Offener Brief zum Standort des Bauhofs

Foto: J. Foisinger

(Bruchköbel/re) – Ein Leser des BK hat zum Thema einer möglichen Verlegung des Bauhofes einen offenen Brief an die derzeitigen Bürgermeisterkandidaten geschrieben. Wir dokumentieren diesen hier ungekürzt:

Offener Brief an die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl in Bruchköbel

 

Sehr geehrter Herr Baier,

sehr geehrte Frau Braun,

sehr geehrter Herr Hußing,

sehr geehrter Herr Ringel,

sehr geehrter Herr Sliwka,

sehr geehrter Herr von Wittich,

sehr geehrter Herr Weber,

 

wie ich erfahren habe, wird im Rahmen des Wahlkampfes auch über eine Verlegung des Bau- / Wertstoffhofes diskutiert. In der Presse wurde auch ein Gemeinschaftsprojekt mit der Nachbargemeinde Erlensee zur beiderseitigen Kostenreduzierung angedacht. Dabei ist wohl auch ein Standort im Bereich Kinzigheimer Weg am Ende zum Bahndamm hin ins Gespräch gebracht worden. Gegen diesen Standort sprechen jedoch durchaus gewichtige Gründe.

Dabei möchte ich von Beginn an deutlich machen, dass ich mich nicht nur gegen einen Vorschlag ausspreche, sondern auch gleich einen Alternativvorschlag unterbreite. Meines Erachtens wäre eine Positionierung des Bauhofes in der Straße „Am Flugplatz“ (bei der ehemaligen Tierkörperverwertung) wesentlich besser geeignet. Inwieweit diesem Vorschlag planungsrechtlich oder verwaltungsrechtlich größere Hürden als beim Standort Kinzigheimer Weg entgegenstehen, vermag ich nicht zu beurteilen. In Summe scheinen mir die nachfolgend aufgeführten Argumente jedoch eine genauere Prüfung zu rechtfertigen. Grundsätzlich ist die Bereitstellung von Flächen für den Wohnungsbau in Zentrumsnähe sinnvoll. In diesem speziellen Fall sollte jedoch sehr genau überprüft werden (gegebenenfalls vor einer kostenträchtigen Umsetzung von weitreichenden Entscheidungen), inwieweit hier eventuell Altlasten der ehemaligen Firma Reinelt berücksichtigt werden müssen. Daraus haben sich wohl in den Nachbarliegenschaften nach der erfolgten Wohnbebauung bereits Probleme ergeben.

Für eine Bevorzugung eines Standortes „Am Flugplatz“ sprechen aus meiner Sicht folgendeAspekte:

Mögliches Gemeinschaftsprojekt mit Erlensee

Es erscheint unvorstellbar, dass ein Standort Kinzigheimer Weg von Erlensee mit entsprechender Kostenteilung akzeptiert werden würde. Zur Nutzung müssten die Bürger von Erlensee nicht nur den erforderlichen Weg durch ihre Gemeinde, sondern praktisch auch noch durch die gesamte Nachbargemeinde, die Kernstadt von Bruchköbel, auf sich nehmen. Der Standort „Am Flugplatz“ könnte sicherlich von einer erheblich höheren Akzeptanz in Erlensee (sowohl bei den Bürgern als auch bei der Politik) profitieren, da er sich „in der Mitte“ zwischen Erlensee und Bruchköbel befindet.

Verteilung auf verschiedene Zufahrtswege nicht mehr möglich

Beim gegenwärtigen Standort des Wertstoffhofes sind die Zufahrtsverkehre weitgehend nach Stadtteilen getrennt und laufen nur zu einem sehr geringen Teil gebündelt durch die Innenstadt von Bruchköbel. Bei einem Standort Kinzigheimer Weg würde der gesamte Anlieferverkehr aus allen Stadtteilen mit insgesamt über 20.000 Personen durch die Wohnstraße Kinzigheimer Weg zwischen Kreisel und Bahndamm führen.

