Das Schweinchen immer im Blick Bornheim Boules beim Spiel mit den Kugeln

Leo, Ingrid, Stefan, Fari, Rüdiger, Rolf und Klaus am Maßband im Günthersburgpark. Foto: Faure

Nordend (jf) – Die Bornheim Boules lieben das Spiel mit den Kugeln. Das Bornheimer WochenBlatt hat den Verein beim Training auf dem Platz in der Orangerie im Günthersburgpark besucht.  

Oh Mann, das ist ja ein ganz ungünstiger Winkel! Wo liegt die Sau eigentlich, sieht man gar nicht. Ah da, schwierig zu entdecken. Trotz der rosa Neonfarbe. Auf geht’s. Ingrid, Leo, Stefan, Fari, Rüdiger und Rolf spielen seit etwa 19 Uhr auf dem Platz vor der Orangerie im Günthersburgpark. Ernst, konzentriert, die Würfe in der Bewegung schon angedeutet, vorweggenommen. In der Wurfhand die Kugel, aus Metall und zwischen 650 und 800 Gramm schwer, in der anderen Hand zu Anfang die zwei anderen Kugeln, dazu oft ein ausgefranstes, einer Farbe nicht mehr zuzuordnendes Läppchen.

Mit Konzentration die Sau anpeilen

Immer die Sau im Auge. Eigentlich heißt diese kleine Zielkugel aus Holz oder synthetischem Material Bouchon oder Couchonnet, Schweinchen. Sie muss zwischen sechs und zehn Meter vom Abwurfkreis, vorher rasch mit der Schuhspitze auf dem Boden markiert, entfernt sein. Sechs Spieler bilden eine Triplette, drei gegen drei. Wer legt, also versucht, seine Kugel dem Ziel so nah wie möglich zu bringen? Wer schießt, also befördert eine gegnerische Kugel aus der Nähe des Ziels? Spannend. Finden auch Zuschauer, die für ein paar Minuten stehen bleiben. Das stört nicht, auch die Jogger und Radfahrer bringen die Boulistes, die Spieler, nicht wirklich aus der Ruhe. Reden schon, das beeinflusst die Konzentration. Ruhe also. Schwierig, wenn nebenan gerade Yoga trainiert wird. Muss man ausblenden.

Den Namen in die Kugeln eingraviert

Jeder Wurf wird beurteilt; mit Kopfschütteln oder lobendem Nicken, bei besonders gelungenen Kugeln klatscht man einander im Team auch mal ab. Dann beispielsweise, wenn kein Blatt mehr zwischen Ziel und Boule passt – zunächst, das Spiel geht weiter, die gute Platzierung kann sich schnell ändern. „Komm Baby“, redet ein Bouliste seiner Kugel zu, die noch ein Stück weiter rollen soll. Hilft aber nicht. Heiße Diskussionen gibt es nicht, meist wird auch nicht gemessen. Muss auch nicht sein, wenn die Abstände von Kugeln und Ziel deutlich sind. Obwohl die Kugeln einander ziemlich ähneln – zumindest für Laien – finden alle Spieler ihre Boules wieder. Turnierkugeln müssen die Marke des Herstellers und das Gewicht eingraviert haben, viele Boulistes lassen zudem ihren Namen einprägen.

Auf dem Platz im Günthersburgpark spielt die Triplette mit glatten, die andere Mannschaft mit gemusterten Kugeln – Spaß haben alle. „Viele kommen hierher, ohne im Verein zu sein. Wer sich an die Regeln hält, ist immer willkommen“, sagt Rüdiger Baudis. Rolf Schünhoff, Vorsitzender der 1991 gegründeten Bornheim Boules, nickt.

Keine Sportstätte für den Winter

„Wir suchen vor allem junge Leute für den Verein“, erklärt Vorstandsmitglied Klaus Bittner. Die Bornheim Boules haben neben dem Platz im Günthersburgpark einen weiteren mit zehn Bahnen am Kleingartenweg, den auch die drei Teams der Hessenliga – eine Mannschaft spielt in der ersten, zwei weitere in der dritten – nutzen. „Was uns fehlt, ist eine Sportstätte für den Winter. Wir würden gerne die ehemalige Halle des Grünflächenamts nutzen, auch für die beiden Boule-Arbeitsgemeinschaften an der Merian- und an der Helmholtzschule“, sagt Bittner. Der Ball, oder besser die Kugel, liegt nun beim Schulamt. „Wir hoffen auf eine baldige Entscheidung“, fügt Bittner hinzu.

Turniere auf 15 Bahnen

Viermal im Jahr bieten die Bornheim Boules, deren Plätze eigentlich im Nordend, Grenzgebiet zu Bornheim, liegen, Nocturnes an. Diese internationalen Turniere im Günthersburgpark werden auf 15 beleuchteten Bahnen im Modus Doublette ausgetragen, für kleine Speisen und Getränke ist gesorgt: „Unser Weinhändler kauft auch in Frankreich ein“, meint Bittner und spielt damit auf das Land an, in dem das Spiel vor mehr als 100 Jahren erfunden wurde.

Aktuell haben die Bornheim Boules 76 Mitglieder, darunter 36 Spieler mit Lizenz, und sind damit der größte Club dieser Sportart in Frankfurt. Im Internet finden Interessierte unter www.bornheimboules-ffm.de mehr. Außerdem gehört der Verein dem Hessischen Pétanque-Verband an. Egal, ob es um Turniere oder Hobbysport geht – gewünscht wird immer „bon jeu“ (gutes Spiel).