Thomas Breuer hält familiäre Momente der Träume fest Menschen im Schlaf auf der Leinwand

Die Ausstellung ist bis zum 7. Juni jeweils sonntags von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Wer sich mit Schlaf beschäftigt, wird manchmal selbst, so wie Künstler Thomas Breuer, von Müdigkeit übermannt.  Foto: Just

Altheim (mj) –  In der Kunst laufen Personen-Porträts meist nach dem gleichen Schema ab: Jemand sitzt oder steht und schaut dem Maler beziehungsweise Fotografen ins Gesicht.

Dass sich dieser Standard komplett ändern lässt, beweist der Maler Thomas Breuer in seiner aktuellen Ausstellung „Die Schläfer“ im Arthaus: Er hat Menschen im Schlaf auf die Leinwand gebracht. Die 13 Werke sind im Untergeschoss des Arthauses auf jeweils vier Räume verteilt. Alle porträtierten Personen sind Breuer bekannt und stammen aus dessen Freundes- oder Verwandtenkreis.

Gemalt wurden sie anhand von Fotos, nur Frau und Sohn hielt der Künstler im „Moment der Träume“ fest. „Ein bisschen komisch ist es schon, wenn Leute auf Bildern die Augen geschlossen haben“, konstatierte eine Besucherin. Dieser Feststellung widersprach der Maler nicht: „Es ging von Anfang an ums Ausforschen“, sagt er. „Kann man so etwas grundsätzlich machen?“, „Gilt so was überhaupt als Porträt“? lauteten nur zwei der Fragen, die mit Beginn der Serie im Oktober 2016 aufkamen. Schließlich gehe ohne Blick in die Augen „eine Jalousie runter“, die einen näheren Kontakt verwehrt. Der 47-Jährige ging trotzdem auf Entdeckungsreise – und das mit überraschenden Erkenntnissen: „Wenn man nicht in die Augen schauen kann, treten plötzlich ganz andere Kopfbereiche hervor.“ Damit meint er Unebenheiten, Muttermale, aber auch Fältchen. Noch eine weitere Erfahrung prägte sein Schaffen: Zwar seien die Menschen im Schlaf dem Betrachter entrückt, trotzdem offenbare dieser Zustand etwas Angreifbares und Verletzliches.

Thomas Breuer wurde 1969 in Köln geboren und studierte Malerei in Düsseldorf. Mit seiner Frau und den Kindern wohnt der Kunsterzieher in Buchen im Odenwald. Zum Kontakt nach Altheim kam es über Breuers Frau. Sie kennt Kristin Wicher, eine Macherin im Arthaus, aus früheren Tagen. Nachdem Annika Keidel und Hannah Schassner dort vor wenigen Monaten als „Kollektivschläfer“ auftraten und Münsters Einrichtungen mit Theater- und Kulturangeboten belieferten, stellt sich mit der aktuellen Schau die Frage, ob das Arthaus vom Thema „Schlaf“ gar nicht mehr loskommt. „Das ist reiner Zufall, dass auf die Kollektivschläfer kurz dahinter die Schlafportraits folgen“, gibt Kristin Wicher schmunzelnd Entwarnung. Auf der Suche nach Menschen, die Breuer schlafend malen darf, bekam er nicht nur zustimmende Antworten: Einigen war der Wunsch schlichtweg zu intim.

Alle Teilnehmer mussten sich im Klaren darüber sein, dass es bei ihrer Abbildung keinen ästhetischen Anspruch gibt. „Es handelt es sich nicht um eine Auftragsarbeit“, erklärt dazu der Künstler. „Trotz der gewollt realistischen Wiedergabe sind die Personen allesamt sehr angenehm anzuschauen“, befand ein Betrachter. Die Frage, ob letztlich der Begriff „Porträt“ auf seine Werke passt, hat der Künstler mittlerweile für sich geklärt: „Im Verlauf der Arbeiten wurde mir zunehmend bewusst, dass es nicht die Menschen sind, die ich porträtiere. Es ist der Schlaf.“