Die Anteile aus dem Gebiet von der Haagstraße aus in Richtung Erlensee würden dann wahrscheinlich über die Waldseestraße und den Kinzigheimer Weg zum Kreisel fahren. Der Bereich Kirleweg / Hainstraße zwischen Kreisel und Hauptstraße müsste jedoch zu den Öffnungszeiten des Bauhofes trotzdem den größten Teil des Anleferverkehres der Kernstadt und aller übrigen Stadtteile aufnehmen. Insbesondere an Samstagen, wenn viele Bürger ihre Einkäufe bei den Discountern vor der Stadt erledigen, würde dies eine erhebliche zusätzliche Belastung der Kreuzung Hainstraße / Hauptstraße / Jahnstraße darstellen. Dabei würden die Anlieferfahrzeuge für den Wertstoffhof diese Kreuzung ja zwei mal passieren (bei Anlieferung und Abfahrt).

Darüber hinaus stellen die Anfahrten aus Ober- und Niederissigheim, sowie Butterstadt für das Zentrum eine

erhebliche Belastung dar. Dies betrifft nicht nur die Zeit des Umbaus der Innenstadt, sondern wird sich auch danach fortsetzen. Durch die wenigen Parkplätze außerhalb der Tiefgarage, die beim REWE geplant sind, wird der Parksuchverkehr dort deutlich zunehmen und mit dem Anlieferverkehr für den Wertstoffhof und das innerstädtische Gewerbe um jeden Quadratmeter Straße konkurrieren. In der Folge ist hier eine weitere Schwächung der Läden in der Innenstadt zu befürchten.

LKW-Verkehr durch Bruchköbel

Bei der gegenwärtigen Lage des Wertstoffhofes wird Bruchköbel nur unwesentlich von der Anlieferung und Abfuhr der Container berührt. Bei der Verlegung des Wertstoffhofes an den Kinzigheimer Weg sind jedoch große Schwierigkeiten vorhersehbar. Der LKW-Verkehr für die Container über die Route Kinzigheimer Weg / Waldseestraße / Lindenallee / Hauptstraße würde auf lange Strecke durch ein Wohngebiet führen. Da diese Route mit parkenden Autos und Busverkehr in beiden Richtungen vielleicht zu umständlich ist, könnte die Alternativroute über die recht schmale Insterburger Straße trotz eines erheblichen Umweges genutzt werden. Da auf dieser schmaleren Straße ebenfalls Busverkehr herrscht, sind hier erhebliche Probleme vorprogrammiert. Diese können meines Erachtens durch den völligen Wegfall der Parkmöglichkeiten in der Insterburger Straße nur unzureichend gemildert werden.

Da der Wertstoffhof dann am Ende einer Sackgase zu liegen käme, sind auch Probleme beim Rangieren der LKWs für den Wechsel der Container zu erwarten. Neben dem Platzbedarf für das Rangieren müssen die Container während des Umladevorgangs nun auf der einzigen Zufahrtstraße abgestellt werden, die sich bereits Anlieferverkehr, Container-LKWs und die Autos der Warteschlange teilen.

Hinzu kommt, dass die Pflasterungen im Kreuzungsbereich des Kinzigheimer Weges mit der Insterburger und der Görlitzer Straße für den Schwerverkehr möglicherweise nicht ausgelegt sind. Insbesondere durch die Kurvenbeanspruchung des Schwerverkehrs an der Kreuzung Insterburger Straße steht zu befürchten, dass dadurch zusätzlicher Investitionsbedarf entstehen würde.

Lärmbelastung

Auch wenn ein Wertstoffhof im Kinzigheimer Weg am Rande einer Wohnbebauung zu liegen käme, dürfte die Belastung durch Einwurf und Verkehr doch in Summe bei einem Standort „Am Flugplatz“ ganz erheblich geringer sein als bei einem Standort „Kinzigheimer Weg.“ Unabhängig von der Funktion, die Sie jetzt und in Zukunft in der Lokalpolitik Bruchköbels wahrnehmen, bitte ich Sie die vorgenannten Argumente sorgfältig und verantwortungsvoll zum Wohle Bruchköbels zu prüfen.

Bruchköbel, 2019-10-08

Heinz Krämer