe auch richtig gewürzt ist, bevor sie abgefüllt wird. Er erklärt: „Das Geheimnis ist, dass wir die Kessel zwischen den Kochfuhren nicht auswaschen. Die Patina, die dabei entsteht, gibt einen besonders guten Geschmack.“ Mehrere Tage sind die vier Männer mit dem Kochen beschäftigt. Die fertigen Kessel werden fachgerecht gelagert, damit die Suppe nicht umkippt und sauer wird. Am Fastnachtsamstag um sechs Uhr wird die Suppe wieder aufgekocht und auf die Gulaschkanone geladen, die mit einem Traktor von Station zu Station durch den Stadtteil gezogen wird. KVE-Mitglied Oliver Eibl hat sich ein Kochkostüm angezogen und serviert die Suppe zusammen mit Marcus Schäfer vom Anhänger aus.

Auf dem Schelmenburgplatz – einer der Stationen der Gulaschkanone – stehen schon vor dem Eintreffen des Traktors mehrere Menschengruppen. Alle haben einen Behälter dabei, den sie füllen lassen wollen. Viele Frauen und Männer mittleren Alters, vereinzelt auch Kinder, stehen Schlange.

Eine Frau mit einem großen Topf im Korb, die für sich und drei Freundinnen Suppe holen will, sagt: „Ich bin in Bergen-Enkheim geboren und hole hier jedes Jahr Erbsensuppe, seit ich weiß, dass es das gibt.“ „Einmal habe ich sie hier verpasst und bin ihnen dann bis zum Hollgraben hinterhergefahren, um noch meinen Topf auffüllen zu lassen“, erinnert sich ein Mann, der ebenfalls auf dem Parkplatz vor der Schelmenburg wartet.

Die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone gehört für viele Bergen-Enkheimer zur Fastnacht wie die Kreppel und der Karnevalsumzug.

Die viele Arbeit, die die ehrenamtlichen Helfer des KVE und der Henry-und-Emma-Budge-Stiftung in das Kochen und Herrichten der Gulaschkanone gesteckt haben, hat sich zweifellos gelohnt. Keiner der Befragten konnte sich an ein Jahr erinnern, in dem die Suppe nicht hervorragend geschmeckt hätte.

Weitere Artikelbilder