Die erstmals vergebene Auszeichnung erhält ein unermüdlich Engagierter Ovid-Preis für Guy Stern

Guy Stern erhält von Laudatorin Renate Ahrens zum erstmals vergebenen Ovid-Preis auch ein ganz persönliches Geschenk – sein Porträt. Foto: Faure

Nordend (jf) – Das Deutsche Exilarchiv 1933 bis 1945 hatte kürzlich zu einer besonderen Veranstaltung in die Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt eingeladen. Vorgestellt wurde die Anthologie „Alles wandelt sich – Echos auf Ovid“, herausgegeben von Gabrielle Alioth und Hans-Christian Oeser, erschienen in der P&L Edition. Das Pen-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (vormals Deutscher Pen-Club im Exil) hatte vor etwa drei Jahren Mitglieder deutschsprachiger Pen-Zentren dazu eingeladen, sich mit Ovids Metamorphosen auseinanderzusetzen und eigene Texte zu verfassen.

Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs, begrüßte die Gäste und erklärte, dass auch das historische Archiv des Exil-Pen zu den Beständen des Exilarchivs gehöre. Ovid, von Kaiser Augustus wegen eines Gedichts im Jahre acht nach Christus ans Schwarze Meer verbannt, sei der erste exilierte Schriftsteller gewesen und für viele, darunter Bert Brecht und Lion Feuchtwanger, zu einer Identifikationsfigur geworden. Gabrielle Alioth, Mitglied im Vorstand des Pen-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland, informierte über die Tätigkeit dieser Organisation und verwies auf Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Max Herrmann-Neiße und Rudolf Olden, die 1934 den Deutschen Pen-Club im Exil gründeten, der 1948 umbenannt wurde.

Auszeichnung fürs Lebenswerk

„Seit über 80 Jahren leben unsere Mitglieder in aller Welt verstreut. Doch kaum einer fühlt sich heute noch im Exil. Heute setzen wir uns für Autoren ein, die verfolgt werden“, sagte Alioth. Anschließend lasen Renate Ahrens, Utz Rachowski, Susanne Fritz und Gisela Holfter aus ihren Beiträgen für die Anthologie.

Dann wurde Guy Stern, der vor zwei Monaten seinen 95. Geburtstag feierte, für sein Lebenswerk mit dem Ovid-Preis ausgezeichnet, der 2017 zum ersten Mal vom Pen-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland vergeben wird und künftig alle zwei Jahre für herausragende literarische Veröffentlichungen verliehen werden soll. Der Preis besteht aus einem Geldbetrag, einer Urkunde und einem individuellen Geschenk.

Guy Stern, als Günther Stern in einer jüdischen Familie in Hildesheim geboren, emigrierte 1937 in die USA. 1942 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, landete 1944 in der Normandie und verhörte bis Kriegsende deutsche Kriegsgefangene. Nach dem Krieg nahm er sein Studium der Romanistik und Germanistik wieder auf, lehrte später an verschiedenen amerikanischen Universitäten und war als Gastprofessor in Deutschland tätig.

Autoren im Exil wurden nicht vergessen

Stern ist der Direktor eines Instituts des Holocaust-Museums in Detroit und hat sich als Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur deutschen Literaturgeschichte einen Namen gemacht. Zudem ist er Vizepräsident der Kurt Weill Foundation. 2012 wurde Guy Stern in der Deutschen Nationalbibliothek mit der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung ausgezeichnet.

Die Laudatio hielt Renate Ahrens, sie würdigte das langjährige Engagement des ersten Ovid-Preisträgers, der mit dafür sorgte, das Autoren, die ins Exil gehen mussten, nicht vergessen wurden. Guy Stern bedankte sich: „Es ist eine Auszeichnung, die mir nahe geht.“ Das PEN-Zentrum betreffend äußerte Stern: „Wir brauchen einander und werden gebraucht. Auch heute noch müssen Schriftsteller fliehen.“