Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Altstadt: Frisch aus der Vergangenheit

Steinerner Zeitzeuge: Die Staufenmauer schützte einst die Stadt vor Überfällen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Es geht in die Frankfurter Altstadt, die voller Touristenmagnete steckt. Der mittelalterliche Stadtkern wird von der Innenstadt umgeben, die ihrerseits wiederum innerhalb der Wallanlagen liegt. Vom Willy-Brandt-Platz kommend mache ich einen Abstecher zum Hotel Steigenberger Frankfurter Hof. Das Palasthotel aus dem Jahr 1876 wurde nach der Zerstörung durch Fliegerbomben des Zweiten Weltkriegs 1948 wieder aufgebaut. So wie dem eleganten dreiflügeligen Gebäude erging es im Grunde der kompletten Altstadt: Durch die Luftangriffe wurde sie 1944 zerstört. Rund um den Römerberg wurden viele bedeutende historische Gebäude rekonstruiert. Da will ich mich aber erst später umschauen.

Zunächst folge ich der Weißadlergasse in die Sandgasse, wo ich Kunst im öffentlichen Raum in Gestalt von drei figürlichen modernen Skulpturen begegne, die sich unter die Passanten mischen – oder umgekehrt. Über den Friedrich-Stoltze-Platz mit dem Weiße-Lilien-Brunnen geht es weiter zum belebten Liebfrauenberg. Den Mittelpunkt ziert ein Brunnen mit Obelisk, auf dessen Spitze eine vergoldete Sonne thront. Dominiert wird der Platz von der Liebfrauenkirche. Im Mittelalter wurde auf dem Liebfrauenberg mit Haushaltswaren gehandelt, heutzutage lockt unter anderem ein Blumenmarkt die Besucher an. Gegenüber der Liebfrauenkirche befindet sich das Haus zum Paradies mit Geschäften im Erdgeschoss. Es ist eins der wenigen Häuser, das aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben ist.

Nun geht es zur Kleinmarkthalle. Diese ist mehr als ein Einkaufsort für Obst und Gemüse. Allein vor der Halle stehen die Menschen zusammen, plaudern und genießen ein Glas Wein in der Sonne. Drinnen bilden sich Schlangen vor den Ständen. Von exotischen Gewürzen bis zu Mispelchen aus der Dose wird alles feilgeboten. Entsprechend mischen sich Gerüche von frischem Fisch, würzigem Käse und aromatischen Früchten. Den besten Blick auf das quirlige Treiben hat man von der Galerie aus.

Vorbei an der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt in der Hasengasse geht es über die Töngesgasse weiter zur Fahrgasse und zu den Resten der Staufenmauer. Die um 1180 erbaute Mauer sollte die Altstadt vor Überfällen schützen. Als die Stadt im 14. Jahrhundert erweitert wurde und die Neustadt im 15. Jahrhundert ihre eigene Mauer erhielt, wurde die Staufenmauer noch viele Jahre weiter unterhalten.

Über das Dominikanerkloster, das Sitz des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach sowie des Evangelischen Regionalverbandes ist und in dem regelmäßig kulturelle Veranstaltungen stattfinden, nähere ich mich dem Kaiserdom St. Bartholomäus. Das imposante Bauwerk aus Naturstein ist eine beliebte Touristenattraktion. Wer mag, kann den Domturm erklimmen. 328 Stufen führen zur Aussichtsplattform in 66 Metern Höhe. Der Dom beherbergt zahlreiche Schätze, darunter die Schädelreliquie seines Patrons: Der Apostel und Märtyrer St. Bartholomäus. Einen beeindruckenden Klang hat die „Gloriosa“. Die Wände im Inneren der Kirche scheinen zu vibrieren, wenn die 11.950 Kilo schwere Glocke loslegt.

Freunde der Kunst werden in der kleinen Altstadt ebenfalls fündig: Neben Museen wie dem Museum für Moderne Kunst, dem humoristischen Caricatura-Museum und der Schirn finden sich dort auch zahlreiche Galerien und Kunsthändler.

Ich folge der Braubachstraße und richte den Blick in die Bethmannstraße. Dort schaut man auf den Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Süd- und Nordbau des Rathauses Römer, die über die so genannte „Seufzerbrücke“ miteinander verbunden sind. Im Hintergrund ragt der Rathausturm „Langer Franz“ mit seinem Behelfsdach empor. Seit Herbst 2018 setzt sich der Neue Brückenbauverein dafür ein, dass der Turm rekonstruiert wird.

Nun geht es zur Paulskirche, die 1848 der Tagungsort der Ersten Deutschen Nationalversammlung war und den Beinamen „Wiege der Demokratie“ trägt. Sie ist ein nationales Denkmal und wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Zum Beispiel findet dort die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels statt.

Nun bin ich auf dem Römerberg angekommen, dessen östlicher Teil auch Samstagsberg heißt. Dort wurden zu Beginn der 80er-Jahre die historischen Fachwerkhäuser rekonstruiert. Das markanteste Gebäude auf dem Areal ist das Haus „Zum Römer“, seit dem 15. Jahrhundert das Rathaus der Stadt Frankfurt und Wahrzeichen der Mainmetropole. In der Mitte des Platzes steht der Gerechtigkeitsbrunnen, aus dem zum Mainfest Apfelwein fließt. An der Südseite befinden sich die Alte Nikolaikirche und der Neubau des Historischen Museums.

Zwischen Römerberg und Domplatz entstand von 2012 bis 2018 auf rund 7000 Quadratmetern unter dem Namen Dom-Römer-Projekt die Neue Frankfurter Altstadt. Es wurden Nachbauten von historischen Altstadthäusern angefertigt. Auf dem Hühnermarkt begrüßt die Bürger der Stoltze-Brunnen, in der Straße Hinter dem Lämmchen freut sich der Struwwelpeter auf Museumsbesucher.

Ich unternehme einen Abstecher an den Mainkai und schlendere vorbei an der 800 Jahre alten Kirche St. Leonhard, bevor ich mich mit einem Blick auf das Archäologische Museum und das Karmeliterkloster – Sitz des Instituts für Stadtgeschichte – wieder auf den Heimweg mache.

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