Studie zur Tätigkeit des Ordens B’nai B’rith in Frankfurt, Mannheim und Nürnberg vorgestellt Ein Segen für die Menschheit

Sylvia Asmus mit der Urkunde, daneben Ralph Hofmann. Bild: Jeannette Faure

Nordend (jf) – Viele waren an diesem Abend in den Vortragssaal der Deutschen Nationalbibliothek gekommen, wo das Buch „Ein Segen zu werden für die Menschheit“ über die Tätigkeit des jüdischen Ordens B’nai B’rith in Frankfurt, Mannheim und Nürnberg vorgestellt wurde.

Frank Scholze, Generaldirektor der Nationalbibliothek, nannte die Veranstaltung etwas Besonderes: „Jährlich verzeichnen wir 2,5 Millionen Neuzugänge. Da sind solche herausgehobenen Aufnahmen in unseren Bestand schon die Ausnahme.“ Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg würdigte: „Die B’nai Brith Loge prägte mit ihrer Wohltätigkeit jahrelang die Stadt Frankfurt. Das Buch ist ein Beitrag gegen das Vergessen.“

Der Orden B’nai B’rith (Söhne des Bundes) wurde 1843 in New York gegründet. 1888 konstituierte sich der Frankfurter Distrikt. Im April 1937 wurde er von den Nazis geschlossen, seine Mitglieder verfolgt, misshandelt, ermordet. 1961 nahm die Loge ihre Tätigkeit wieder auf.

Eskandari-Grünberg zitierte Eva Szepesi, die anlässlich der diesjährigen Auschwitz-Gedenkstunde im Bundestag sagte: „Die Shoah begann nicht mit Auschwitz, sie begann mit Worten. Sie begann mit dem Schweigen und dem Wegschauen der Gesellschaft.“ Ein besonders grausamer antisemitischer Anschlag sei am 7. Oktober 2023 unternommen worden, als die Hamas Dörfer und ein Musikfestival überfiel und mehr als tausend Menschen tötete, andere misshandelte und weitere als Geiseln nahm.

„Im Kampf gegen Antisemitismus geht es um politische Bildung.“ Unverständnis äußerte die Bürgermeisterin über die Haltung von Künstlern auf der Berlin Biennale: „Wir dürfen nicht aufhören, Fragen zu stellen und nicht aufhören, Menschen zu sein“, forderte sie.

Vadym Kostiuk, Generalkonsul der Republik Ukraine, dankte der Loge für ihre Hilfe und hofft, dass die Partnerschaft zwischen Frankfurt und Lwiw (Lemberg) bald unterzeichnet werden kann. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933 bis 1945, verwies auf eine langjährige Kooperation mit der Loge. Bereits bei der Forschung zur Kinderemigration nach Brasilien habe der Orden geholfen, zudem bei der Sichtung von Einzelakten der Bialik Loge Tel Aviv. „Allerdings sind die Exil-Logen noch weitgehend unerforscht“, stellte Asmus fest.

Ralph Hofmann, Präsident der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge, kritisierte die einseitig pro-palästinensische Haltung der Künstler zum Abschluss der Berlin Biennale scharf: „Ist denn alles vergessen, was jüdische Künstler geleistet haben und was ihnen angetan wurde?“

Als Ziele der Loge nannte er Aufklärung über das Judentum und dessen Stärkung, das Zedaka-Prinzip, also Verantwortung für den Nächsten zu übernehmen, und die Bewahrung der jüdischen Religion. Einer der bekanntesten Logenmitglieder war Leo Baeck, der Rabbiner leitete den deutschen Distrikt von 1924 bis zur Auflösung 1937. Hofmann ging auf weitere namhafte Logenbrüder ein.

Die Autorin Birgit Seemann stellte fest, dass sich in der wissenschaftlichen Studie herauskristallisiert habe, dass die Loge „kein Zweckverband, sondern eine Lebensgemeinschaft“ war. Ihr Ziel war es, „ein Segen zu werden für die Menschheit“. Eine Frauenvereinigung der Frankfurter Loge wurde 1903 gegründet.

Mitautor Edgar Bönisch sprach über die B’nai B’rith Loge in Mannheim. Ralph Hofmann überreichte eine Ehrenurkunde des B’nai B’rith International, unterzeichnet vom CEO Daniel Mariaschin, an Sylvia Asmus und dankte ihr für die gute Kooperation. Er übergab die beiden Bände „Ein Segen zu werden für die Menschheit“ an Frank Scholze und Sylvia Asmus.