Christian Lübke aus Ronneburg veröffentlicht seinen ersten Jugendroman Mobbing zum Thema gemacht

Der Ronneburger Autor Christian Lübke ließ seine beruflichen Erfahrungen als Lehrer in sein Erstlingswerk einfließen, in dem es um die Themen Mobbing, Schule, Familie und Sport geht. Bild: Patricia Reich

Ronneburg – Das neueste und teuerste Handy und die angesagtesten Markenklamotten sind Messlatten auf den Schulhöfen und bergen unter anderen das Potenzial für Mobbingattacken. Im Rahmen der Pisa-Studie 2022 ermittelte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass in Deutschland knapp sieben Prozent aller Schüler sehr häufigem Mobbing ausgesetzt sind. Zwölf Prozent werden mehrmals im Monat durch Mitschüler gemobbt. Die Auswirkungen auf die Betroffenen sind weitreichend.

Mobbing begegnet dem Ronneburger Christian Lübke als Oberstudienrat an der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau fast täglich – einerseits durch Präventionsmaßnahmen seitens der Schule, aber auch im Schulalltag. Daher hat er das Thema in seinem ersten Jugendroman „Ihr & Ich – Raus aus dem Abseits“ in den Mittelpunkt gestellt. „Ganz viele finden sich mit dem Mobbing ab, nehmen es hin und das muss nicht sein“, ist der Lehrer für die Fächer Deutsch und Geschichte überzeugt. „Es wird sich ohne ein Zutun kaum etwas an der Situation ändern. Man muss sich selbst helfen, indem man Hilfe annimmt“, legt Lübke die Kernaussage seines Romans dar.

Seit mindestens zehn Jahren habe er den Gedanken gehabt, ein Buch zu schreiben, erzählt der 40-Jährige, der in Berlin geboren wurde, in Aschaffenburg aufwuchs und in Frankfurt Lehramt studierte. Seit 2016 unterrichtet er an der Nidderauer Gesamtschule.

„Ich hatte verschiedenen Ideen für mein Buch, wobei sich alle um Jugendliche drehten, weil es mein Beruf ist. In den letzten Jahren ist viel passiert, vor allem in Richtung Mobbing“, fasst er den Entstehungsprozess seines Werkes zusammen.

In seinem Buch geht es um die 15-jährige Lena, die bereits seit der fünften Klasse von einer Gruppe Mitschüler gemobbt und auch tätlich angegriffen wird. Nur, weil ihre Familie nicht viel Geld hat und sie entsprechend nur gebrauchte Kleidung trägt und ein älteres Handymodell besitzt. Auch Lübke, so erzählt er, habe selbst als Lehrer sich schon mal Kommentare der Schüler zu seinem Handy und der Kleidung anhören müssen.

Da Lenas Mitschüler aus Angst wegschauen oder es keine Zeugen für die Taten gibt, meldet sie das nicht den Lehrern. Auch sieht sie keinen Sinn darin, es ihren beruflich stark eingebundenen Eltern zu erzählen. Stattdessen lässt sie sich, um die Attacken zu umgehen, oft krankschreiben. „Es ist ein Teufelskreis, der die Situation nicht verbessert“, erklärt Lübke. Dabei sei Lenas Vorgehen nah an der Realität angelehnt: „Seit dem Ende der Pandemie ist die Anzahl der Kinder, die nicht mehr zur Schule kommen, extrem gestiegen“, sagt Lübke.

Bei Lenas Eltern schrillen – wie oftmals auch im echten Leben – erst mit der bevorstehenden Abschlussprüfung die Alarmglocken. Sie bringen sie zu einer Therapeutin, die nach und nach all die demütigenden und schlechten Erfahrungen mit Lena aufarbeitet. Gleichzeitig fängt Lena an, in einer Mädchenfußballmannschaft zu spielen und erlebt Zusammenhalt, Vertrauen und Erfolge, die ihr letztendlich dazu verhelfen, ihre Mauer zu durchbrechen.

„Die Kinder heutzutage hängen viel zu Hause am Handy, vor allem Opfer von Mobbing ziehen sich vor dem Bildschirm zurück. Sport und frische Luft ist weniger angesagt. Als ich überlegte, wie man Kinder dazu bringt, etwas zu machen, kam ich auf die Fußballmannschaft und baute sie in die Geschichte ein.“

Vor der Veröffentlichung des 200 Seiten umfassenden Jugendromans Ende November letzten Jahres „testete“ Lübke die Geschichte bei einigen seiner Siebtklässler, die genau der Zielgruppe des Werkes entsprechen. „Innerhalb von drei, vier Tagen haben sie das Buch gelesen und alle fanden es toll und spannend“, freut er sich. Dabei habe er bewusst Schüler ausgewählt, die auch keine Scheu hätten, Kritik zu üben.

Tatsächlich ist die Geschichte von Lena sehr eingängig und nah an der Realität gehalten, sodass es vor allem jugendlichen Lesern einfach fallen wird, Parallelen zu ihrem Alltag zu ziehen. Lenas innere Monologe und Gedankengänge ermöglichen es dem Leser, sich in ihre Situation hineinzuversetzen, mit ihr zu fühlen, und regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Das Buch zeigt auf, dass es nicht den einen Schuldigen gibt, sondern dass auch Eltern, Lehrer und Mitschüler in der Verantwortung stehen, sensibilisiert zu sein und genau hinzuschauen, um Mobbing zu begegnen.

Der Jugendroman „Ihr & Ich – Raus aus dem Abseits“ von Christian Lübke ist m Selbstverlag Books on Demand erschienen und umfasst 232 Seiten. Empfohlen wird das Buch für Jugendliche ab zwölf Jahren, kann als Klassenlektüre dienen und ist für 10,99 Euro im Handel erhältlich. Auch steht es in der Stadtbücherei Nidderau.
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