Sondermann-Preis für Nadine Redlich und Nikolaus Heidelbach Preiswürdig Komisches und Streitbares

Nikolaus Heidelbach (rechts) im Gespräch mit Andreas Platthaus. Bild: Faure

Altstadt (jf) – Zum elften Mal gehört das Festival der Komik als eigenständiges Programm auf dem Weckmarkt zum dreitägigen Museumsuferfest. Erstmals in diesem Jahr, insgesamt jedoch bereits in der 19. Ausgabe, wurde am Samstag der Sondermann-Preis vergeben.

Im Vorfeld der Preisverleihung spießten Pit Knorr, Thomas Gsella und Hans Zippert ärgerliche Alltäglichkeiten auf. So schlugen sie vor, die Bahn solle doch auf konkrete Abfahrts- und Ankunftszeiten verzichten und lieber als Abfahrt „wahrscheinlich vormittags“, als Ankunft „voraussichtlich noch heute“ und als Haltestelle „hält an sorgfältig ausgewählten Bahnhöfen“ nennen.

Als „Lob der Natur“ hatte Thomas Gsella ein übles Schmähgedicht auf Mücken und Zecken verfasst, Herr Schöpfli, ein Hymniker (alias Pit Knorr) versuchte sich an verschiedenen Lobgesängen auf die Ärzteschaft, die allerdings meistens arg daneben lagen.

Es gab Vorschläge für die Ertüchtigung der Bundeswehr mit einem Praktikantenheer – und eine Warnung vor einem möglichen Spekulatius-Engpass, denn die Monate, die auf -ember oder -ober endeten und in denen Spekulatius und andere weihnachtliche Spezialitäten verkauft werden, stünden ja unmittelbar bevor.

Als Vertreter des 2011 gegründeten Sondermann-Vereins zur Förderung, Erforschung und Verbreitung der Komischen Kunst und Literatur moderierte Hans Zippert die Preisverleihung. Der Sondermann, eine von Bernd Pfarr gestaltete Figur, die nach dem ersten Titanic-Verleger Gerhard Sondermann benannt ist, wird seit 2004 verliehen, in diesem Jahr nun zum ersten Mal beim Festival der Komik.

Den Förderpreis erhielt Nadine Redlich aus Düsseldorf. Sie arbeitete bereits für die „Zeit“, die „New York Times“ und die „Süddeutsche Zeitung“. Und sie liebt Hunde, nicht nur als ihre vierbeinigen Begleiter, sondern auch als Comichelden. Einige ihrer Cartoons waren auf der großen Bühnenleinwand zu sehen. Mit dem Sondermann-Preis wurde Nikolaus Heidelbach geehrt. Seit den 1980er-Jahren veröffentlicht er, gestaltete Illustrationen zu Märchen der Brüder Grimm und von Hans Christian Andersen. Im Gespräch mit Andreas Platthaus, ebenfalls Mitglied des Sondermann-Vereins, ging es um die Darstellung von Kindern, Tieren und Tapeten.

Heidelbach erklärte, dass er auf den Bildern alter Meister akribisch nach Fehlern suche und sich diebisch freue, wenn er solche entdecke. Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit sei er von der Zeitschrift „Pardon“ inspiriert worden.

Am Sonntag begann das Bühnenprogramm mit Martin Sonneborn. Da sein Vortrag eigentlich bildgestützt war, brauchte er die Technik. „Funktioniert ähnlich wie im europäischen Parlament“, kommentierte der Satiriker, Journalist und Europaabgeordnete bissig. Kurzerhand änderte er seinen Plan und beantwortete stattdessen Fragen aus dem Publikum. Nicht alle waren mit seinen Ansichten einverstanden.

Ein Regenguss verlieh dieser Veranstaltung außerdem eine Zwangspause, in der sich das Team bemühte, große Schirme für das Publikum aufzustellen. Bald schien die Sonne wieder, die Menschen auf dem Weckmarkt freuten sich darüber genauso wie die Besucher des gesamten Museumsuferfestes.

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