Seit einem Jahr stehen die Sportler im Kontakt mit Stadtentwässerung und Umweltamt Kanufahrer sauer: Nidda bei Höchster Wehr darf nicht genutzt werden

Der Kanu-Abteilungsleiter des ESV Blau-Gold, Georg Brandt, vor einem der Wanderboote. Bild: Ingrid Zöllner

Höchst (iz) – Als die Diskussion im Jahr 2010/2011 aufkam, dass das Höchster Wehr an der Nidda naturnah umgebaut werden soll, waren die Mitglieder des Höchster Kanuclubs Wiking (HKCW) in den Prozess involviert. „Wir haben damals Vorschläge und Anregungen eingebracht, die in die Planungen und den Umbau eingeflossen sind“, berichtet Karl-Heinz Köhler, HKCW-Vorsitzender. Die Renaturierung sollte den Fischaufstieg fördern. Im vergangenen Jahr im Mai kam für den Verein der Paukenschlag. „Aus der Zeitung haben wir erfahren, dass der organisierte Kanuverein den Nidda-Abschnitt nicht mehr nutzen soll“, moniert er. Der Verein, der mit dem ESV Blau-Gold eine Kooperation hat, habe sofort Kontakt mit dem Umweltamt und der Stadt aufgenommen.

Die Stadtentwässerung Frankfurt ist für die Nidda und das einstige Höchster Wehr zuständig. Darüber sei 2012 auch der Umbau gelaufen, bei dem zuvor ein Gutachten erstellt wurde. „Wir haben im Sommer 2023 mit dem Umweltamt eine Ortsbegehung gehabt, bei der man sich bei uns entschuldigte, man hätte die Kanufahrer in der Planung vergessen“, erinnert der Vorsitzende sich. Passiert ist seither aber nichts. Nun wurden Ende April von Seiten des Umweltamtes Schilder aufgestellt, die über das richtige Verhalten in dem renaturierten Abschnitt aufmerksam machen.

„Wir haben dort mehrere geschützte Tierarten, die dort ihren Lebensraum haben“, erklärt Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Gerade während Corona hätten viele Menschen den Bereich stark beansprucht und in den Lebensraum für Flora und Fauna gestört und beschädigt. „Der Ortsbeirat hatte das mehrfach angesprochen, daher kam im Mai 2023 die Allgemeinverfügung über den Magistrat“, erklärt er. Picknick, Grillen, Baden, Hundeauslauf und Spazieren ist in dem Abschnitt nicht erlaubt. Die Stadtpolizei soll künftig vor Ort auf die Regeln hinweisen.

Der wichtigste Punkt für die Kanufahrer: Sie dürfen die Uferbereiche nicht betreten und befahren. Das Verbot gilt für alle und nicht nur den Verein. Ebenso untersagt ist die Nutzung von Booten, Kanus, Flößen, Schlauchbooten, Stand-up-Paddle-Boards und sämtlichen anderen Wasserfahrzeugen. „Wir haben an allen Punkten an der Nidda Anlegestellen. Die Nidda ist das einzige Gewässer, an der wir Wildwasser simulieren und Sicherheitsübungen wie Kajak kentern üben können“, stellt Georg Brandt, Kanu-Abteilungsleiter ESV Blau-Gold, klar. Der ESV und der HKCW kooperieren seit vier Jahren miteinander und teilen sich sowohl das vereinseigene Gelände an der Tillylinde. Rund 200 Mitglieder gehören den beiden Vereinen an. „Um in ein vergleichbares Gewässer auszuweichen, müssten wir bis nach Bad Kreuznach fahren. Das kann nicht im Sinne der Umwelt sein“, stellen die beiden klar.

Von HKCW-Vereinsgelände aus können die Sportler direkt auf den Main und sind nicht weit von der Nidda-Einmündung entfernt. Wenn sie das einstige Höchster Wehr nicht mehr nutzen dürfen, wären sie an einer Alternative interessiert. Dafür unterbreiten sie Stadtentwässerung und Umweltamt den konkreten Vorschlag, an der Sandsteinbrücke in Nied im Wasserbereich einige kleine Umbauten vorzunehmen. „Das ist kein großer Aufwand, aber damit könnten wir Wildwasser simulieren. Dann benötigen wir das Höchster Wehr nicht“, erklären Köhler und Brand. Beide Vereine wären bereit, die Kosten dafür – sie rechnen mit rund 10.000 Euro – zu übernehmen. Einen Vorteil hätte es zudem noch: Der Abschnitt liegt näher zum Vereinsgelände, was eine verkürzte Paddelei flussaufwärts erfordert, die nicht so viel Kraft raubt.

Die Nutzung am einstigen Höchster Wehr steht laut Rothenburger in Frage: „Wir hatten Anfang des Jahres ein Gutachten bei einem fischereiökologischen Fachbüro beauftragt, die uns empfehlen, aufgrund der positiven Entwicklung der Fische wie Nase und Barbe, die Nidda beim Höchster Wehr nicht freizugeben.“ Der Gewässerökologe Gottfried Lehr habe dort Unterwasservideos angefertigt, die die aktuelle Entwicklung dokumentieren. Er hat aber eine positive Nachricht für den Verein: „Im Juni wird es von Seiten der Stadtentwässerung einen Termin geben, um zu besprechen, wie und mit welchen Mitteln ein Umbau der Sandsteinbrücke aussehen könnte.“

Für Köhler ist das keine befriedigende Antwort. Im Gegenteil, die Aussage macht ihn richtig sauer: „Ich glaube erst an einen Termin, wenn er stattgefunden hat. Der wird mir schon seit vergangenem Jahr versprochen.“ Erbost ist der HKCW-Vorsitzende über die Tatsache, dass organisierte Angler den renaturierten Bereich weiterhin nutzen dürfen: „Wo ist da der Sinn und wo bleibt da die Gerechtigkeit?“ Schließlich gehe es darum, dass die Kanu-Sportler die Nidda rund drei bis viermal im Jahr für rund zwei Stunden nutzen dürfen. Köhler hat die Befürchtung, dass die Nidda für den Bootsverkehr grundsätzlich immer weiter eingeschränkt wird.

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